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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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getan, was ich tun mußte.«
    »Was du tun wolltest«, berichtigte sie Milicent, ohne dabei einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden.«
    »Nenn es, wie du willst, doch die Konsequenzen muß schließlich ich tragen. Ich hatte angenommen, Dad und du, ihr würdet meine Handlungsweise verstehen. Daß es nicht leicht für euch ist, leuchtet mir ein, aber warum wirst du so wütend?«
    »Ich bin nicht wütend.« Das war sie aber, sie kochte sogar vor Wut. »Ich mache mir Sorgen, weil ich nicht möchte, daß du dich von irgendwelchen dummen Gefühlen beeinflussen läßt. Du kennst sie nicht, Kelsey. Du hast keine Ahnung, wie gerissen und rachsüchtig sie ist.«
    »Ich weiß, daß sie das Sorgerecht für mich beantragt hatte.«
    »Damit wollte sie deinen Vater verletzen, weil er sie durchschaut hatte. Du warst nur das Werkzeug. Sie trank, sie hatte andere Männer, und sie machte aus all ihren Schwächen nie einen Hehl, so sicher war sie, daß sie am Ende gewinnen würde. Und wie endete das alles? Sie hat einen Mann getötet.« Milicent holte tief Atem. Allein der Gedanke an Naomi brachte sie in Rage. »Vermutlich wollte sie dir einreden, daß sie in Notwehr gehandelt hat, um ihre Ehre zu verteidigen. Ihre Ehre .«
    Milicent konnte nicht länger stillsitzen und sprang erregt auf. »Oh, sie war schlau, und sie war schön. Wenn die Beweislast gegen sie nicht so erdrückend gewesen wäre, hätte sie die Geschworenen vielleicht sogar zu einem Freispruch bewegen können. Aber wenn eine Frau einen Mann nachts in ihrem Schlafzimmer empfängt, und nur mit einem dünnen Morgenmantel bekleidet, dann ist es sehr unglaubwürdig, hinterher von Vergewaltigung zu reden.«
    »Vergewaltigung?« wiederholte Kelsey schockiert, doch sie brachte nur ein Flüstern zustande, und Milicent verstand es nicht.
    »Einige glaubten ihr natürlich, denn es gibt immer Leute, die dieser Art Frau Glauben schenken.« Milicent nahm ihre Handschuhe vom Tisch und schlug sie nervös gegen ihre Hand. »Aber letztendlich wurde sie schuldig gesprochen und verurteilt. Sie verschwand aus Philips und deinem Leben – bis jetzt. Kannst du wirklich so störrisch und egoistisch sein und ihr wieder einen Platz in deinem Leben einräumen? Deinem Vater diesen Kummer bereiten?«
    »Es ist doch aber nicht so, als ob ich zwischen ihr und Vater wählen müßte, Großmutter.«
    »Doch, genau darauf läuft es hinaus.«
    »Für dich, nicht für mich. Ich will dir eins sagen: Bevor du kamst, war ich mir nicht sicher, ob ich sie wiedersehen wollte. Jetzt weiß ich, daß ich das tun werde. Und willst du auch wissen, warum? Weil sie sich mir gegenüber nicht verteidigt hat. Sie forderte mich nicht auf zu wählen. Ich werde sie noch einmal treffen und dann meine Entscheidung fällen.«
    »Egal, wen du damit verletzt?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, bin ich hier die einzige, die ein Risiko eingeht.«
    »Du irrst dich, Kelsey, und begehst einen schweren Fehler. Sie ist schlecht und hinterhältig.« Milicent strich ihre Handschuhe Finger für Finger glatt. »Wenn du darauf bestehst, diese Verbindung aufrechtzuerhalten, dann wird sie alles tun, was in ihrer Macht steht, um dich und deinen Vater zu entzweien.«
    »Das würde keinem gelingen!«
    Milicent blickte sie an, und ihre Augen waren dabei kalt wie Eis. »Du kennst Naomi Chadwick nicht.«

3
    Es stimmte, Kelsey kannte Naomi Chadwick nicht, aber sie beabsichtigte, sie kennenzulernen.
    Ihre Hochschuljahre waren keine Zeitverschwendung gewesen. Wenn es etwas gab, das sie beherrschte, war es das Sammeln von Hintergrundinformationen. Egal zu welchem Thema. Und auch Naomi bildete da keine Ausnahme.
    Die nächsten zwei Wochen verbrachte Kelsey größtenteils in der öffentlichen Bibliothek und in Zeitungsarchiven, wo sie eifrig Mikrofilme studierte. Zuerst fand sie in der Gesellschaftsspalte die Verlobungsanzeige von Naomi Anne Chadwick, einundzwanzig, Tochter von Matthew und Louise Chadwick, wohnhaft Three-Willows-Farm in Bluemont, Virginia, und Professor Philip James Byden, vierunddreißig, Sohn von Andrew und Milicent Byden aus Georgetown. Die Hochzeit sollte im Juni stattfinden.
    Dann entdeckte Kelsey die Heiratsanzeige mit einem Foto. Es versetzte ihr einen regelrechten Schock, ihren Vater so jung, sorglos und glücklich zu sehen, eine Rosenknospe im Knopfloch und Hand in Hand mit Naomi. Sie fragte sich, ob die Rose wohl weiß oder vielleicht sonnengelb gewesen war.
    Neben Philip stand eine strahlende Naomi. Sogar das

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