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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aufgegeben. Nicht daß ihn das sonderlich störte. Ob warm oder eisgekühlt, Hauptsache, es handelte sich um Schnaps.
    »Glaub mir, früher oder später kommen die auf mich.«
    »Da könntest du recht haben. Du wirst nachlässig, alter Freund.« Rich Slater zupfte seine modische Krawatte zurecht. »Ein gepflegtes Äußeres ist schon die halbe Miete, mein Junge.«
    »Ich wollt’ mich doch bloß um das Pferd kümmern«, jammerte Lipsky und nahm mit der freien Hand seine Zigarette, die in einem angeschlagenen, bis zum Rand mit Kippen gefüllten Glasaschenbecher vor sich hin qualmte. »Wollt’ nur dafür sorgen, daß er nicht starten kann, mehr nicht.«
    »Allerdings war das nicht dein Auftrag«, erinnerte ihn Rich mit einem Grinsen. »Du solltest nur Augen und Ohren offenhalten, bis du weitere Anweisungen von mir erhältst, weiter nichts.«
    »Als ich seinen anderen Gaul in die Mangel genommen habe, hast du nicht so’n Geschiß gemacht.« Lipskys rotgeränderte Augen funkelten aufsässig. »Da hast du mir noch ’n Hunderter extra draufgelegt.«
    »Das hast du ja auch ganz ordentlich gemacht, Fred. Aber ich habe dir damals schon gesagt, du sollst kein Risiko eingehen. Aber . . .«, er machte eine wegwerfende
Handbewegung, »das liegt ja nun hinter uns. Und Gabes Lieblingspferd wird bestimmt noch eine Woche lang nicht einsatzfähig sein.« Alles fügte sich nahtlos in seinen eigentlichen Plan, die verletzten Pferde und sogar der Mord. Derartige Vorfälle waren Nahrung für die Gerüchteküche und beschäftigten die Behörden. Rich war in großzügiger Stimmung. Er griff in die Tasche. Seinen Glücksbringer, einen silbernen Geldclip in Form eines überdimensionalen Dollarzeichens, trug er ständig bei sich. Am liebsten war es ihm, wenn der Clip vor Geldscheinen nur so strotzte.
    Gewöhnlich pflegte er Eindollarnoten zusammenzustecken und einen Fünfziger, und wenn ihm das Glück hold war, legte er sogar einen Hunderter darüber. Da er im Moment geradezu im Geld schwamm, war der Clip mit Hundertern prall gefüllt. Er zupfte einen Schein heraus und legte ihn auf den Tisch.
    Lipsky starrte das Geld mit einer Mischung aus Gier und Schuldbewußtsein an. »Ich hätt’ doch dem Pfau nie was getan. Keiner hätt’ mich je dafür bezahlen können, den alten Mick umzulegen.«
    »Ein unglücklicher Unfall.« Rich klopfte ihm beruhigend auf die Schulter.
    Lipsky kippte einen weiteren Gin. »Hab’ noch nie einen umgebracht. Vielleicht mal ’n paar Leuten ’ne Lektion erteilt, wenn sie’s verdient hatten. Aber nie einen kaltgemacht.« Er sah Micks angst- und schmerzverzerrtes Gesicht noch vor sich, die hervorquellenden Augen und dann das Pferd, das sich aufbäumte.
    Und er sah das in Strömen fließende Blut, von dem sich die blaue Kappe, Micks Markenzeichen, langsam rot färbte.
    Er packte die Flasche und goß sich das Glas randvoll. »Er hätt’ eben seine Nase nicht in alles reinstecken sollen.«
    »Ausgezeichnet formuliert.« Rich bediente sich gleichfalls. Er haßte es, einen Mann allein trinken zu sehen, sogar wenn es sich um eine so abstoßende Kreatur wie Lipsky handelte. Doch die Zigaretten und das gravierte
Feuerzeug hielt er lieber unter Verschluß. »Es ist an der Zeit, den nächsten Schritt in Angriff zu nehmen.«
    »Die Polizei wird mir auf die Schliche kommen. An dem Tag haben mich jede Menge Leute auf der Bahn und bei den Ställen gesehen.«
    »Du hast dir die Rennen angesehen«, beschwichtigte Rich. »Vollkommen legal. Du bist auf der Bahn bekannt, Fred. Sonst hätten dich die Wachtposten wohl kaum in den Stall gelassen.«
    »Ja, ja, und früher oder später wird sich einer dran erinnern, daß ich nicht mehr zurückgekommen bin.« Er drückte seine Zigarette aus, und die Asche verteilte sich über den schmierigen Tisch. »Dann wer’n sie sich dran erinnern, daß ich ’n Messer dabei hatte.«
    »Deine Schlußfolgerungen sind bewundernswert. Ich gebe dir den guten Rat, schleunigst das Weite zu suchen. Hau ab, nach Florida, Kalifornien oder Kentucky. Vielleicht nach Mexiko. Da gibt’s auch Rennbahnen.«
    »Ich denk’ ja gar nicht dran, im Ausland zu leben. Ich bin Amerikaner.«
    »Ja, ja, der Patriotismus.« Rich prostete ihm zu. »Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen, Fred. Sonst hätte ich dich nie auf meine Lohnliste gesetzt. Aber jetzt fürchte ich, daß wir unter diesen Umständen unsere Geschäftsbeziehung beenden müssen.«
    »Das kostet aber mehr als’n Hunderter!«
    Richs Lächeln blieb

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