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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Als ob man sein Kind in den Schulbus steigen sieht. Plötzlich wird dir bewußt, daß es jetzt nicht mehr dein Kind ist und daß man eigentlich kaum etwas von ihm weiß.«
    »Das hat er nur getan, um mich zu ärgern.«
    Naomi lächelte wissend: »Das glaube ich nicht.« Dann strich sie Kelsey leicht über die Wange. »Durcheinander?«
    »Ja.«
    Aber sprechen wollte sie darüber sicher nicht. »Möchtest du, daß ich mit Gabe rede? Es wird ihm zwar nicht gefallen, aber er mag mich zu gern, um sich meine Einmischung zu verbitten.«
    »Nicht nötig, ich werde schon mit ihm fertig.« Kelsey schaute sich um und blickte in zahlreiche immer noch grinsende
Gesichter. »Habt ihr nichts zu tun?« brauste sie auf. »Ihr werdet nicht dafür bezahlt, Maulaffen feilzuhalten!«
    Als Kelsey so würdevoll wie möglich zum Sattelplatz schritt, schaute auch Naomi ihr grinsend nach.
     
    Auf der Rennbahn zeigte sich Pride in Hochform und schoß mit einem triumphierenden Leuchten in den Augen mit seinem Jockey Reno im Sattel ins Ziel. Anfangs hatte er Schwierigkeiten gehabt, sich aus dem Feld zu lösen, dann aber die Führung übernommen und sie mühelos behauptet. Volle drei Längen lagen im Ziel zwischen ihm und dem Zweitplazierten.
    »Muß einem reichen Mann gehören«, hörte Kelsey hinter sich.
    Das traf zu, dachte sie. Doch Geld hatte in diesem Fall nicht viel mit dieser hervorragenden Leistung zu tun.
    Gabe kam beim fünften Rennen zu ihr, und er wirkte so kühl und gelassen, als hätten sie nur gemeinsam ein Sandwich gegessen, statt sich in aller Öffentlichkeit leidenschaftlich zu küssen. »Reno ist fantastisch geritten.«
    »Er und Pride sind ein eingespieltes Team.« Sie warf Gabe einen herausfordernden Blick zu: »Das beste am Platz.«
    »Wir werden sehen«, murmelte er. »Behalte Cunninghams Big Sheba im Auge und sag mir, was du siehst.«
    Stirnrunzelnd beobachtete Kelsey, wie die Pferde in die Startboxen gezwängt wurden. Die große braune Stute zeigte sich nervös und widerspenstig, schlug aus und versetzte ihrem Pfleger einen bösen Tritt.
    »Sie steht unter Hochspannung, das ist nichts Ungewöhnliches.« Ihr Blick blieb an Three Aces hängen, der seinen Betreuern gleichfalls zu schaffen machte. »Dein Pferd ist auch nicht gerade die Ruhe selbst.«
    »Schau nur genau hin.«
    Das Startsignal ertönte, die Pferde stürmten los. Cunninghams Stute übernahm die Führung, ihre langen Beine wirbelten Kaskaden von Schmutz auf. Kelsey kniff die
Augen hinter dem Fernglas zusammen. Big Sheba triefte schon nach der ersten Runde vor Schweiß.
    »Sie ist schnell.« Sie zuckte zusammen, als der Jockey auf das Tier einschlug. »Warum treibt er sie bloß so an?«
    »Er tut, was man ihm gesagt hat.«
    Auf halber Strecke begann die Stute etwas nachzulassen, doch das reichte, damit die Verfolger aufholen konnten. Kelsey stiegen die Tränen in die Augen. Big Sheba hatte viel Mut und Willenskraft, doch ihr fehlte es an Ausdauer. Und sie wurde gnadenlos gequält.
    Auf der Gegengeraden fiel sie zuerst eine halbe Länge hinter Three Aces zurück, dann eine ganze. Schließlich behauptete sie noch den zweiten Platz mit einer Nasenlänge.
    »Das ist unverantwortlich!« Kochend vor Zorn ging Kelsey auf Gabe los. »Dagegen müßte es Vorschriften geben!
    »Vorschriften gibt’s genug, aber keine verbietet, ein Pferd über seine Grenzen hinaus zu belasten. Angeblich hat Big Sheba Lungenprobleme. Also weist dieser Idiot seinen Jockey an, sie über die Strecke zu prügeln. Er will um jeden Preis das verdammte Derby gewinnen, und dafür riskiert er sogar sein Pferd.«
    »Ich habe ihn bislang nur für einen Angeber gehalten.«
    »Ist er auch. Aber ein ehrgeiziger. Er will der Erste sein.«
    »Wollen wir das nicht alle?«
    »Das schon. Die Frage ist nur, wie weit wir gehen, um das zu erreichen.«
    Gabe verließ sie und ging zum Siegerring. Kelsey wandte der Bahn den Rücken zu. Der Glanz war jetzt ganz plötzlich verblaßt.

12
    Jack Moser führte ein ordentliches Haus. Gut, einige seiner Gäste mieteten schon mal ein Zimmer nur für eine Stunde, doch das interessierte ihn nicht. Hinter verschlossenen Türen spielte sich immer das gleiche ab, sei es in seinem Hotel oder im Ritz. Im Ritz war der Spaß bloß teurer.
    Bei ihm gab es keine Wanzen, er duldete nach Mitternacht keinen Lärm mehr, und er hatte für seine Gäste Kabelfernsehen legen lassen.
    Da waren neunundzwanzig Dollar pro Person und Nacht nicht zu teuer. Kinder unter achtzehn Jahren waren

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