Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
als zweiter Steuermann arbeiten.
    Die Selina lief allerdings erst am folgenden Tag aus, und der großzügige Schiffsführer gewährte dem Rogogarder einen Vorschuss von zwanzig Waslec, die er in einer der Hafenkneipen ausgeben wollte. Den Spaß hatte er sich nach seinen Erlebnissen verdient.
    Der starke Grog schmeckte Torben an diesem Abend außerordentlich gut, der Wirt der Schaluppe geizte glücklicherweise nicht mit dem Rum, und so torkelte ein sehr betrunkener Pirat am frühen Morgen durch die Gassen Ludvosniks.
    Der alkoholisierte Orientierungssinn verweigerte jedoch bald den Dienst, und nachdem Torben zum vierten Mal wieder an der inzwischen geschlossenen Schaluppe angekommen war, setzte er sich erst einmal in den Schnee und übergab sich. Dann sank er nach hinten um und betrachtete kichernd den ausnahmsweise klaren Sternenhimmel.
    »Bei allen Teufeln der Untiefen, ich bin so blau wie das Meer«, seufzte der Rogogarder glücklich und räkelte sich in den weißen Kristallen, um eine angenehme Schlafposition zu finden.
    Nach wenigen Minuten wurde ihm kalt, der Frost schlich sich unter den Mantel und die dicke Kleidung, sodass der Pirat zähneklappernd auf die Beine kam. Die Wirkung des Alkohols verflog dank der Luft und Kälte allmählich.
    Fluchend zog er den Stiefel aus dem Erbrochenen und versuchte zum fünften Mal, aus dem Gewirr der Sträßchen in Richtung Hafen zu finden, um an Bord der Selina auf den Morgen zu warten.
    Schritte knirschten hinter ihm auf dem verschneiten Kopfsteinpflaster, die sich rasch näherten.
    Torben drehte sich erleichtert um und hoffte, dass er nicht zu derangiert aussah, damit der Mensch nicht vor lauter Furcht die Wache zusammenschrie.
    »Entschuldigt bitte, aber ich wüsste gerne, wie ich zu den Kais komme«, nuschelte der Pirat und zeigte ein alkoholseliges Lächeln. »Ich glaub, ich hab mich nämlich verlaufen.«
    »Ich bringe Euch hin«, sagte der Mann, den Torben dank seines Rumkonsums und des Umhangs des Gegenübers nur verschwommen wahrnahm, freundlich. »Ich wollte auch dorthin.« Er hakte sich unter und leitete den Betrunkenen.
    »Das ist seht nett von Euch«, lallte Torben und hickste. »Seid Ihr auch Seemann wie ich?«
    »Ich bin Passagier und möchte nach Tûris. Und Ihr?« Zielstrebig steuerte der Mann durch die Gassen.
    »Oh, ich will nach Rogogard«, antwortete der Pirat, der sich ein wenig mitgeschleift vorkam. »Auf welchem Schiff reist Ihr denn, hm?«
    Der Mann zögerte einen Moment. »Auf der Stern .«
    Torben runzelte die Stirn und blieb stehen. »Ich kenne die Stern aber gar nicht. Und ich bin die ganze verdammte Kaimauer zwei Mal hoch und runter gelaufen.«
    »Dann habt Ihr sie übersehen«, sagte der andere ungeduldig und zerrte den Rogogarder am Arm weiter. »Sie ist einer der kleinen Fischerkähne und heute Morgen eingefahren.«
    Der Mann hatte sie tatsächlich an den Hafen gebracht und ging in Richtung der Kais.
    Torben wurde langsamer, riss sich mit einer linkischen Bewegung aus dem Griff seines Führers los und blieb wieder schwankend stehen.
    »Das kann auch nicht sein, weil die Boote erst heute Mittag zurückgekommen sind.« Er streckte dem Mann den Zeigefinger unter die Nase und reckte den Kopf beleidigt nach vorne. »Ihr wollt mich wohl für dumm verkaufen, was?!«
    Als Antwort schlug sein Begleiter den Umhang zur Seite, zog sein Schwert und setzte die Spitze auf Torbens Brust.
    »Spring«, befahl er und nickte zum Hafenbecken, das sich rechts des Piraten befand.
    »Wenn ich Euch beleidigt habe, dann tut es mir Leid.« Torben versuchte die Klinge mit dem Daumen zur Seite zu schieben. »Aber mich gleich ins eiskalte Wasser zu werfen, ist übertrieben. Ich würde innerhalb weniger Augenblicke sterben.«
    »Ganz recht.« Der Mann schlug dem Rogogarder die flache Seite des Schwertes mit Wucht auf den Oberarm, sodass Torben zur Seite taumelte und auf das Hafenbekken zu stolperte.
    Einen Lidschlag lang rang er an der Mauerkante um sein Gleichgewicht und hätte es um ein Haar gehalten, als er einen Fußtritt in den Hintern bekam, der ihn nach vorne katapultierte.
    Wie ein Stein fiel der Pirat nach unten und klatschte ins dunkle Wasser.
    Die Kälte raubte ihm die Luft, und für einen Moment glaubte er, das Herz setze aus. Prustend kam er an die Oberfläche, während sich die Kleidung vollsog und ihn unnachgiebig auf den Grund des Hafenbeckens zog.
    Am Pier erkannte er die teilnahmslose Gestalt, die ihn in diese lebensbedrohliche Lage gebracht hatte und

Weitere Kostenlose Bücher