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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und setzte seinen ersten Sohn als Herrscher ein. Danach griff er Rundopäl an, den Verbündeten Tarpols, und besetzte auch dort das ganze Land. Wieder kam einer seiner Söhne auf den Thron.
    Zahlreiche Menschen aus Rundopäl und Tarpol wurden verschleppt und nach Barkis gebracht, um als Sklaven zu arbeiten und die neue Hauptstadt des Despoten zu errichten.
    Sinured verkündete, dass ihm Tzulans Geist in den Kämpfen beigestanden habe. Ulldrael sei ein zu schwacher Gott, als dass er etwas bewirken könne. Zum Beweis habe ihm der mächtige Kriegsgott versprochen, ihn zukünftig bei all seinen Zügen zu begleiten und zum Sieg zu führen. Die barkidischen Truppen, noch immer benommen von den vielen gewonnen Gefechten, jubelten und verlangten nach weiteren Schlachten.
    Und Sinured führte sie nacheinander gegen Borasgotan, Hustraban und Serusien, die ihre Kräfte in gemeinsamen Armeen zu einen versuchten, doch die Macht Tzulans schien größer als die Ulldraels des Gerechten. Tausende von Menschen fielen in den Gefechten, andere wurden nach Barkis verschleppt.
    Große Verzweiflung machte sich unter den übrigen Völkern auf Ulldart breit, denn keiner konnte Sinured die Stirn bieten …«
    ULLDARTISCHER GESCHICHTSALMANACH, XXI. Band, Seite 1048
    Zwanzig Warst östlich von Umanjansk,
Provinz Granburg, Königreich Tarpol, Winter 441 n.S.
    Der Gasthof tauchte kurz nach Einbruch der Dämmerung aus dem milchig trüben Zwielicht auf. Aus den Fenstern fiel ein matter Schimmer nach außen und lockte Reisende mit der Aussicht auf eine warme, gemütliche und vor allem helle Unterkunft.
    Die Nebelschwaden waren am Ende der Etappe noch dichter über die Straße gewabert, sodass schließlich niemand mehr aus der Gruppe an ein schnelles Vorankommen glaubte. Zu der Kälte gesellte sich ein feiner, dünner Feuchtigkeitsfilm, der sich auf den Mänteln der Wachen und auf den Pferdedecken absetzte, wo er nach einiger Zeit Tropfen bildete, die zu Boden perlten.
    Nach der unerfreulichen Episode in der Nähe des Birkenwäldchens hatten Stoiko und Lodrik tief und fest geschlafen, der eine wegen des ungewöhnlich vielen Alkohols, der andere, weil er vorerst keine Lust verspürte, neuerliche Bekanntschaft mit der Provinz Granburg zu machen.
    Wann immer der Thronfolger erwacht war, hatte er sich einfach umgedreht und sich aufs Einschlafen konzentriert.
    Im Halbschlummer sah er manchmal die Frau, die vor den Hunden floh, dann wurde er plötzlich selbst gejagt, während sein überdimensional großer Vater die borasgotanischen Hunde lachend anfeuerte. Erholsam war der Schlaf gewiss nicht, aber seinem Empfinden nach besser als die Aussicht.
    Seit einer halben Stunde saßen sich Stoiko und Lodrik schweigend gegenüber. Beide waren in Gedanken versunken, während die Kutsche langsam ihren Weg über die holprige Straße fortsetzte.
    Waljakov erschien am rechten Fenster, zügelte sein Pferd und steckte den Kopf herein.
    »Der Gasthof liegt direkt vor uns, in wenigen Minuten müssten wir in der warmen Schankstube sitzen und etwas Warmes zu essen bekommen.«
    »Das ist das einzig Erfreuliche, was ich in den letzten Tagen gehört habe.« Der Tadc rutschte auf dem Sitz hin und her, ganz ungeduldig bei der Vorstellung von einem gebratenen Hühnchen mit Gemüse und Kartoffeln, als Nachtisch vielleicht noch ein Stück Torte hinterher.
    »Ich denke, dass es in Eurem Sinne ist, wenn ich einen meiner Leute losschicke, der uns vorsichtshalber anmeldet.« Der Leibwächter schaute fragend ins Innere der Kutsche.
    »Ja, ja. Das ist eine gute Idee«, stimmte der Tadc zu. »Sie sollen einen Rehbraten für mich vorbereiten. Dazu eine Suppe, Brot, Käse, Kartoffeln …«
    »Ich lasse ausrichten, dass sie das Beste auftischen sollen, Herr«, unterbrach Waljakov die Aufzählung des Thronfolgers. »Aber ich glaube nicht, dass wir in der Gegend mit viel zu rechnen haben, denn Wild habe ich bisher keines gesehen.«
    »Ist ja auch kein Wunder, wenn borasgotanische Kampfhunde durch die Gegend laufen«, murmelte Stoiko. »Vermutlich haben die Biester alles zerfetzt, was sich bewegt. Wir können von Glück sagen, wenn der Koch des Gasthofes noch lebt.«
    Lodrik zog die Nase hoch und angelte ein Taschentuch aus dem Mantelärmel, um sich kräftig zu schnauzen. »Ich werde als Erstes eine Steuer auf Kampfhunde einführen«, sagte er. »Oder noch besser, ich werde sie verbieten.«
    »Das klingt ja richtig klug, was Ihr da sagt, Herr«, kommentierte der Diener und mimte Überraschung.

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