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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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»Wie seid Ihr denn darauf gekommen?«
    »Vor der Abfahrt habe ich mit den Obersteuerbeamten gesprochen, und die meinten, dass Steuern immer gut sind, um Geld einzunehmen oder Dinge zu verhindern.«
    »Da gibt es aber ein paar Schwierigkeiten. Wenn die Hunde einem Adligen gehören, wird es mit der Steuer sehr schwer fallen, eine Summe zu finden, die sie nicht bezahlen können, denn über Geld verfügen die Oberen meistens«, gab Waljakov zu bedenken. »Ein Verbot bringt allenfalls schlechtes Blut und wird die Stimmung bestimmt nicht zu Gunsten des neuen Gouverneurs heben. Jedenfalls nicht unter den Adligen. Außerdem dürfen nur mit der Zustimmung des Kabcar neue Steuern eingeführt werden.«
    »Abwarten.« Der Tadc wagte wieder einen Blick aus seinem Fenster. »Ich sehe das Licht vom Gasthof. Immerhin scheint noch jemand da zu sein. Schickt endlich einen Soldaten vor, Waljakov. Ich erwarte einen gedeckten Tisch, wenn ich ankomme.«
    Der muskulöse Leibwächter deutete eine Verbeugung an, ritt aus dem Sichtfeld Lodriks und gab mit lauter Stimme Befehle. Die Geschwindigkeit der Kutsche hatte sich erhöht, offenbar sah der Wagenlenker jetzt mehr.
    »Wie heißt Waljakov eigentlich mit Vornamen?«, fragte Lodrik plötzlich. »Wir sind nun seit ein paar Wochen unterwegs, aber ich kann mich nicht erinnern, dass eine der Wachen oder du ihn mit seinem vollständigen Namen angesprochen hat.«
    »Das ist eine seltsame Geschichte, Herr«, antwortete der Vertraute. »Er kam in die Dienste Eures Vaters, bestand die Aufnahmeprüfung und kämpfte seither in Scharmützeleinheiten. Ich habe mir die Lohnlisten durchgesehen, aber auch dort erscheint nirgends ein Hinweis auf den Vornamen.«
    »Vielleicht ist Waljakov ja sein Vorname?«, mutmaßte der Tadc. »Ich werde ihn bei Gelegenheit danach fragen. Auf alle Fälle ist es ungewöhnlich.«
    »Ich würde sagen, es passt zu diesem ungewöhnlichen Mann, Herr.« Stoiko machte keinen Hehl daraus, dass es ihm egal war, ob der Leibwächter einen Vornamen hatte oder nicht. »Er ist loyal und ein Garant für Eure Sicherheit. Mehr muss ich derzeit nicht wissen. Und wer weiß, unter Umständen vertraut er Euch das Geheimnis einmal an.«
    »Interessieren würde es mich schon.« Lodrik rutschte hin und her. »Wie lange dauert denn das noch? Ich bin wirklich kurz vor dem Verhungern.«
    Tatsächlich hielt das Gefährt eine knappe Viertelstunde später vor einem größeren Gehöft, an dessen Haupthaus über der Tür ein Holzschild mit einem aufgemalten Napf genagelt worden war, das mittlerweile reichlich verwittert wirkte.
    Lodrik und Stoiko stiegen aus, der Wirt kam heraus und beeilte sich, die hohen Gäste zu begrüßen.
    »Solch hochherrschaftlicher Besuch zu einer solchen Stunde ist ungewöhnlich, wenn auch nicht minder ehrenvoll für mich«, sagte der bärtige, leicht dickliche Mann, der ungefähr die Größe des Thronfolgers hatte und intensiv nach Schweiß roch. »Kommt herein und genießt meine Spezialitäten, die ich für Euch zubereitet habe.«
    Eine kleine Prozession, bestehend aus dem Tadc, seinem Diener, Waljakov und einem halben Dutzend Soldaten, folgte dem Gutsbesitzer ins Innere des Gebäudes, das von rußenden Talgkerzen beleuchtet wurde.
    Der Schankraum war erfüllt von den unterschiedlichsten Düften, sodass keiner der Männer einschätzen konnte, was ihnen am stärksten auf die Riechorgane schlug. Schweiß mengte sich zu Tabak, Küchengerüche schwebten umher, mischten sich mit dem Qualm des offenen Kamins, der wohl nicht richtig zog und den Raum ordentlich mit Rauch eindeckte.
    Vier Tische standen wie zufällig verteilt in der Stube, zwei davon waren besetzt.
    An dem einen saßen drei Holzfäller, unschwer an den muskulösen Oberarmen und den riesigen Äxten, die neben ihrem Tisch lagen, zu erkennen. Der andere wurde von einer Reisegruppe belegt, die ähnlich durchgefroren wirkte wie die Neuankömmlinge.
    Alle hatten tiefe Schüsseln mit einer dunklen, dampfenden Flüssigkeit vor sich, die verdächtig nach Eintopf aussah.
    Lodrik warf seinem Diener einen viel sagenden Blick zu. »Ich hoffe, dass das da nicht das Beste ist, was die Küche zu bieten hat.« Er deutete auf die Brühe, die sehr zähflüssig zu sein schien. »Du hast mir versprochen, dass das Essen hier etwas Besonderes ist.«
    »Etwas Besonderes wird es zweifelsohne sein«, schätzte Stoiko den Geschmack des Gerichts. »Die Frage ist eher: Überleben wir es?«
    Der Wirt kam aus der Küche zurück und führte die

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