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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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siebzehn –, träumte ich davon, eines Tages zurückzukehren,
die Taschen voller Geld, und mir selbst ein Gestüt aufzubauen.«
    »Das haben Sie ja auch getan.«
    »So kann man’s nennen.«
    »Und was haben Sie in der Zwischenzeit gemacht?«
    »Das ist eine andere Geschichte.«
    »Ich hab’ schon verstanden.« Essen und Wein hatten ihre Stimmung gehoben. Sie stützte ihr Kinn auf die Hand. »Ich wette, Sie haben alles gehaßt an dem altehrwürdigen Prachtbau.«
    »Jeden verdammten Stein des Gebäudes.«
    Lachend lehnte sich Kelsey zurück und nahm ihr Glas. »Ich fange an, Sie zu mögen. Sie haben mir das doch nicht alles vorgelogen?«
    »Weshalb hätte ich das tun sollen? Möchten Sie einen Nachtisch?«
    »Ich bin eigentlich satt.« Stöhnend stand Kelsey auf und ging im Zimmer umher. »Wissen Sie, als ich dieses Haus zum erstenmal sah, wirkte es auf mich herrisch, und ich hatte recht.« Einen Moment lang schloß sie die Augen. »Mein Grenzpunkt.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Sie trat ans Fenster. »Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man aus dem Fenster schaut und über sein eigenes Land blickt?«
    »Wieso? Was sehen Sie denn von Ihrem Fenster?«
    »Ein Restaurant, ein kleines Einkaufszentrum mit einer häßlichen Boutique und einer himmlischen Bäckerei. Die U-Bahn-Station liegt praktisch nebenan. Ich dachte immer, daß ich städtischen Komfort brauche.«
    Gabe legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich um. »Den brauchen Sie aber nicht.«
    »Nein.« Zu ihrer Überraschung begann sie zu zittern, als er mit der Hand über ihren Hals strich.
    »Was denn dann?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und fuhr mit seinen Fingern durch ihr Haar. »Aber ich weiß es.«
    Er senkte seinen Mund auf ihren herab, zögernd zuerst, kaum mehr als der Hauch einer Berührung, so daß beide jederzeit wieder zurückweichen konnten.
    Doch Kelsey warf sich an seine Brust, schlang die Arme um seinen Hals und suchte seine Lippen.
    Sie hatte beinahe vergessen, was für ein Gefühl das war. Oder sie hatte es vielleicht niemals gekannt. In dieser Umarmung lag nichts Zaghaftes oder Zurückhaltendes, sondern sie war fordernd und wild. Dieses Verhalten wollte so gar nicht zu dem gedämpften Kerzenlicht und der sanften Musik passen.
    Gabe konnte nur noch an sie denken. Für ihn gab es nichts anderes mehr auf der Welt. Das Gefühl ihres Körpers, der sich gegen seinen preßte, das Verlangen nach ihr ließ ihn alles vergessen. Er war jetzt nur noch ein Mann, der eine Frau begehrte.
    Es mußte sie berühren. Seine Hände glitten mit verzweifeltem Hunger über ihren Körper, und er spürte, wie sie ihm entgegenkam, ihn ermutigte. Nur nicht nachdenken, nur nicht zur Besinnung kommen.
    Dann strich er ihr mit einer Hand das Haar aus dem Gesicht, und blitzartig hatte sie das Bild vor Augen, wie er nur einige Stunden vorher mit der gleichen lässigen Geste durch das Haar ihrer Mutter gefahren war.
    Schrecken und Scham überkamen sie. Sie schob Gabe fort, versuchte, sich loszureißen, sich Luft zu verschaffen. »Nein!« Als er nach ihr griff, wich sie zurück. »Fassen Sie mich nicht an!« Fast meinte sie, seine Lippen noch auf den ihren zu spüren, und ihr Verlangen nach ihm hatte nicht nachgelassen. »Wie konnten Sie das tun? Wie konnte ich das nur zulassen?«
    »Ich will dich.« Gabe mußte sich mit aller Kraft beherrschen, um sich nicht mit Gewalt zu nehmen, was sie ihm beinahe freiwillig gegeben hätte. »Und du willst mich auch.«
    Das konnte sie nicht leugnen. Voller Scham über sich selbst wehrte sich Kelsey. »Ich bin keine Stute, die man festbindet. Und ganz bestimmt bin ich heute abend nicht
hierhergekommen, damit Sie Mutter und Tochter vergleichen können!«
    Mühsam bremste sich Gabe. »Würdest du mir das bitte genauer erklären?«
    »Ich will keine fadenscheinigen Entschuldigungen für mein Verhalten suchen, aber ich habe doch noch so viel Anstand, nicht bis zum Äußersten zu gehen. Doch Sie - Sie haben keinen Funken Anstand im Leib.« Kelsey strich über ihre zerzausten Haare. Wut, hervorgerufen durch ein stechendes Schuldgefühl, gab ihrer Stimme eine ungewohnte Schärfe. »Ist das für Sie vielleicht ein neues Spiel, Slater? Die Tochter zum Essen einladen, versuchen, sie ins Bett zu kriegen, nur um festzustellen, ob sie so gut ist wie die Mutter? Haben Sie etwa insgeheim eine kleine Wette abgeschlossen?«
    Gabe antwortete nicht gleich. Weder sein Gesicht noch seine Stimme verrieten

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