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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Luft. Einige Warst voraus wandelte sich das Bild, flacher Kieselstrand erlaubte dem Meer, seine Wellen sanft ausrollen zu lassen.
    Jero erschien an Deck, ging zur Reling und betrachtete das Naturschauspiel.
    Torben erkannte, dass er das Kurzschwert angelegt hatte, in der rechten Hand hielt er eine Sanduhr, die zu Zweidrittel abgelaufen war.
    Nach einiger Zeit drehte sich der Rundopäler um, hob die Uhr vor die Augen und beobachtete mit einem leisen Lächeln, wie die letzten Körner von oben nach unten rieselten. Dann stellte er sie auf die Bordwand und wartete, die Arme vor der Brust verschränkt.
    Als Ersten erwischte es einen Matrosen, der gerade die Wanten erklomm.
    Krämpfe rasten plötzlich durch seinen Körper, er begann zu zucken und zu schreien, dann lösten sich die Finger, und er stürzte auf das Deck. Schnell scharten sich einige Männer um den Toten, andere riefen nach dem Kapitän.
    Der Schiffsführer kam in dem Moment aus seiner Kabine, als der zweite Matrose mit Krämpfen und Schaum vor dem Mund neben dem Toten zusammenbrach. Auch von unten drangen erschrockene Rufe aus dem Ruderdeck.
    »Was zum Teufel geht hier vor?« Der Kapitän kniete neben einem der Männer nieder und begutachtete ihn.
    Torben klammerte sich an sein Steuerrad und starrte auf das Deck. Der Assassine hatte wieder eine Mannschaft vergiftet, und nur Ulldrael wusste, wie viele Menschen er auf diese Weise schon umgebracht hatte.
    Immer mehr Besatzungsmitglieder brachen zusammen, darunter auch der Kapitän, zuckende Leiber lagen auf den Planken, die qualvollen Schreie wollten nicht enden.
    Ruhig stand Jero an der Reling und sah den Seeleuten zufrieden beim Sterben zu.
    Der Rogogarder hatte begriffen, dass er die Sache nur überleben konnte, wenn er auch »starb«. Ulldrael wusste, dass er gewiss kein Feigling war, aber auf einen offenen und aussichtslosen Kampf mit diesem gefährlichen Mann wollte er sich nicht einlassen.
    Also brüllte er auf, hielt sich den Bauch und ließ sich in die Speichen des Steuerrades sinken, damit er das Geschehen an Deck unter halbgeöffneten Lidern heraus mitverfolgen konnte.
    Der Assassine setzte sich langsam in Bewegung, durchschritt das Knäuel der Sterbenden und ging in seine Kabine, um kurz darauf mit den Seesäcken wieder zu erscheinen. Griff einer der Matrosen Hilfe suchend nach seinen Stiefeln, trat er dem Mann ins Gesicht oder stieg über ihn. Dann nahm er sich eine der Äxte, die neben dem Großmast standen, und verschwand wieder. Bald drangen gleichmäßige, dumpfe Schläge aus dem Kielraum.
    Torben verstand das als gnädigen Wink Ulldraels, der ihm offensichtlich wohl gesonnen war, erhob sich und ging so leise wie möglich zum kleinen Beiboot.
    Quietschend und kreischend setzte sich die Winde in Bewegung, Stück für Stück senkte sich der Rumpf der Wasseroberfläche entgegen, bis er nur noch wenige Handbreit entfernt war.
    Plötzlich hielten die Axtschläge unter Deck inne.
    Der Pirat kappte die Haltetaue des Flaschenzugs und sprang in das Boot. Er legte sich wie noch nie zuvor in die Riemen und versuchte, so schnell wie möglich eine sichere Entfernung zwischen sich und die Selina zu bringen.
    An der Bordwand erschien unvermittelt Jero, eine gespannte Armbrust, die aus der Waffenkammer stammte, im Anschlag.
    Torben warf sich flach auf den Boden des Bootes und kroch unter die Ruderbank, als sich der Bolzen fingerbreit neben seinem rechten Ohr ins Holz bohrte. Die Metallspitze glitzerte feucht, die Flüssigkeit roch Ekel erregend.
    Wunderbar, noch mehr Gift, dachte der Rogogarder und seufzte leise.
    Wie der Blitz kroch der Pirat unter seiner Deckung hervor und begann erneut zu rudern, während der Assassine fluchend die Waffe nachlud.
    Torben glaubte, seine Muskeln platzten, doch er hielt den mörderischen Takt bei.
    Zum zweiten Mal hob Jero die Armbrust, wieder tauchte Torben unter die Bank.
    Diesmal nagelte das Geschoss seinen Hemdsärmel in den Rumpf des Bootes, achtlos zerriss der Pirat die Kleidung und bot dabei alle Kräfte auf.
    Die Handflächen brannten bereits schmerzhaft, der Schweiß rann in Kübeln den Rücken hinab, doch immer noch befand er sich in der Reichweite der Schusswaffe.
    Wieder sirrte ein Bolzen heran, erst im letzten Moment ließ sich Torben zur Seite fallen und wich dem Geschoss aus.
    Vor lauter Aufregung rutschte der Rogogarder vom rechten Rudergriff ab und kippte nach hinten von der Bank, sein Kopf schlug dabei hart auf die Planken. Benommen richtete er sich auf und

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