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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Rundopälers von Bord gehen wollte.
    Als der Pirat Jero am Nachmittag am Bug des Schiffes stehen sah, nutzte er den Augenblick und schlich sich in die Kabine des Passagiers. Das Schloss der Tür öffnete er mit dem Zweitschlüssel, den er vom Kapitän unter einem Vorwand erschwindelt hatte.
    Auf dem kleinen Schreibtisch neben der Talgkerze stapelten sich Papiere mit unendlichen Zahlenreihen, Kaufdokumente und ontarianische Schuldwechsel, mehrere Kleidungsstücke des Mannes hingen ordentlich an den Haken an der Wand aufgereiht. Die beiden Seesäcke lagen unter der Hängematte. Hastig zerrte Torben sie hervor und durchwühlte sie in aller Eile.
    Schon beim ersten Gegenstand begannen die Hände des Rogogarders zu zittern. Er hielt das Kurzschwert, das er in jener stürmischen Nacht auf der Fröhlicher Gruß an der Seite des unbekannten Matrosen gesehen hatte, in den Händen.
    »Ich wusste es«, murmelte er und suchte weiter.
    Er fand Perücken, Kleidung, Schminke, falsche Schnurrbärte und mehrere kleine Gegenstände, die in Ölpapier eingeschlagen waren. Er sparte sich die Mühe, die Sachen auszuwickeln, er wusste auch so, was er sehen würde.
    Prüfend fuhr er mit der Hand über das Innenfutter des zweiten Seesacks, das seinem geübten Auge zu dick vorkam, und tatsächlich entdeckte er eine versteckte Seitentasche, in der mehrere Papiere verborgen lagen.
    Torben zog aus dem Lederumschlag eine Kohlezeichnung eines pausbäckigen Jungen heraus, dessen Gesicht rund und feist wirkte. Darunter stand »Harac Vasja, Granburg«.
    Rasch stopfte er alles wieder in die Seesäcke, versuchte, einigermaßen Ordnung zu schaffen, und verließ fluchtartig die Kabine des Assassinen.
    Kaum auf dem schmalen, dunklen Gang, machten sich erste Zweifel breit.
    Die Glaubwürdigkeit seiner Entdeckung und vor allem seiner Erzählung waren sehr gering, der Kapitän der Selina kannte weder ihn noch den Passagier richtig, und im Endeffekt hatte der Assassine mehr Gold, um den Schiffsführer auf seine Seite zu ziehen. Was sollte er also tun?
    Sein Weg führte den aufgeregten Piraten an Deck, auf dem die Matrosen mit gefüllten Essschalen saßen, der Geruch von Eintopf hing in der Luft und erinnerte den Piraten an seinen eigenen Hunger.
    Er beschloss, die Sache mit dem Assassinen auf später zu verschieben, vielleicht kam ihm bei Kartoffeln, Brühe und Gemüse die richtige Idee.
    Als Torben mit Schwung die Kombüse betrat, prallte er beim Anblick des Rundopälers erschrocken zurück.
    »Du kommst zu spät«, begrüßte ihn der Smutje und rührte in einem fast leerem Kessel. »Ich kann die Reste zusammenkratzen.«
    Der Kaufmann lächelte den Rogogarder an. »Es ist eine vorzügliche Suppe, ich habe zugesehen, wie der Maat sie zubereitet hat. Es ist erstaunlich, was man aus den wenigen Zutaten und den richtigen Gewürzen machen kann.« Er nickte den beiden Männern zu und ging an Deck zurück.
    »Wie lange war er hier drin?«, fragte Torben und schaute auf den Boden, ob er vielleicht nicht die Spur eines weißen Pulvers ausmachen konnte.
    »Kurz bevor die Suppe fertig war. Warum?« Der Smutje schaute ihn verwundert an und hielt ihm die gefüllte Kelle hin.
    »Nur so. Oh, ich nehme lieber ein Stück Zwieback, wenn es möglich ist. Ich fühle mich vom Magen her immer noch nicht besonders wohl«, log er.
    Der Smutje zuckte mit den Achseln und reichte ihm vier Stücke aus dem großen Fass, legte noch einen gepökelten Hering dazu. »Wie du möchtest. Und jetzt verschwinde, ich muss aufräumen.« Der Ton klang etwas beleidigt, vielleicht weil Torben die Suppe verschmähte.
    Der Rogogarder verließ die Kombüse und schaute misstrauisch auf den Zwieback. Die Matrosen waren inzwischen fertig mit der Mahlzeit und machten sich wieder an ihre Arbeit. Torben fragte sich, ob sie alle schon das Gift in sich trugen.
    Der erste Steuermann winkte den Piraten zu sich. »Dort drüben ist die Küste.« Er deutete auf die graue Linie, die sich in einiger Entfernung aus vom Wasser abhob. »Halte drauf zu, bis du die Einzelheiten erkennen kannst, dann bringst du das Schiff auf Parallelkurs in Richtung Kalisstron, bis du den Hafen Hublinkas erkennst. Wenn es soweit ist, lass mich wecken.« Er schlug Torben auf die Schulter und verschwand.
    Der Rogogarder hielt den Kurs, die Landmasse kam immer näher und war bald deutlicher zu sehen.
    Kahle Klippen erhoben sich drohend aus dem Wasser, die laute Brandung klatschte gegen das Gestein, und meterhohe Gischtwolken stoben in die

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