Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
trockene Kehle zu beruhigen. »Ich möchte sie so gern berühren, sie nur einmal in den Arm nehmen. Aber ich kann nicht. Vielleicht würde sie es sogar zulassen, aber das wäre schlimmer als eine Zurückweisung.«
    »Sie ist doch hergekommen.« Sanft strich Gabe über Naomis Haar und ihre Schulter. »Sie scheint mir nicht der Typ zu sein, der etwas tut, was er nicht will.«
    »Ich erwarte ja gar nicht, daß sie mich liebt. Aber ich wünsche mir so, daß sie sich lieben läßt.« Naomi ergriff die Hand, die auf ihrer Schulter ruhte.
    Kelsey, die gerade auf sie zukam, bemühte sich, die Intimität dieser Geste zu übersehen. Das ist nicht meine Angelegenheit, ermahnte sie sich. Gezwungen lächelnd nahm sie den Kaffee entgegen, den Gabe ihr reichte.
»Danke. Man hat mir gerade den Sieger jedes Rennens genannt. Wenn ich wollte, könnte ich heute von hier mit einer dicken Brieftasche fortgehen.«
    »Jimmy hat immer Tips auf Lager«, meinte Naomi. »Und sie sind ebensooft richtig wie falsch.«
    »O nein, da kann gar nichts schiefgehen.« Verschmitzt grinsend hob Kelsey ihren Becher. »Er hat geschworen, daß er Miß Naomis Tochter nur todsichere Tips gibt. Ich soll im ersten Rennen auf Necromancer setzen, weil das Feld langsam ist und er um Längen gewinnt.« Sie hob die Brauen. »Habe ich mich richtig ausgedrückt?«
    »Niemand würde auf den Gedanken kommen, daß Sie heute zum erstenmal hier sind«, entgegnete Gabe trocken.
    »Ich lerne schnell.« Kelsey blickte sich um und stellte fest, daß die Hektik merklich nachgelassen hatte. »Was passiert nun?«
    »Jetzt warten wir.« Naomi stand auf und reckte sich. »Komm mit. Ich hole uns ein paar Doughnuts zum Kaffee.«
     
    Der Renntag schien hauptsächlich aus Warten zu bestehen. Für die nicht für ein Rennen gemeldeten Pferde war der Arbeitstag um zehn zu Ende. Transporter kamen an und fuhren wieder weg. Die Rennbahn wurde aufbereitet.
    Gegen Mittag begannen sich die Tribünen zu füllen, und in den Aussichtsrestaurants dahinter konnte man sich servieren lassen und das Rennen fern vom Lärm und Gestank der Menschenmassen genießen.
    Die Pferde wurden in ihren Boxen erneut bereitgemacht. Geschwollene Beine wurden mit Eis gekühlt, und je nach der persönlichen Strategie ließ man die Tiere entweder in Ruhe oder hätschelte sie wie Babys.
    Jetzt lag auch, ganz anders als am Morgen, Spannung in der Luft. Die Pferde, begierig, endlich loszugaloppieren, tänzelten hin und her. Einige beruhigten sich, sobald ihr Jockey in den Sattel gehoben wurde, andere scharrten weiter unruhig mit den Hufen.
    Dann wurden sie in einer Reihe zum Vorführring geführt.
    Jetzt belebten sich auch die Tribünen. Neulinge gesellten sich zu alten Hasen, aber alle hofften sie, heute möge ihr Glückstag sein. Die Rituale des Pferderennsports begannen mit der Vorstellung der Konkurrenten, die vor dem Publikum ihre Runden drehten. Wer wetten wollte, begutachtete Pferde und Jockeys und vertiefte sich in sein Programm. Jeder hoffte natürlich, seinen Einsatz für einen Sieger zu machen.
    Wenn ein Pferd schwitzte, konnte das ein Zeichen von Nervosität sein. War das ein Vor- oder ein Nachteil? Da waren die Ansichten geteilt. Bedeutete ein bandagiertes Vorderbein Schwierigkeiten? Dort zerrte ein Pferd am Zaumzeug, es könnte heute schlecht unter Kontrolle zu halten sein – oder besonders schnell laufen. Ein anderes wieder sah aus, als könnte es siegen.
    Kelsey spürte die Hoffnungen und Träume der Zuschauer und Jockeys, als sie am Geländer stand. Und plötzlich verstand sie, wie mächtig der Wunsch werden konnte, zu siegen.
    »Ich glaube, ich gebe mal meinen ersten Tip ab.«
    Naomi lachte, denn sie hatte es nicht anders erwartet. »Gehst du mit, Gabe? Niemand sollte beim ersten Mal allein am Wettschalter stehen.«
    »Ich komme auch allein zurecht«, wehrte Kelsey ab, als Gabe ihre Hand nahm.
    »Das denken alle.« Er bahnte sich einen Weg durch die Menge nach innen, wo sich vor den Wettschaltern bereits lange Schlangen gebildet hatten. »Lassen Sie mich kurz erklären, wie man auf Pferde wettet. Haben Sie sich schon überlegt, wieviel Einsatz Sie riskieren wollen?«
    Verärgert runzelte Kelsey die Stirn. »Hundert ungefähr.«
    »Verdoppeln Sie’s. Wieviel Sie auch immer setzen wollen, verdoppeln Sie’s, und dann schreiben Sie’s ab. Haben Sie ihr Programm?«
    »Ja.« Sie verstand zwar nicht, was dort stand, aber sie hatte es dabei.
    »Normalerweise müßten Sie sich für mehrere Stunden
an ein

Weitere Kostenlose Bücher