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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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zu
der Aufgabe an dem Tisch zwang, hatte er noch geglaubt, hinterher gleich wieder
freigelassen zu werden. Sein Geist war abgelenkt, er hatte nicht wahrhaben
wollen, in ein Gefängnis des Königs geraten zu sein. Denn nichts anderes war
das hier doch, oder nicht?
    Andreas hatte noch
nie davon gehört, dass andere Leute als der König Gefängnisse unterhielten.
    Er hockte sich auf
den Boden, die Kerze neben sich. Hatte er dem König geschadet? War er ein
Verräter? Aber er hatte doch nichts getan! Was warf man ihm vor?
    Als die Kerze nur
noch zwei Fingerbreit hoch war, schob er seine Überlegungen beiseite. Er durfte
hier unten nicht versauern. Er musste mit jemandem sprechen, der beim König ein
gutes Wort für ihn einlegte. Mit Herrn Quantz zum Beispiel. Oder Herrn Fredersdorf.
Nein, besser Herr Quantz.
    Wenn er erst einmal
hier hinausgekommen war, würde er den Weg zu ihm finden. Auch wenn dieser Weg
weit war. Sicher befand sich das Gefängnis gar nicht in Potsdam. Andreas hatte
von der Festung Spandau gehört, wo man Verbrecher einsperrte.
    Der Schlüssel, den
der schlafende Wärter festhielt … War es vielleicht möglich, an ihn
heranzukommen?
    Er legte sich auf
den Bauch und schob den Oberkörper so eng wie möglich an die Gittertür. Sosehr
er den Arm streckte – es fehlten immer noch sechs Handbreit, um den hängenden
Eisenring zu erreichen. Wahrscheinlich würde der Wärter ohnehin sofort erwachen,
falls es Andreas gelingen sollte, ihm den Schlüssel aus der Hand zu ziehen.
    Er streckte die
Kerze so weit in den Raum hinein, wie es ging, damit die Helligkeit in alle
Winkel drang. Die Bank, auf der der Wärter lag, stand an einem Tisch ähnlich
dem, an dem Andreas gearbeitet hatte. Darüber war ein Brett angebracht, das
Krüge und heruntergebrannte Kerzenleuchter trug. Ein weiterer Krug, ein
schmutziger Teller und ein Messer waren auf dem Tisch zu erkennen.
    Als hätte der
Schlafende etwas von dem Licht mitbekommen, kam Bewegung in ihn. Er schnarchte
lauter, brummte etwas und drehte sich. Die Hand mit dem Schlüssel bewegte sich
näher, aber bei Weitem immer noch nicht nah genug.
    Andreas brauchte
einen langen Stab, eine Stange – am besten mit einem Haken. Oder einen Ast … Er
ging den kurzen Gang zurück und überlegte fieberhaft. Hier war nirgends ein
solches Hilfsmittel zu finden. Kein Werkzeug, kein Holz – nichts. Außer dem
Tisch, dem Schemel, dem Schreibzeug, den Kerzen und dem Stroh gab es überhaupt
nichts in seinem Gefängnis. Bis auf ein paar Steine in dem Kerkerraum mit der
Kette, die wohl von der Wand heruntergebröckelt waren.
    Hier waren nur
Wände. Nur nackter Stein. Nur Nässe. Von der Milde des Frühlings, die draußen
herrschte, war hier nicht das Geringste zu spüren.
    Nachdem er alles
genau untersucht hatte, war die Kerze noch kürzer geworden. Wenn das so
weiterging, saß er bald im Dunkeln.
    Nachdenken konnte er
auch in der Finsternis, aber wie sollte er die Kerze wieder entzünden, wenn sie
erst einmal erloschen war?
    Andreas schlich zu
der Gittertür zurück und ließ den Blick noch einmal in die Runde schweifen.
Erst jetzt bemerkte er, dass neben der Tür, auf der Seite des Wärters, ein
helles Bündel lag. Es befand sich im toten Winkel, man konnte es nur erkennen,
wenn man sein Gesicht an den äußersten linken Gitterstab presste und in die
Ecke sah.
    Er legte sich hin,
tastete um die Kurve, fühlte Stein, Schmutz und Feuchtigkeit. Schließlich
gelang es ihm, eins von diesen Dingern, die dort gelagert waren, zu packen und
heranzuziehen. Es war ein dünnes, recht stabiles Rohr aus einer Art Schilf.
    Die Kerze war jetzt
nur noch ein kleiner Stumpf. Die Flamme drohte mitsamt dem Docht im Wachs zu
versinken.
    Andreas versuchte,
mit dem Rohr nach dem Schlüssel zu angeln, doch der Wärter hielt den Ring im
Schlaf fest umschlossen.
    Wofür waren in einem
solchen Gefängnis diese Rohre eigentlich gut? Eine Menge
Verwendungsmöglichkeiten fielen ihm ein – aber keine, die hier unten sinnvoll
gewesen wäre.
    Schließlich fiel
sein Blick wieder auf die Krüge. Und als die Kerze nur noch schwach glomm und
ihr Licht langsam rötlich wurde, kam ihm eine Idee.
    Er eilte in den
Kerker zurück und holte einige der Steine. Als er vor der Gittertür stand, wog
er einen davon in der Hand. Er musste einen Schritt zurücktreten, um genau zu
zielen. Hoffentlich gelang es ihm, den Stein genau zwischen den Stäben
hindurchzuschicken.
    Er holte aus.
Überstürze nichts, dachte er. Du hast nur einen

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