Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
bitte aufstehen? Ich bekomme keine Luft mehr.«
    Langsam kam die Kutsche zum Stehen, der Fahrer fluchte Worte, die Lodrik noch nie in seinem Leben gehört hatte. Waljakov, der große, muskulöse Leibwächter, gab lautstarke Befehle an die Wachen.
    »Ich sehe nichts.« Der Tadc versuchte sich aufzurichten, doch die dicken Pelze machten ihn noch unbeweglicher, als er ohnehin schon war. »Es geht nicht, Stoiko.«
    Als Waljakov die Tür öffnete, purzelte Lodrik sehr unhoheitlich aus der Kutsche und fiel in den Matsch. Eingedenk der scharfen Worte seines Vertrauten, wuchtete er sich auf die Beine und gab sich Mühe, immer noch erhaben zu wirken, trotz des gelblich braunen Drecks, der an seinen Sachen klebte.
    Stoiko kletterte ebenfalls etwas ungeschickt aus dem Fahrzeuginneren. »Was war denn das? Lag eine Kuh auf der Straße, oder haben wir etwa einen Riesen überfahren?«
    Der Leibwächter deutete auf das zerstörte rechte Vorderrad. »Der Kutscher konnte dem Schlagloch nicht rechtzeitig ausweichen. Der Aufprall hat die Speichen komplett zerstört.« Acht Mann versuchten gerade die Kutsche anzuheben, damit ein weiterer einen Baumstamm zum Aufbocken unterlegen konnte. Die restlichen Wachen, die nichts mit der Reparatur der Kutsche zu tun hatten, blieben in den Sätteln und spähten aufmerksam in der Gegend umher. »Wir hatten großes Glück, dass es uns nicht die Achse zerschlagen hat.«
    Verstohlen musterte Lodrik den Mann, den Oberst Mansk zu seinem persönlichen Schutz abgestellt hatte.
    Waljakov, gut einen Kopf größer als der Diener, trug einen schlichten, eisernen Brustpanzer sowie Arm- und Beinschienen über der Winterkleidung. Der kahlrasierte Kopf wurde durch einen gefütterten Helm vor den frostigen Temperaturen geschützt.
    Etwas Unheimliches, so fand der Tadc, hatten die eisgrauen Augen des muskulösen Mannes, die unentwegt auf der Suche nach einer möglichen Bedrohung zu sein schienen. Angreifer hatten von diesem Mann keine Gnade zu erwarten.
    Waljakov trug, entgegen der Sitte des Landes, keinen Vollbart, sondern hatte am Unterkiefer entlang und um das Kinn silbrig weiße Haare stehen lassen. Eine Eigenart von ihm war es, den linken Unterarm so gut wie nie zu bewegen, sondern ihn in Gürtelhöhe in der Nähe des Säbelgriffs ruhig am Körper zu halten.
    Und noch etwas war Lodrik aufgefallen. Der Leibwächter lief, ritt und bewegte sich so selbstverständlich mit der ganzen Rüstung und den schweren Wintersachen, als ob er eine leichte Stoffhose und ein Seidenhemd tragen würde. Stoiko, an sich ein recht stattlicher Mann, wirkte neben diesem Kerl wie ein Knabe.
    »Wenn die Männer schnell arbeiten, sind wir in einer Stunde so weit, Herr. Glücklicherweise haben wir ein Ersatzrad dabei«, sagte Waljakov, verneigte sich und ging nach vorne, um dem Beifahrer zu helfen, die Pferde ruhig zu halten.
    Stoiko hatte die Gedanken seines Schützlings erraten. »Man erzählt sich, er habe mehr als fünfzig Männer im Duell erschlagen und mehrere Dutzend erfolgreiche Scharmützel für Euren Vater angeführt.«
    »Das glaube ich auf Anhieb.« Lodrik versuchte den Dreck vom Bärenfell abzuschütteln, doch die feuchte Erde hielt sich. »Er kann mir bestimmt mehr beibringen als mein alter Fechtlehrer.«
    Der Diener wiegte den Kopf hin und her. »Er soll kein einfacher Mann sein und zu Wutausbrüchen neigen. Das solltet Ihr wissen, wenn Ihr bei ihm im Unterricht seid.«
    »Da ich auch kein einfacher Mensch bin, verstehen wir uns bestimmt auf Anhieb«, sagte der Tadc zuversichtlich und ging ein paar Schritte auf und ab.
    Stoiko teilte die Ansicht des Thronfolgers nicht unbedingt und sah vor seinem geistigen Auge die schlimmsten Auseinandersetzungen.
    »Was ist mit seiner Hand, die er die ganze Zeit über unbeweglich hält?«, fragte Lodrik. »Sie sieht irgendwie seltsam aus.«
    »Das war wohl Unachtsamkeit. Soviel ich weiß, hat er die Hand in Jugendjahren in der Ausbildung verloren. Man erzählt sich innerhalb der Garde, dass sie einem Wurfbeil zum Opfer gefallen sei.« Stoiko zog die eigene Hand in den Ärmel seiner Jacke und imitierte einen Stumpf. »Seine Familie ließ den besten Heiler kommen, den es gab, und der hat ihm dann aus einem Kriegshandschuh die mechanische Hand angefertigt. Angeblich benutzt er irgendwie die Muskelreste des Unterarms, um die Finger zu öffnen und zu schließen. Der Griff soll stahlhart sein. Und einen kräftigen Schlag an den Kopf haben einige seiner Gegner nicht überlebt.«
    »Es ist schon

Weitere Kostenlose Bücher