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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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gegeben, damit er seine Ermittlungen
durchführen kann.«
    »Das französische
Polizeysystem …«, sagte La Mettrie. »Der König hat vor, es auch in Preußen
einzuführen.«
    »Was wollen Sie
damit sagen?«
    »Abgesehen von
bestimmten organisatorischen Details geht es darum, dass in Zivil gekleidete
Beamte Verbrechen aufklären sollen. Die Beamten sind als solche nicht zu
erkennen.«
    »Welchen Vorteil
hätte das?«, fragte Quantz. »Wenn man sie nicht erkennt, wie sollen sie sich
denn Respekt verschaffen?«
    »Es geht nicht um
Respekt, sondern um Geheimhaltung. Es geht darum, das Volk zu beobachten, wenn
es gerade nicht spürt, dass die Staatsmacht in der Nähe ist.«
    »Warum sagen Sie mir
das alles?«
    Und warum standen
sie hier im Treppenhaus? Wäre es nicht bequemer, sich oben in der Stube
aufzuhalten? »Weil ich glaube, dass Sie das Objekt genau solcher Ermittlungen
sind. Beamte des Königs umgeben Sie, und Sie können sie als solche nicht
erkennen.«
    »Herrn Weyhe kenne
ich doch.«
    »Sicher. Aber er
wird Helfer haben. Kommen Sie mit hinauf. Und tun Sie so, als sei nichts.«
    La Mettrie eilte in
den ersten Stock. Quantz kam hinterher. In der Komponierstube stand La Mettrie
mit dem Rücken zum Fenster. »Ich bin sicher«, sagte er, »dass Sie überwacht
werden, und zwar von dem Haus gegenüber. Dort lauern Helfer von Rat Weyhe oder
von sonst jemandem.«
    Das Haus gegenüber.
Natürlich – darüber hatte Quantz ja selbst schon nachgedacht. Und er hatte dort
Licht gesehen!
    »Glauben Sie, dass
solche Beamte mein Haus durchsucht haben? Sophie sagte ja, es seien Zivilisten
gewesen.«
    »Möglich.«
    »Und woher wissen
Sie von der Überwachung?«
    »Ich habe etwas
gesehen. Dort drüben.«
    »Sie haben scharfe
Augen, Monsieur. Mir ist einmal ein Licht aufgefallen, aber das war nachts. Ich
habe selbst überlegt, ob ich beobachtet werde.«
    »Ich werde Ihnen
gleich ein zweites Mal beweisen, wie gut ich sehe.« Er lächelte Quantz
triumphierend an.
    »Was meinen Sie?«
    »Unter der
Fensterbank steckt etwas zwischen den Steinen. Außen. Hier oben. Andreas muss
es dort hinterlassen haben. Es ist ein Zettel. Wir müssen ihn unauffällig nach
drinnen holen. Unsere Gegner dürfen nicht bemerken, dass wir gefunden haben,
wonach sie suchten.«
    Sie hatten etwas
gefunden? Bisher war das alles nur La Mettries Vermutung, nichts weiter.
    »Woher wissen Sie
das?«
    »Ich habe den Zettel
von unten gesehen. Und das ist Andreas’ Art, eine Nachricht zu hinterlassen,
wenn derjenige, zu dem er möchte, nicht zu Hause ist. Aber wenn Sie das Fenster
öffnen und etwas aus den Steinen unter dem Sims hervorziehen, wird man das von
gegenüber sehen können. Und das müssen wir vermeiden.«
    Quantz schielte zum
Fenster. Am liebsten wäre er sofort hingegangen und hätte nachgesehen, ob La
Mettrie recht hatte. Hinter den Ästen waren die dunklen Fenster des verlassenen
Hauses zu erkennen. Er spürte von dort aus Blicke auf sich gerichtet. Doch zu
sehen war nichts.
    »Was können wir denn
tun?«, fragte er La Mettrie.
    »Sophie könnte uns
helfen, doch sie schläft. Mal überlegen. Wenn Sie überwacht werden, wird man
Ihnen folgen, wenn Sie das Haus verlassen. So könnte man sie fortlocken. Aber
das nützt nichts, wenn dort drüben mehrere Personen sind.«
    »Wir könnten warten,
bis die Dunkelheit hereinbricht. Dann kann man uns nicht erkennen.«
    »Das dauert zu
lange. Es ist gerade erst kurz nach Mittag. Übrigens meldet sich mein Magen.
Ihrer auch? Schon deshalb sollten wir langsam zu einem Ergebnis kommen. Bei
einem Mittagessen können wir unseren Fund dann weiter begutachten.«
    »Ich weiß eine
Lösung«, sagte Quantz. Plötzlich war ihm eine aberwitzige Idee gekommen.
    »Tatsächlich? Nehmen
Sie es mir nicht krumm, aber das hätte ich Ihnen nicht zugetraut.«
    »Wir müssen die
Leute ablenken, sagten Sie, richtig? Und wir brauchen einen Grund, warum ich
mich aus dem Fenster beuge. Auch richtig?«
    »Beides korrekt.«
    »Wir werden ihnen
eine Komödie vorspielen. Ich bin zwar weniger Theaterkomponist, aber ein
bisschen Talent für so etwas habe ich doch.«
    La Mettrie klang
enthusiastisch. »Quantz, das klingt wunderbar. Eine Komödie. Herrlich. Was
haben Sie vor?«
    ***
    »Ich frage mich,
was die da drüben machen«, sagte der junge Kilian.
    »Soviel ich weiß,
sind diese gelehrten Leute immer damit beschäftigt, zu disputieren.«
    »Und warum tun sie
das?«
    »Keine Ahnung.
Eigentlich müssten sie doch so gelehrt sein, dass sie

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