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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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über die Sumpfbestien waren in seinem Kopf zu lebendig.
    Alle Schreckensbilder verhinderten allerdings nicht, dass der Pirat nach ein paar Stunden vor lauter Müdigkeit einschlief, der lange Marsch durch den Schnee hatte seinen Tribut gefordert.
    Torben erwachte und stellte voller Erstaunen fest, dass er noch lebte.
    Von Pashtak fehlte jede Spur, aber er hatte nachts wohl neues Holz nachgelegt, sodass der Raum warm und trocken war und der Pirat sich nicht mit der lästigen Arbeit des Feuermachens aufhalten musste.
    Der Schnee fiel vor dem Fenster in feinen Flöckchen auf die weiße Erde. Torben entschied, bald aufzubrechen.
    Nachdem er das halbvergammelte Stück Fleisch lange in den Flammen geröstet und anschließend hungrig verschlungen hatte, machte er sich auf den Weg.
    Die Landschaft präsentierte sich dem Wanderer in eintönigem Grau, der Wind pfiff Torben eisig um die Nase, und nur selten hörte er Tierstimmen. Hin und wieder fühlte er sich verfolgt, doch er redete sich ein, dass es wohl an der unvermittelten Begegnung mit Pashtak lag.
    Unterwegs grübelte er viel über die Zusammenkunft mit der Sumpfbestie. Sicherlich, die meisten von ihnen waren bösartig und töteten Menschen, aber Pashtak hatte ihn nachdenklich gemacht. Vom Königreich Aldoreel erzählt man sich in Rogogard, dass es sogar einen Friedensvertrag mit den Wesen abgeschlossen hatte. Er versuchte, sich an die alten Geschichten, die man sich über die Ungeheuer erzählte, zu erinnern.
    Tzulan soll der Legende nach diese Kreaturen geformt und sie auf allen Kontinenten während des Kampfes der Ersten Götter gegen die Zweiten Götter verteilt haben. Und nachdem Taralea Tzulan in kleine Stücke zerrissen und verteilt hatte, wanderten die Ungeheuer dort hin, wo die Fetzen des Gebrannten Gottes auf die Welt stürzten und Sümpfe bildeten. Für Torben war es schwer zu glauben, dass man mit solchen Missgeburten Verträge abschloss. Seiner Meinung nach hatten die Türiten das Problem besser gelöst, indem sie eine Kopfprämie auf die Bestien in ihrem Reich aussetzten. Aber warum wollte das Ungeheuer ausgerechnet dorthin, wo es am unsichersten lebte?
    Das Marschieren fiel dem in Gedanken versunkenen Freibeuter heute wesentlich leichter. Er hatte herausgefunden, wie man einigermaßen schnell im lockeren Schnee vorwärts kam, und so schaffte er es gegen Abend, in die Nähe eines Fischerdorfes zu gelangen.
    Nach einer Nacht in einem Ziegenstall betrat der Pirat am folgenden Tag hungrig die Stadt Ludvosnik, in der er eigentlich nach dem Willen von DeRagni hätte hingerichtet werden sollen.
    Torbens erster Weg führte gewohnheitsmäßig in den Hafen, in dem zahlreiche große und kleine Schiffe schwammen.
    Hauptsächlich lagen palestanische Händler am Kai vertäut, es fanden sich aber auch zwei mutige Agarsiener, die gerade ihre Fracht löschten, und etliche Fischerkähne. Kisten voller Krabben und Krebse stapelten sich auf dem Kopfsteinpflaster der Hafenmauer, Matrosen und Tagelöhner verluden den Fang auf Karren, die die Ware zum Markt brachten.
    Tief atmete der Rogogarder die Luft ein und freute sich über das geschäftige, allzu vertraute Treiben. Bald wollte er selbst wieder an Bord eines Schiffes sein, das Rollen der See unter den Planken spüren und vor allem eines: Palestaner jagen.
    Die besten Aussichten auf eine sichere Überfahrt nach Rogogard hatte Torben auf einem der agarsienischen Händler.
    Ihre Schiffe unterschieden sich von den palestanischen vor allem durch den etwas längeren Rumpf und die Ruderreihen auf jeder Seite. Pro Ruderbank bewegten mindestens ein Seemann, ein Freier Ruderer oder Sklave den Riemen, wenn der Wind in den Segeln der beiden Masten fehlte oder der Kapitän Aussicht auf fette Beute hatte. Auch die Agarsiener scheuten vor der Kaperei nicht zurück, überließen diese gefährliche Art des »Handels« aber lieber den kräftigeren Rogogardern, die sich weitaus besser auf den Umgang mit Entermesser und Enterhaken verstanden.
    Torben wunderte sich, dass gleich zwei Agarsiener so tief in die nördlichen Gefilde vorgestoßen waren, denn die vorherrschende Position hatten hier, dank der zahlreichen Kontore, die Palestaner mit ihren schwerfälligeren, dafür unwettertauglicheren Seglern inne.
    Der Kapitän des agarsienischen Händlers Selina erklärte sich bereit, den Pirat mit an Bord zu nehmen und ihn an der ersten rogogardischen Insel abzusetzen. Torben sollte, nachdem er ausreichend im seemännischen Fach geprüft worden war,

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