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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Entschluss, dass der Aufenthalt des Tadc im Granburgs Bestes nicht allzu lange währen durfte, sonst würde Jukolenko die Naivität des Jungen durchschaut haben.
    Er kniff ein Auge zu, das verabredete Zeichen für die in der Kutsche schnell einstudierte Vorstellung.
    »Brojak Kaschenko, leiht mir bitte für einen Moment Euer Ohr.« Lodrik ließ den Knochen fallen und wischte sich die Hände ab.
    »Verfügt über mich, Harac.« Der angetrunkene, großspurige Großbauer erhob sich schwankend und verneigte sich unsicher.
    »Ich bin neu in Granburg, und vermutlich liegt es daran, dass ich die regionalen Besonderheiten noch nicht kenne. Wir haben in der Nähe ein Dorf passiert, es hieß Olnjak. Wem gehört es?«
    »Die Frage kann ich vielleicht besser beantworten«, warf Jukolenko ein, der unentwegt an seinem Schnurrbart gezwirbelt hatte. »Das Dorf und die Einwohner sind Brojak Wanko unterstellt, er sitzt gleich dort.« Kaschenko setzte sich, dafür stand ein recht protzig ausstaffierter Mann um die fünfzig Jahre auf, der einen stattlichen Vollbart trug.
    »Wenn Euch einer der Dörfler belästigt hat oder Euch etwas verweigert wurde, so sagt es frei heraus. Ich lasse eine sofortige Bestrafung anordnen.« Der Großbauer machte ein grimmiges Gesicht.
    Stoiko grinste, und auch Waljakov zeigte eine Spur Zufriedenheit. Also hatten die Kampfhunde nichts in der Nähe von Olnjak zu suchen gehabt, das wollten sie noch einmal von einem Adligen bestätigt haben. Wenn sich Lodrik jetzt noch an das erinnern konnte, was ihm der Diener auf der Fahrt hierher eingebläut hat, dann könnten sie den Besitzer der Tiere, der mit Sicherheit auch unter den Gästen saß, in eine Falle manövrieren.
    »Nein, nein. Die Leute waren sehr nett. Aber angenommen, ich hätte einen Eurer Dorfbewohner verletzt oder getötet, was wäre dann?«
    »Ich würde annehmen, Ihr hättet die entsprechenden Gründe dafür gehabt«, sagte Wanko.
    »Und wenn es durch meine Unachtsamkeit entstanden wäre?« Lodrik hielt sich an die Anweisungen seines Dieners und spulte die Fragen der Reihe nach herunter.
    Die Augen des Brojaken glänzten unwillkürlich auf, er spürte die Gelegenheit, schnelles Geld machen zu können. »Ich würde annehmen, Ihr wärt so gnädig, mir eine Entschädigung zu zahlen, wie es üblich ist. Und natürlich der Familie, wenn es eine geben sollte, die diesen großen Verlust zu verschmerzen hat.«
    »Wie viel wäre das, angenommen es war eine schwangere Frau, die durch meine Kutsche überrollt wurde?« Der Junge machte ein sehr unglückliches Gesicht.
    Wanko wechselte mit dem Gouverneur einen Blick. »Das wäre natürlich schlimm, Harac. Welch ein Unglück den Mann treffen würde, das wäre kaum in Münzen umzurechnen.« Der Adlige überlegte nur sehr kurz. »Zweihundert Waslec für mich, weil zwei Arbeitskräfte verloren gehen und die Steuer ausfällt, und fünfzig Waslec für den Mann, selbstverständlich nur in Gedanken.«
    »Da habe ich aber großes Glück, dass mir das nicht passiert ist«, meinte Lodrik. Wanko schaute enttäuscht.
    »Aber ein anderer hat nicht auf sein Eigentum Acht gegeben. Ist Harac Kolskoi anwesend? Und Ihr bleibt bitte stehen, Brojak Wanko.«
    Als sich der aufgerufene Adlige erhob, bekam der angehende Gouverneur unvermittelt einen verwirrten Gesichtsausdruck, dann winkte er Stoiko zu sich herunter.
    »Ich habe vergessen, was wir dann machen wollten«, flüsterte er.
    »Damit habe ich eigentlich schon viel früher gerechnet«, murmelte der Diener und frischte in aller Eile das Gedächtnis des Jungen auf, der sich daraufhin Kolskoi zuwandte.
    Der Mann blickte mit stechend grünen Augen auf Lodrik. Er wirkte im Gegensatz zu dem gut genährten Großbauern recht schmal, die Hände waren sehnig, jeder einzelne Knochen war unter der Haut sichtbar. Die dürre Hakennase stach aus dem Gesicht mit dem kleinen Kinnbart hervor wie ein Adlerschnabel, eine dünne Narbe lief über die rechte Wange bis zum Mund. Er trug das schulterlange, schwarze Haar offen.
    Lodrik räusperte sich. »Ihr seid im Besitz von borasgotanischen Kampfhunden, nicht wahr?«
    »So ist es. Ich nehme sie mit zur Jagd, um das Wild aufzustöbern.«
    »Diesmal haben sie jedoch eine schwangere, junge Frau aus Olnjak gestellt und vor unseren Augen zerrissen.« Der Junge versuchte, den Blick des Harac zu erwidern, was ihm aber nur kurze Zeit gelang und so schaute er lieber auf den sichtlich nervösen Wanko. »Ihr werdet von Harac Kolskoi Eure Entschädigung von

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