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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wo er das Gefährt mit seinen Katapulten zerstörte.
    Sinured das Tier sank, von zehn Spießen und zehn Pfeilen durchbohrt, tot auf den Grund des Meeres, und mit ihm sanken die Schlimmsten seiner Gesellen.«
    ULLDARTISCHER GESCHICHTSALMANACH, XXI. Band, Seite 1053
    Provinzhauptstadt Granburg, Königreich Tarpol, Frühsommer 442 n.S.
    »Den Schwertarm höher, verflucht, Herr!« Waljakov schlug mit Wucht auf die Deckung des Thronfolgers und Gouverneurs, sodass dessen stumpfer Übungssäbel nach hinten federte und den Jungen schmerzhaft am Kopf traf. »Das passiert nämlich, wenn der Abstand zu klein ist.«
    Lodrik verzog kurz das Gesicht, täuschte einen hohen Angriff an, nur um die Schneide im letzten Moment schräg gegen den Oberkörper des Leibwächters zu führen.
    Grinsend parierte der Mann und fing mit spielender Leichtigkeit auch noch den Tritt ab, der ihn im Schritt getroffen hätte. »Habe ich Euch diese hinterhältigen Tricks beigebracht?« Er rammte Lodrik die Schulter gegen die Brust.
    Keuchend hüpfte der Gouverneur rückwärts, weil Waljakov seinen Fuß immer noch nicht losgelassen hatte, dann fegte der Mann auch noch das andere Bein von der Erde.
    Schwer fiel der junge Gouverneur auf den Rücken, klirrend prallte sein Säbel neben ihm auf den Holzboden des Fechtsaals.
    »Willst du mich umbringen?«, schnaufte er, den Oberkörper auf die Ellbogen gestützt.
    »Ich möchte Euch bestens auf einen Kampf vorbereiten«, antwortete der Leibwächter und reichte seinem Schutzbefohlenen die Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen. »Wenn ein Waffengang zu Ende ist, wird einer stehen und der andere tot auf der Erde liegen. Wie der eine gewonnen hat, ist gleich. Was zählt, ist das Überleben.«
    »Ernste Worte.« Lodrik klopfte demonstrativ den Staub von der leichten Lederrüstung, die er bei den Übungsstunden trug. »Aber ich denke, dass du Recht hast.«
    »Keine falsche Scham, wenn es um das eigene Leben geht, daran müsst Ihr immer denken, Herr«, betonte Waljakov, die grauen Augen ruhten auf Lodrik. »Nett, ehrlich und den Regeln der Kunst entsprechend könnt Ihr zum Zeitvertreib kämpfen. Bietet sich eine Gelegenheit, ergreift sie.«
    Sie gingen hinüber zum kleinen Abstelltisch, wo je eine Karaffe mit Wasser und dunklem, schwerem Rotwein stand. Der Leibwächter goss die Pokale zuerst mit Zweidrittel Wasser voll und füllte den Rest mit dem Alkohol auf. »Auf Eure zukünftigen Erfolge.«
    »Da trinke ich nur allzu gerne drauf. Am liebsten wäre es mir aber, wenn ich die ganzen Waffen nicht brauchen würde«, sagte Lodrik und spülte den trockenen Geschmack im Mund hinunter. »Habe ich schon abgenommen?«
    Waljakov ließ den Blick aufmerksam über die Statur des Gouverneurs wandern. »Wieder ein bisschen mehr, würde ich sagen, aber es bleibt noch einiges zu tun.« Er setzte die Spitze des Säbels auf den runden Bauch, der sich unter dem Leder immer noch hervorwölbte. »Vor allem der hier muss weg. Er behindert beim Laufen und bedeutet nur unnötigen Ballast.«
    »Es ist alles nicht so einfach«, jammerte Lodrik. »Ich schwitze wie ein Schwein, ich laufe mir die Seele aus dem Hals, ich stemme Gewichte, und ich gebe mir bei deinen Übungen die größte Mühe, aber irgendwie dauert es so lange.«
    »Nicht aufgeben, Herr«, ermunterte ihn sein Waffenmentor. »Ihr hattet mehr als sechzehn Jahre, um Euch das Fett anzufressen. Da dürft Ihr nicht erwarten, dass es in wenigen Wochen verschwindet. Aber in einem Jahr …«
    »Was?!«, kreischte der Gouverneur. »Bis dahin bin ich verhungert.«
    »Ihr habt immer noch genügend Reserven, wenn ich mir das so ansehe«, sagte der Mann, »also keine Angst.«
    Unvermittelt stieß er mit seinem Säbel nach dem Kopf Lodriks. Ein Reflex brachte den Jungen dazu, geistesgegenwärtig seine Waffe hochzureißen und den Stoß abzuwehren. Wein und Wasser ergossen sich über den Gouverneur.
    »Ihr müsst den Körper dabei ruhig halten«, kommentierte Waljakov. »Das Herumwackeln ist schlecht für das Gleichgewicht. Und für die Kleidung.«
    »Sehr komisch.« Lodrik wischte sich das Gemisch aus den Augen. »Mir reicht es für heute. Außerdem wird es Zeit für die Audienz. Ich bin gespannt, was heute auf mich wartet.«
    »Nun, gut. Mal sehen, ob überhaupt etwas wartet.« Der Leibwächter deutete einer seiner berühmten Verbeugungen an, die immer so wirkten, als wolle er nur einen Schritt nach vorne machen, anstatt seinen Respekt zu bezeugen.
    Lodrik tolerierte die Eigenheit. Nach wie vor

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