Schatten über Ulldart
Preis war.
Unbeholfen kletterte der Mann das Fallreep hinauf, während seine Sachen mit ein paar Stricken hochgezogen wurden.
Als Torben das Gepäck des Rundopälers sah, stockte ihm der Atem. Dort waren die beiden ledernen Seesäkke, die er damals auf der Grazie und der Fröhlicher Gruß gesehen hatte.
»Was ist denn? Hast du einen Geist entdeckt?« Der erste Steuermann hatte das erschrockene Gesicht des Rogogarders bemerkt.
»Nein, nein. Es geht schon wieder. Mir war nur einen Moment lang schwindelig, muss wohl von den vielen Litern der Eisbrühe stammen, die ich im Hafenbecken geschluckt habe«, sagte Torben und ließ den Rundopäler keinen Moment aus den Augen.
Es gab gewiss mehrere Möglichkeiten, wie der Mann in den Besitz der Säcke gekommen sein könnte, aber die schlimmste von allen war, dass der Unbekannte den Untergang der Fröhlicher Gruß überlebt hatte und selbst auf die Selina gekommen war.
Verzweifelt versuchte sich der Pirat zu erinnern, welche Verkleidungen er in der Kabine DeRagnis in den Seesäcken gesehen hatte. War nicht sogar eine solche rundopälische Tracht dabei gewesen?
Torben beschloss, sich den Inhalt der Säcke bei nächster Gelegenheit anzusehen.
In dem Moment kam der Rundopäler auf das Oberdeck, um den Kapitän zu begrüßen, und der Rogogarder machte sich hinter dem ersten Steuermann ganz klein.
»Es ist sehr nett von Euch, mich aufzunehmen.« Der Mann streckte die Hände aus und ergriff die Rechte des Schiffsführers. »Meinen herzlichen Dank dafür. Ich bin Jero Haikoff.«
»Ihr habt Waslec, ich nehme Euch mit, so einfach ist das, und da ich keine verderbliche Ware an Bord habe, macht ein kurzer Halt nichts aus«, meinte der Kapitän und winkte einen der Matrosen herbei, der dem Rundopäler die Kabine zeigen sollte.
»Ich wüsste nicht, was ich ohne Euch getan hätte. Das letzte Schiff ist mir vor der Nase weggefahren und zu dieser Jahreszeit ist es sehr schwer, auf die Schnelle Ersatz zu finden.« Er reichte dem Kapitän einen Beutel mit Gold. »Ich möchte während der Fahrt nicht gestört werden, ich muss dringende Dokumente durcharbeiten und Rechnungen überprüfen. Lasst die Mahlzeiten bitte in meine Kabine bringen.«
Der Schiffsführer nickte. »Ich wollte, alle Passagiere wären so pflegeleicht wie Ihr, Herr Kaufmann.«
»Wie kommt Ihr darauf, dass ich Kaufmann bin?« Jero zog interessiert die Augenbrauen in die Höhe.
Der Kapitän lächelte. »Ihr seid nicht angezogen wie ein Fischer, Ihr wollt Dokumente und Rechnungen durchsehen, und Ihr redet ein sehr reines, studiertes Ulldart.«
»Mein Kompliment, Ihr wärt besser Spion geworden.« Der rundopälische Händler verzog anerkennend den Mund. »Ich möchte dann in meine Kabine. Und sagt dem Steuermann, dass er das Schiff ruhig lenken soll. Ich werde leicht seekrank.«
»Über meinen ersten Steuermann mache ich mir da keine Gedanken, und Herr Rudgass hat sein Handwerk auch gelernt«, beruhigte der Kapitän.
Jero, bereits auf der Treppe in Richtung Deck, blieb stehen und drehte sich herum. »Rudgass? Ist das nicht ein rogogardischer Name?«
Torben beschloss, die Flucht nach vorne anzutreten. »Ja, das stimmt. Ich bin von Rogogard. Weshalb fragt Ihr?«
Der rundopälische Kaufmann musterte den Pirat kritisch. »Ich kannte einen Rudgass. Ich glaube an Bord der Grazie, kann das sein?«
Torben schien zu überlegen. »Das müsste mein Vetter gewesen sein, er war dort Kapitän. Die Leute sagen, wir würden uns sehr ähnlich sehen.«
»In der Tat. Es wird Euch freuen zu hören, dass es ihm gut geht. Ich bin erst vor kurzem mit ihm gereist. Ein tüchtiger Mann, nicht wahr?!«
»Wenn er nur halb so gut wie sein Vetter ist, dann kommt er in allen Gewässern zurecht«, lobte der Kapitän die Leistungen des Rogogarders.
»Dann bin ich ja beruhigt. Die Rogogarder sind bekannt für ihre seemännischen Leistungen gerade in den rauen Meeresgebieten Ulldarts«, stimmte Jero zu und stieg die Treppe hinab, um unter Deck zu verschwinden.
Torben war sich nun sicher, dass es der unheimliche Gast von damals war, aber nicht, ob ihn der Mann erkannt hatte. Ein Gedanke festigte sich zusehends im Kopf des Piraten, den er unbedingt so schnell wie möglich in die Tat umsetzen wollte, bevor er seine ungeheuerliche Entdeckung dem Kapitän der Selina mitteilen wollte.
Die Gelegenheit zum Durchsuchen der Kabine des Kaufmanns ergab sich, sehr zur Enttäuschung des ungeduldigen Torben, erst einen Tag, bevor der gut gekleidete
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