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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ein bisschen unheimlich.« Der Tadc wackelte mit den Fingern. »Ob er wohl Schmerzen hat?«
    Der Diener zuckte mit den Schultern und drehte sich um. »Auf alle Fälle zeigt er sie nicht.«
    Das Gefährt war auf einer kleinen Anhöhe zum Stehen gekommen, die einen wunderbaren Ausblick geboten hätte, wäre der winterliche Tag freundlicher zu der Reisegruppe gewesen.
    Wolkenschleier verdeckten die Fernsicht, und der leichte Nebel, der in den Kronen der kahlen, erstarrt wirkenden Bäume hing, machte die Gegend auch nicht unbedingt gastfreundlicher.
    »Ich glaube, ich mag Granburg nicht.« Lodrik ließ den Blick über das trostlose Stück Land schweifen. »Warum schickt mich mein Vater rechtzeitig zum Wintereinbruch hierher? Warum nicht ans Meer oder dorthin, wo etwas los ist?«
    Stoiko überhörte die Fragen des Thronfolgers, der nur zu gut wusste, weshalb er hier war, und schaute sich ebenfalls um. »Wartet auf den Frühling, Herr. Dann sieht es bestimmt schön aus.« Der Vertraute beschloss, einen Kunstgriff zu versuchen. »Und die Küche ist hervorragend, was man hört.«
    »Wirklich?« Das Gesicht des Tadc hellte sich auf.
    Der Vertraute nickte eifrig und hoffte nur, dass es einigermaßen stimmte.
    »Seht, dort drüben«, unterbrach Waljakov die beiden und zeigte in Richtung Waldrand, aus dem eine Gestalt hervorgestolpert kam, hinfiel und sich schnell wieder aufrappelte.
    Die Wachen machten gleichzeitig ihre Armbrüste schussbereit und verfolgten den Menschen, der torkelnd auf die Reisegruppe zulief, mit aufmerksamen Blicken. Undeutlich nahm Lodrik Hilferufe wahr.
    »Was hat das zu bedeuten?«, murmelte der Junge.
    Zwei große, schwarze Hunde brachen unvermittelt aus dem Unterholz hervor und machten sich ohne einen Laut an die Verfolgung des Flüchtenden.
    Der Leibwächter kniff die Augen zusammen. »Das sind borasgotanische Kampfhunde. Die wildesten Biester, die es gibt. Ich habe einmal gesehen, wie zwei von ihnen einen ausgewachsenen Stier zerfetzt haben.« Er hob wie beiläufig den rechten Arm, die Soldaten legten die Armbrüste an. »Noch sind sie nicht in Reichweite, aber ich werde sie ohne zu zögern abschießen, sollten sie näher kommen.«
    Die Gestalt war erneut gestürzt. Nur mit viel Mühe kämpfte sie sich wieder auf die Beine und taumelte weiter. In wenigen Momenten würden die Hunde über ihr sein.
    »Kannst du nichts tun, Waljakov?« Lodrik hatte die Hände zu Fäusten geballt, gebannt von dem ungleichen und ungerechten Wettlauf.
    »Diese Kampfhunde sind teuer und gehören mit Sicherheit einem Adligen, Herr.« Der Leibwächter ließ das Geschehen auf dem Feld nicht eine Sekunde aus den Augen. »Vermutlich ist es eine Bestrafung, und Ihr seid als Gouverneur noch nicht im Amt. Eine Einmischung wäre nicht sehr ratsam.«
    Die schwachen Hilferufe klangen nun deutlicher zu den Männern herüber. Es war eine Frau, die dort unten um ihr Leben lief.
    »Das ist mir egal, Waljakov. Tu etwas, ich befehle es dir!« Der junge Tadc hatte eine Zornesfalte auf der geröteten Stirn. Stoiko hatte so etwas bei dem Thronfolger noch nie gesehen.
    Ein kurzer Befehl des Leibwächters und zehn Männer preschten die Anhöhe hinunter, um sich in Reichweite für die Fernwaffen zu bringen.
    Doch bevor der erste Schuss abgegeben wurde, erreichten die mehr als kalbgroßen Hunde ihr Ziel, rissen es zu Boden und versenkten die messerartigen Zähne in das Fleisch der Frau.
    Die erschütternden Schreie des Opfers gellten in den Ohren Lodriks, während sich die Hunde durch die Kleidung wühlten und große Brocken aus ihr herausrissen. Die gefrorene Erde färbte sich blutrot, die Frau verstummte.
    Als die Tiere die Reiter bemerkten, hielten sie kurz inne, bissen noch einmal zu und rannten zurück zum Wald. Die Bolzen der Armbrüste schlugen wirkungslos hinter ihnen ein.
    Der aufgeschlitzte, warme Leib dampfte in der kühlen Luft, kleine Dunstwolken stiegen auf.
    Lodrik war entsetzt und fassungslos zugleich. Ein Mensch, eine Frau, war eben vor seinen Augen von riesigen Monstren in Stücke gerissen worden.
    Er glaubte plötzlich, das Blut zu riechen, und die Kekse kamen ihm hoch. Würgend übergab er sich, und wenn ihn ein reichlich blasser Stoiko nicht gehalten hätte, wäre er beinahe die Anhöhe hinuntergerollt.
    Auch die Soldaten schauten voller Abscheu zum Feld hinüber. Die zehn ausgeschickten Männer ritten zu der Frau, einer stieg ab und untersuchte sie. Nach wenigen Lidschlägen saß er auf, und der Trupp kehrte

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