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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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blickte auf den Assassinen, der den Auslöser der Armbrust zog.
    Torben sah den Bolzen rasend schnell näher kommen, und glaubte sogar das Zischen zu hören, als das Geschoss die Luft durchschnitt, doch er nahm alles doppelt wahr, nicht in der Lage zu reagieren. Jero schrie triumphierend auf.
    Der Bolzen sackte mit einem Mal ab und fiel wenige Handbreit vor dem Beiboot ins Wasser.
    Der Pirat starrte auf die Kreise auf der Meeresoberfläche, die der Einschlag verursachte hatte. Sein Kopf wurde wieder klar, und er verstand, dass er sich außerhalb der Reichweite der Waffe befand.
    »Du kriegst mich auch diesmal nicht, Mörder«, schrie Torben und sprang auf. »Ich bin dir zum zweiten Mal entwischt!« Das Boot kam gefährlich ins Wanken.
    »Zum dritten Mal«, korrigierte der Assassine und lud ungerührt nach. »Die Bestie hat dich in Ludvosnik aus dem Hafenbecken gefischt, sonst wärst du tot und ich bräuchte mich nicht mit dir herumzuärgern.« Er sah abschätzend in den Himmel, befeuchtete einen Finger und prüfte den Wind.
    »Ich werde dich entlarven«, brüllte Torben, setzte sich schnell hin und legte sich erneut in die Riemen. »Du wirst für den Tod meiner Männer büßen.«
    Jero hob die Armbrust, zielte scheinbar in den Himmel und feuerte. »Da bin ich aber gespannt, Kapitän Rudgass«
    Der Rogogarder paddelte hektisch nach rechts, einen Moment darauf krachte der Bolzen in das Heck. Torben ruderte weiter, um die Entfernung zu vergrößern.
    Der Assassine warf die Waffe zornig ins Wasser. »Wenn ich dich noch einmal sehe, wirst du unser Zusammentreffen nicht überleben, ich gebe dir mein Wort! So viel Glück kannst du nicht haben.«
    Mehr und mehr entfernte sich das Boot vom agarsienischen Händler, Torben schloss die Augen und konzentrierte sich auf einen regelmäßigen Rudertakt, damit er schnell Land erreichte.
    Wenn er schon seine Männer und die der Selina nicht hatte retten können, so wollte er wenigstens den unbekannten Harac vor dem Anschlag des Assassinen bewahren.
    Außerdem wusste der Freibeuter nun, wohin der Mann wollte, und nun konnte er sich in aller Ruhe auf das Treffen mit dem heimtückischen Mörder vorbereiten. Die Sache wollte er zu Ende bringen. Rogogard musste bis dahin auf seine Rückkehr warten.

»Die Mönche in den noch nicht besetzten Gebieten beteten ohne Unterlass zu Ulldrael, bis die dringlichen, verzweifelten Worte an das Ohr des Betäubten drangen und ihn aus seinem Zauberschlaf weckten, den Tzulan über ihn geworfen hatte.
    Als Ulldrael erwachte und sah, was alles geschehen war, erschien er allen Königen Ulldarts im Traum und rief sie zu einer Versammlung. Dort sprach er zu ihnen: ›Einst haben die Götter gesagt, sie würden sich nie mehr in die Belange der Menschen einmischen, aber nun ist es an der Zeit, dass ich meinem Volk beistehe. Sammelt eure letzten Truppen bei der Stadt Taromeel und rennt gegen Sinured und seine abscheuliche Armee an. Habt Vertrauen, meine Kinder, denn ich werde euch helfen.‹
    Und so zogen Aldoreel und Ilfaris ihre Armeen zusammen, viele Freiwillige schlossen sich den Truppen auf dem Zug nach Taromeel an, um ihnen in der letzten und entscheidenden Schlacht beizustehen.
    Stolz wehten die Banner aller Königreiche auf dem Hügel bei Taromeel, der bis heute noch Wunderhügel heißt, während auf der anderen Seite die finstere Streitmacht Sinureds übermächtig und Furcht einflößend aufmarschierte.
    Eins zu zwanzig standen die Freiwilligen dem feindlichen Heer gegenüber, und all ihr Mut wollte sie verlassen, als ein Lichtstrahl die Finsternis, die seit mehr als fünfzig Jahren herrschte, durchbrach.«
    ULLDARTISCHER GESCHICHTSALMANACH, XXI. Band, Seite 1052 
    Provinzhauptstadt Granburg, Königreich Tarpol, Frühjahr 442 n.S.
    Lodrik saß im muffigen Kanzleizimmer und schielte über den Berg von Akten, der sich auf seinem Schreibtisch auftürmte.
    »Das sind alles Papiere, die man zur Regierung einer Provinz benötigt?« Seine hohe Stimme klang etwas mutlos und unsicher. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele sind.« Er blätterte lustlos in den Seiten. »Jukolenko hat jeden Tag eine andere Ausrede, um mir nicht helfen zu müssen, und alleine stehe ich bei den meisten Aufzeichnungen vor einem Rätsel. Rechnungen, Zahlen und Vermerke über Sachen, die ich stellenweise nicht mal entziffern kann.« Der jugendliche Gouverneur sackte im Sessel zusammen.
    Stoiko stand auf der anderen Seite des Tisches und warf einen unglücklichen Blick auf das

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