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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Namen Fröhlicher Gruß trug, gleichgezogen. In noch sicherem Abstand segelten die Schiffe nebeneinander her.
    Auf dem Handelsschiff standen die Männer an der Reling und glotzten unsicher, während die rogogardischen Piraten Beschimpfungen und handfeste Obszönitäten hinüberriefen.
    »Seid ein bisschen leiser, ihr Schreimöwen, sonst wird unser Passagier noch wach.« Torben spähte wieder durch das Fernrohr und versuchte, eine verdächtige Bewegung irgendwo an Deck auszumachen, die auf die Anwesenheit von Bewaffneten schließen ließ.
    »Provoziert sie«, sagte er zu Krenzen. »Geht näher rann und schießt Brandpfeile hinüber. Wollen doch mal sehen, ob sie das nicht aus der Ruhe bringt.«
    Als die Grazie ihren Kurs änderte, versuchte der Palestaner den Abstand zu halten, doch die Manövrierfähigkeit des rogogardischen Schiffes und die Geschwindigkeit verschafften den Piraten den nötigen Vorteil. Bald schossen ein Dutzend brennende Pfeile durch die Luft und bohrten sich in die Segel, ins Deck und die Takelage.
    Zwar flogen ein paar gegnerische Geschosse zurück, doch sie richteten keinen nennenswerten Schaden an, während auf dem palestanischen Händler erste Rauchschwaden aufstiegen.
    »Entweder sie haben gute Nerven und ein Wunder parat. Oder da säuft uns gerade die fetteste Beute ab, die wir je hätten machen können«, sagte der Maat und spielte nervös mit seinem Entermesser.
    Die vierzig Rogogarder standen an der Bordwand zum Entern bereit, Wurfhaken waren ausgeteilt worden, die gezogenen Waffen blitzten.
    Auf der anderen Seite signalisierte einer der palestanischen Matrosen hektisch mit Wimpeln, und Krenzen entzifferte die schnell gefuchtelte Nachricht nur mit etlicher Mühe.
    »Sie machen das Angebot, dass sie uns freiwillig die Hälfte ihrer Ware abgeben würden, falls wir sie anschließend weiterfahren ließen. Klingt doch annehmbar, oder?!«
    »Ich weiß nicht. Irgendetwas macht mich unsicher.« Torben hatte den Händler nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen.
    Die Matrosen rannten hin und her, um das Feuer zu löschen, das sich in der Takelage auszubreiten drohte. Andere kümmerten sich um Verwundete, die im Pfeilhagel angeschossen worden waren.
    »Wenn ich nur wüsste, was nicht stimmt.« Aufmerksam ließ er den Blick über die gegnerische Bordwand streifen. Da bemerkte er plötzlich etwas, das einem dikken Eisenbolzen glich.
    Hastig drehte er die Linse schärfer und konzentrierte sich auf seine Entdeckung.
    Tatsächlich sah es aus, als schaue ein massiver, fingerdicker Bolzen, der von innen durch die Planke geschlagen worden war, wenige Zentimeter aus dem Holz. – »Für was würdest du einen Eisenbolzen benutzen?«, fragte er den Maat, der sich wieder nachdenklich den Bart kratzte.
    »Zum Festmachen?«, schlug Krenzen vor und nahm die Sehhilfe, die ihm der Kapitän wortlos reichte, zur Hand, um sich das Stück genauer zu betrachten.
    Die Piraten wurden unruhig. Nur wenige Taulängen entfernt schwamm ein Handelsschiff, das offensichtlich schwer geladen hatte, und sie mussten untätig herumstehen.
    »Was ist jetzt? Sollen wir ewig auf das Gold warten?«, rief einer.
    »Nicht, dass die Palestaner noch der Heldenmut packt und sie uns rammen wollen«, fügte ein anderer hinzu. Die Männer begannen zu murren.
    »Haltet das Maul«, herrschte Torben sie an. »Dort drüben ist eine Schweinerei im Gange, und so lange ich nicht weiß, um was es geht, warten wir.«
    »Käpt’n, da ist noch einer.« Der Maat zeigte auf einen Punkt ungefähr acht Meter links von dem ersten Bolzen. »Ist dir aufgefallen, dass keiner der Matrosen Waffen trägt?«
    Natürlich hatte er es beiläufig bemerkt, aber dem Umstand keine Beachtung geschenkt.
    »Mir ist die Sache nicht geheuer.« Torben wandte sich zum Steuermann um. »Abdrehen, Vollzeug setzen und nichts wie weg von hier.«
    Keiner seiner Männer bewegte sich. »Was sollen wir? Käpt’n, das …«
    »Schnauze halten und ab in die Wanten!«, brüllte Torben und hob drohend die Faust.
    Den lauten Befehl hatte man auch an Deck der Fröhlicher Gruß gehört, und plötzlich erwachte das vermeintliche Händlerschiff zu gefährlichem, tödlichem Leben.
    Die seitliche Bordwand klappte auf acht Metern Länge und zwei Metern Höhe herab. Die überraschten Piraten sahen die Läufe von zahlreichen Speer- und Pfeilschleudern, und ihre Hoffnung auf reiche Beute verwandelte sich in blankes Entsetzen. Wie gelähmt standen die Männer an Deck.
    »O du große Walscheiße«,

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