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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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blauen Rockärmels verschwinden ließ.
    »Seine Majestät ist
sehr erfreut, mit Euch zu musizieren!«
    Es gelang Quantz,
den Franzosen anzulächeln und trotzdem wachsam zu bleiben. »Ich freue mich
auch, und es ist mir eine Ehre.« Er ließ die höfliche Floskel los und
beobachtete dabei, wie sich die Gruppe um Bach auflöste.
    »Wie ich höre,
werden Sie ein Opus zu Gehör bringen, das seine Königliche Majestät selbst
komponiert hat«, sagte La Mettrie. »Auf Befehl der Königin Mutter.«
    »Sehr richtig,
Monsieur, es ist eine Sinfonie in großer Besetzung – die Ouvertüre zu einer
Serenade, die wir bereits im vergangenen Jahr gespielt haben, als Sie noch
nicht die Ehre hatten, am Hofe zu sein.«
    »Welch ein Glück für
mich, dass mir das entgangene Vergnügen nun doch noch zuteilwird.«
    »Sie beschäftigen
sich gern mit dem Glück?«, fragte Quantz, der immer noch versuchte, Bach im
Blickfeld zu behalten. Der Cembalist hatte sich Mara zugesellt. Graun, der
unübersehbar kontrollierte, ob Quantz noch in das Gespräch mit La Mettrie
versunken war, holte Benda dazu, und sofort stand die Gruppe wieder
beieinander.
    »Ist Glück nicht das
Wichtigste, was es im Leben gibt?«, fragte La Mettrie.
    »Natürlich,
Monsieur. Die Frage ist nur, wie man es erlangt.«
    »Mir scheint, Sie
haben es gefunden. Was gibt es Herrlicheres, als mit einem so großherzigen
König durch die Harmonie der Musik vereint zu sein?«
    Das Geplauder war
ermüdend. Nichtssagend gab man dem Gegenüber scheinbar recht, knüpfte an dessen
Aussagen an und gab ihnen damit eine gewisse Bedeutung, obwohl man sie im
nächsten Moment wieder vergessen hatte. Oder die Unterhaltung brach ab, weil
sich jemand einmischte, den man seinem Gesprächspartner vorzustellen hatte oder
der mit einem Einwand alles in eine neue Richtung lenkte.
    Diesmal sorgte ein
Lakai für eine Unterbrechung. Er verkündete endlich, die Herrschaften hätten
befohlen, mit dem Konzert zu beginnen.
    Den Anfang
machte eine Streichersinfonie – auch aus der Feder des Königs. Quantz und die
anderen standen seit Minuten vor der Tür und warteten darauf, sich zu dem
Ensemble hinzuzugesellen, wenn das erste Werk verklungen war.
    Das Stück mündete in
einen gemeinsamen Schlusston. Matter, durch edle Handschuhe gedämpfter Applaus
erklang. Die Lakaien öffneten die hohen hölzernen Flügeltüren. In Quantz
brandete die Aufregung wie eine schäumende Welle. Sie gingen hinein. In den
wenigen Atemzügen, die die Aufstellung in Anspruch nahm, steigerte sich seine
Unruhe plötzlich so stark, dass er sein Herz in den Ohren pochen hörte.
    Vor sich erblickte
er die bunte Gesellschaft. Hunderte von Augen sahen ihn an, und für einen
Moment fühlte er sich nackt und bloß. Dieses Gefühl kannte er bereits, und er
wusste, dass es gleich vergehen würde. Mit den beiden Flöten in der Hand
schritt er über das Parkett bis zu seiner Position neben dem Cembalo.
    Die Atmosphäre in
dem riesigen Saal war mit der bei den intimen Kammerkonzerten in Potsdam nicht
zu vergleichen. Anders als in Potsdam war hier in Berlin der höfische Prunk
lebendig geblieben.
    Erst jetzt ließ
Quantz seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Sie saßen an einer einzigen
Tafel in einem großen Rechteck, an den holzvertäfelten Wänden standen Lakaien
bereit. Offiziere bewachten den Vorschriften gemäß die Haupteingänge.
    Vorn in der Mitte
thronte die alte Königin in einem silberdurchwirkten Kleid, neben ihr Seine
Majestät, der in seinem dunkelblauen Rock wie einer der Militärs wirkte. Um ihn
herum hatte die gesamte übrige Hofgesellschaft ihren Platz – Prinzessin Amalia,
die beiden Prinzen, daneben Generäle, Diplomaten, Kammerherren und Hofdamen.
Friedrichs Gemahlin, Königin Elisabeth Christine, war wie üblich nicht zugegen.
Sie wurde nur eingeladen, wenn die Etikette es nicht vermeiden ließ. Und auch
dann sprach der König kein Wort mit ihr. Selbst nach Potsdam durfte sie nicht
kommen. Sanssouci hatte sie nie gesehen.
    Der Glanz von
Hunderten von Kerzen erleuchtete den Saal. Die Flammen, die so dicht
beieinander zu Feldern aus Licht zusammenflossen, brachen sich in den Spiegeln
und den dunklen Fenstern, die auf den Park hinausgingen. In der langen Reihe
der Scheiben erschien der ganze Festsaal in all seiner Pracht ein zweites Mal.
Die nächtliche Stadt Berlin blieb draußen, die hohe Gesellschaft war unter
sich.
    Nach der ersten Musik
hatte Gemurmel eingesetzt, Gläser klangen, die Lakaien kredenzten

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