Schatten über Ulldart
Besonderheit, kein Akzent. Wie aus dem Lehrbuch für Beamte.« Der Rogogarder zog die Augenbrauen zusammen. »Weshalb interessiert Euch ein Toter?«
Der Commodore deutete auf die eingewickelten Gegenstände. »Ich glaube, dass Euer Gast mehr als nur ein gewöhnlicher Passagier war, nach der Art seiner Ausrüstung zu schließen.« Er schlug eines der Öltücher zurück, und eine breite, aus verschiedenen Einzelstücken gearbeitete Gürtelschnalle glänzte im einfallenden Sonnenlicht.
»Fällt Euch etwas auf?« DeRagni schob die Schnalle über den Tisch. »Betrachtet sie genau. Nehmt sie in die Hand.«
Torben stellte den Becher ab und nahm den Gegenstand auf.
Schwer lag das gravierte Metallstück in seiner Handfläche, und der Pirat drehte und wendete es nach allen Richtungen, ohne etwas entdecken zu können.
»Wer auch immer das Stück angefertigt hat, war ein ziemlicher Meister seines Fachs.« Er legte die Gürtelschnalle zurück. »Mir wäre sie nur etwas zu schwer und zu groß.«
»Ich habe zuerst das Gleiche gedacht, Rudgass.« Der Palestaner klappte eine Strebe des Metallstücks hoch, und die Gürtelschnalle fiel auseinander.
DeRagni brauchte eine gewisse Zeit und mehrere Anläufe, bis er die Teile neu angeordnet und zusammengesetzt hatte, doch als er fertig war, hielt er ein gefährlich aussehendes Messer mit dünner Klinge und rasiermesserscharfer Schneide in den Fingern.
»Interessant, nicht wahr?«
Torben hatte das Tun des Commodore mit zunehmendem Interesse verfolgt und schaute verblüfft auf das Endergebnis. »Wie seid Ihr darauf gekommen?«
»Es war ein Zufall.« DeRagni öffnete ein weiteres Tuch, in dem ein kostbar aussehender Ring lag. »Als ich diesen Stein untersuchen wollte, bemerkte ich, dass sich die Fassung drehen lässt.« Er demonstrierte es dem Rogogarder, der Edelstein mit der Fassung klappte nach hinten und offenbarte dem erstaunten Piraten einen Hohlraum, der mit einem weißlichen, fast farblosen Pulver gefüllt war.
»Wohl kaum eine Arznei«, Torben kratzte sich am Kopf, die Ketten rasselten bei den Bewegungen, und das Reiben der Metallringe verursachte ein schmerzhaftes Ziehen, doch der Rogogarder war zu abgelenkt von den Erkenntnissen des palestanischen Offiziers.
»Oh, bestimmt heilt sie Schlafstörungen«, der Commodore schloss den Ring wieder und legte ihn zurück. »Als ich das entdeckte, habe ich alle Gegenstände untersucht, die in den beiden Seesäcken waren.«
Das nächste Tuch wurde zurückgeschlagen, und Torben sah weitere vier Ringe, diesmal mit kostbaren Rubinen als Schmuck.
»Eine hübsche Kombination, wäre viele Münzen wert«, rutschte es dem Rogogarder heraus. DeRagni grinste, während er die Ringe anzog und sie ins Licht hielt.
»Vermutlich sind die so bereits unbezahlbar, aber diese Juwelen bergen ein Geheimnis.« Der Palestaner ballte eine Faust, drückte sie mit den Ringen nach unten auf die Arbeitsplatte des Tisches und zog sie von rechts nach links.
Es gab ein schabendes Geräusch, die Rubine hinterließen tiefe Furchen im Holz. »Wenn ich jemandem damit ins Gesicht schlüge, würde ihn hinterher nicht einmal sein eigener Vater erkennen.« Der Commodore hielt Torben die Faust direkt vor die Nase. »Diese Steine sind so scharf geschliffen, dass sie einen Menschen nach einem guten Treffer an der richtigen Stelle verbluten lassen.«
Der Pirat zog den Kopf zurück, um sich aus der Reichweite der Schmuckstücke zu bringen.
»Ihr habt Recht, unser Passagier war ein gefährlicher Mann. So etwas hat kaum ein gewöhnlicher Mensch dabei, abgesehen davon, dass sich die wenigsten solche Anfertigungen leisten können. Es sieht aus, als ob er ein gekaufter Mörder gewesen wäre. Assassine, nennt man sie nicht so?«
DeRagni nickte. »Vermutlich hat die Palestanische Flotte einer hoch gestellten Persönlichkeit das Leben gerettet, in dem sie die Grazie aufgebracht hat. Aber ich bin noch nicht fertig mit meiner kleinen Vorstellung, denn abgesehen von den ganzen seltsamen Waffen, Giften und anderen Sachen, habe ich noch mehr gefunden.«
Er hob den zweiten Seesack auf den Tisch und räumte ihn aus: drei Perücken, falsche Bärte in allen Variationen, drei verschiedene tarpolische Trachten, Puder, Haarfärbemittel, Münzen unterschiedlicher Währungen und ein getragenes, dunkelbraunes Kleid mit passender Stola und Weste.
»Das ist alles sehr ungewöhnlich.« DeRagni entfernte den Stöpsel von einem kleinen Fläschchen, und sofort verteilte sich schwerer, süßer
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