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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zahnloses Grinsen. »Nehm’ an, Sie erinnern sich weder an sie noch an mich. Boggs heiß’ ich. Hab’ Sie auf Ihr erstes Pony gesetzt, aber vermutlich ham’ Sie vergessen, wie das geht.«
    »Nein, ich kann reiten.« Kelsey streckte vorsichtig die Hand aus, um die alte Stute zu streicheln. »Wie heißt sie denn?«
    »Queen Vanity Fair. Ich nenn’ sie einfach Queenie.«
    Die Stute schnaubte leise, und ihre sanften braunen Augen richteten sich auf Kelsey. »Sie ist zu alt, um noch beim Rennen zu starten«, murmelte Kelsey.
    »Und auch zum Fohlen, Queenie ist im Ruhestand. Aber manchmal denkt sie, sie wär noch’n junges Ding, so tobt sie ’rum. Wenn ich’n Sattel mitbringen täte, was meinen Sie, wie sie dann die Ohren spitzen würde«.
    »Man kann sie also noch reiten?«
    »Wenn’s der richtige Reiter ist. Ihre Ma’ ist hinten im Schuppen, auf der linken Seite. Große Dinge geh’n heute hier vor.«
    »Oh. Vielen Dank auch, äh, . . .«
    »Boggs. Willkommen zu Hause.« Der Mann drehte sich um und strich mit seiner knorrigen, verarbeiteten Hand zart über das Bein der Stute. »Besser, Sie zieh’n beim nächsten Mal Stiefel an.«
    »Ja«, Kelsey sah auf ihre weichen italienischen Pumps hinab. »Da haben Sie recht.«
    Sie durchquerte die Ställe und blieb, nach einem prüfenden Blick über ihre Schulter, bei Serenitys Box stehen. Die Stute belohnte sie mit einem freundschaftlichen Schnauben und knabberte dann an ihrer Hand.
    Draußen, bei dem Gebäude zu ihrer Linken, herrschte hektischer Betrieb. Sie erkannte Gabe und fragte sich einen Moment lang hingerissen, wer wohl prachtvoller aussah, er oder der sich aufbäumende braune Hengst, den er zu bändigen versuchte. Er hielt das Tier am kurzen Zügel und stemmte mit aller Kraft die Beine in den Boden, während der Hengst am ganzen Leibe zitterte und laut wieherte.
    Gabe, dessen Haar vom Wind zerzaust wurde, warf lachend den Kopf zurück. Du hast Angst, was? Kann ich verstehen. Nichts bringt das Blut so sehr in Wallung, wie eine schöne, liebesbereite Stute. Hallo, Kelsey.« Ohne sich umzudrehen hielt er weiterhin den Hengst im Zaum. Er hatte ihre Anwesenheit gespürt, fast meinte er, ihren Duft wahrgenommen zu haben, so wie der Hengst die Stute roch. »Da sind Sie gerade rechtzeitig zum großen Ereignis gekommen. Sie sind doch nicht empfindlich, oder?«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Wunderbar. Naomi wartet drinnen mit der Stute. Longshot und Three Willows sind im Begriff, gemeinsam einen Champion hervorzubringen.«
    Kelseys Blick wanderte über das Pferd. Mehrere Helfer standen bereit, Gabe im Notfall zur Hand zu gehen. Das Tier bot einen herrlichen Anblick, sein Fell glänzte bereits vor Schweiß, die Muskeln spielten unter der Haut, und seine Augen glühten.
    »Den wollen Sie auf eine arme, nichtsahnende Stute loslassen?«
    Gabe grinste. »Glauben Sie mir, sie wird mir dankbar sein.«
    »Furchtbare Angst wird sie haben«, widersprach Kelsey und betrat den Stall. Ihre Mutter und Moses beruhigten die Stute, die offenbar genauso aufgeregt war wie der Hengst. Auch sie war braun und sah prächtig aus wie der
ihr zugeteilte Partner. Man hatte ihr Fußfesseln angelegt und ihren Nacken mit einem dicken Ledertuch geschützt.
    »Kelsey«, Naomi wischte sich über das schweißbedeckte, schmutzverschmierte Gesicht, »Gertie sollte mir doch Bescheid geben.«
    »Ich hab’ ihr gesagt, sie soll sich nicht bemühen. Bin ich im Weg?«
    »Nein . . .« Zweifelnd blickte Naomi zu Moses hinüber. »Aber hier wird es gleich ziemlich wüst zugehen.«
    »Ich bin schon ein wenig aufgeklärt«, meinte Kelsey trocken.
    »Bleiben Sie hier«, fügte Moses hinzu, »dann lernen Sie noch was dazu.« Und zu einem seiner Männer sagte er: »Sie ist soweit.«
    »Bleib außer Reichweite«, warnte Naomi ihre Tochter. »Das wird kein gemütliches Schäferstündchen.«
    Sex lag in der Luft. Als Gabe und seine Helfer den Hengst hereinführten, verstärkte sich der beißende Geruch noch. Die Stute wieherte, ob aus Protest oder Zustimmung, konnte Kelsey nicht entscheiden, und der Hengst antwortete mit einem Laut, der ihr durch und durch ging.
    Es wurden rasche Befehle gegeben, als der Hengst mit einem einzigen kraftvollen Satz die Stute bestieg. Mit weit aufgerissenen Augen sah Kelsey zu, wie Moses bei der Paarung technische Hilfestellung leistete. Dann sah sie, warum die Stute den ledernen Nackenschutz trug, und ihr stockte der Atem. Wahrscheinlich hätte der Hengst ihr sonst seine Zähne bis auf die

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