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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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kann.«
    »Oh, ich hätte eine bessere Idee«, sagte die Frau und wärmte sich die Hände. »Du kannst wieder ein palestanisches Schiff in unsere Klippen jagen, das würde den Menschen hier noch besser gefallen.« Sie reichte ihm einen gefüllten Rucksack. »Den Proviant wirst du sicher brauchen. Es ist zwar kein langer Weg nach Ludvosnik, aber zu der Jahreszeit kann sich die Strecke sehr ziehen.«
    Torben warf sich den Mantel über und setzte die Fellkappe auf. »Ich danke dir. Ich komme zurück, darauf kannst du dich verlassen.« Er hing sich den Rucksack über die Schulter und nahm Laja in die Arme. Die betagte Frau wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
    »Ich werde dich vermissen, du Pirat«, sagte sie und betrachtete ihn lange. »Pass auf dich auf, ich weiß nämlich nicht, ob du immer so viel Glück hast wie damals, als dich die Flut bei uns an Land spülte.«
    »Ich gebe schon auf mich Acht, versprochen.« Torben schluckte schwer, ließ seine Lebensretterin los und ging zur Tür.
    Als er die Tür öffnete, standen alle Dorfbewohner vor dem Haus Lajas Spalier, und während er die Reihen durchschritt, klopften sie ihm auf die Schultern und wünschten ihm alles Gute.
    Der Rogogarder war tief gerührt, weil er hier eine Herzlichkeit spürte, wie er sie nur selten in seinem Leben erfahren hatte.
    Am Dorfausgang drehte er sich noch einmal um und winkte, bis ihm der Arm wehtat, die Menschen schwenkten noch lange ihre Tücher und Mützen zum Abschied. Dann stapfte der Pirat die verschneite Straße entlang, in der Hoffnung, vielleicht auf einen Schlitten zu stoßen, der ihn mitnehmen würde.
    Doch offensichtlich verspürten die wenigsten Tarpoler derzeit Lust, ihre Körper der Kälte auszusetzen, so musste Torben laufen.
    Er hatte sich ausgerechnet, dass er auf der Küstenstraße rund drei Tage lang unterwegs sein würde, bis er sein Ziel erreichte. Unterkunft wollte er sich unterwegs suchen, vielleicht bei einem Fischer oder einer ontarianischen Handelsstation, falls es keinen Gasthof auf der Strecke geben sollte.
    Laufen und vor allem ständiges Laufen auf unbeweglichem, solidem Boden war dem Rogogarder verhasst, lieber hätte er ein schwankendes Schiffsdeck unter den Füßen spüren mögen, als sich mühselig durch den lockeren Schnee zu kämpfen. Das war nicht sein Element.
    Nach sechs Stunden Marsch musste er feststellen, dass er sich übernommen hatte. Die Sonnen versanken allmählich im Meer, und weit und breit entdeckte er weder eine Siedlung noch ein anderes Zeichen menschlicher Spuren. Wenn er bis abends nicht eine Bleibe gefunden hatte, könnte es seine letzte Nacht auf Ulldart gewesen sein.
    Die Beine wurden immer schwerer, die Ausdauer schien nicht die Beste, und der Schweiß rann ihm unter der Kleidung in Strömen den Körper hinab.
    Mit zusammengebissenen Zähnen setzte Torben einen Fuß vor den anderen und redete sich immer wieder ein, dass hinter der nächsten Biegung der schmalen Straße ein Dorf auf ihn wartete.
    Nach einer weiteren Stunde zu Fuß wollte ihn gerade jede Zuversicht verlassen, als er einen verwitterten Wegweiser fand, dessen Aufschrift ihm eine Kutschstation nach zwei Warst versprach.
    Mit großer Anstrengung brachte der Rogogarder auch die letzten Schritte hinter sich, um dann vor einem halb zerfallenen Gebäude zu stehen, in dem sich kein Funken Leben mehr regte.
    »Besser als nichts«, murmelte Torben und betrat das Innere, um sich einen einigermaßen geschützten Platz für die Nacht zu suchen.
    Schnell hatte der müde Pirat einen Raum gefunden, der ihm zusagte. Mit ein paar alten Balken machte er sich ein großes Feuer auf dem Steinboden, damit er die nächtliche Kälte überlebte. Der Rauch zog durch das kleine Loch in der Decke ab, und Torben bereitete sich auf den Schlaf vor. Er war von dem anstrengenden Marsch so zerschlagen, dass er sich nicht einmal etwas zu essen machte, sondern direkt neben dem Feuer einschlief, sobald er den Kopf nur ein wenig gesenkt hatte.
    Ein Geräusch, das nach dem Schnurren einer Katze klang, weckte ihn. Zunächst ließ er die Augen geschlossen und lauschte. Das Feuer brannte noch immer, wie er an der Wärme im Gesicht und an dem Schein, der durch die Lider hindurchdrang, feststellte.
    Das Geräusch war ziemlich laut und kam aus der Richtung ihm gegenüber, von der anderen Seite des Feuers.
    Langsam schlug er die Augen auf und spähte verschlafen durch die Flammen, um nach der vermeintlichen Katze zu sehen, die sich auf der Suche nach Wärme

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