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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wurde er einfach nicht richtig klug aus seinem beschützenden Schatten.
    Manchmal hatte es etwas Unheimliches, wie der Kämpfer plötzlich in einer Tür stand oder hinter einer Mauer hervortrat. Seine Allgegenwärtigkeit wurde nach dem Besuch von Norina im Schlafzimmer des Gouverneurs sogar noch schlimmer.
    »Ist das heiße Wasser bereit? Ich möchte noch schnell ein Bad nehmen.« Der Junge hängte seine Übungswaffe in den vorgesehenen Halter und schritt in Richtung Ausgang der Fechthalle.
    »Ich habe entsprechende Anweisung geben lassen. Das Badezimmer müsste hergerichtet sein, Herr.«
    Die beiden betraten den Hof, auf dem gerade ein uniformierter Bote in den Farben der Baronie Kostromo mit einer der Wachen verhandelte.
    »Was hat das denn zu bedeuten?«, grummelte Waljakov und änderte seinen Weg. Neugierig folgte Lodrik.
    Als die Wache den Hünen auf sich zu kommen sah, sprang sie beinahe in Habacht-Stellung.
    »Der Bote hat eine Nachricht von Durchlaucht Aljascha Radka, Vasruca der Baronie Kostromo, die er nur dem Gouverneur übergeben möchte.«
    »Her damit«, knurrte der Leibwächter den Mann auf dem Pferd an und streckte die Hand aus.
    Offensichtlich fühlte sich der Bote im Sattel sehr sicher, denn die knappe Aufforderung schien ihn nicht zu beeindrucken. »Es tut mir Leid, aber ich habe meine Anweisungen.«
    Wie ein Blitz schnellte die mechanische Hand nach vorne, umschloss die Schnalle des Sattelgurtes, aber die Anweisung Lodriks hielt den Leibwächter von weiteren Aktionen ab.
    »Halt, Waljakov. Lass ihn.« Der junge Gouverneur lächelte gewinnend.
    »Danke, Page«, sagte der Bote. »Und jetzt bring mich zum Statthalter.«
    Die Wache verdrehte aus lauter Verzweiflung die Augen, weil sie nicht wusste, wohin mit der angestauten Heiterkeit. Die Lippen zuckten verräterisch.
    Der Leibwächter dagegen streichelte mit der freien Hand beruhigend das Pferd, ohne auch nur eine Reaktion zu zeigen.
    »Ich bin nicht der Page. Ich bin der Gouverneur«, stellte Lodrik richtig und baute sich ein wenig auf. »Harac Vasja, wenn es recht ist. Mein Vorgänger wurde abgelöst.«
    »Ach, was Ihr nicht sagt?« Der Bote lehnte sich in seinem Sattel nach vorne. »Dann bin ich Durchlaucht Radka. Und jetzt genug der Späße. Ich habe dem echten Gouverneur etwas auszurichten.«
    »Dann steig einfach ab und sag es mir.« Der Junge wurde angesichts solcher Ignoranz ungehalten.
    Als der Mann immer noch keine Anstalten machte, sich vom Pferderücken hinabzubewegen, nickte Lodrik seinem Leibwächter zu, der mit Leichtigkeit die Schnalle des Gurtes abriss und dem Sattel einen kräftigen Stoß gab.
    Der überraschte Bote versuchte zwar noch, sich an der Mähne seines Tieres zu halten, schlug aber unsanft auf das Pflaster auf, der Sattel samt Decke begruben den Mann unter sich. Nach einer kurzen Schrecksekunde wühlte er sich frei und sprang auf die Füße, das Gesicht rot vor Zorn.
    »Das wird ein Nachspiel haben, Page.« Er drehte sich zu Waljakov. »Und für dich auch.« Wutentbrannt stapfte er zum Palast, wo ihn die nächste Wache aufhielt.
    »Den Sturz hätte er sich sparen können«, meinte Lodrik kopfschüttelnd. »Lass ihn ein bisschen schmoren, dann wird er dir irgendwann die Nachricht schon ausrichten. Ich möchte unbedingt in heißes Wasser und mich entspannen.«
    Die beiden gingen an dem zeternden Boten vorbei, der die wüstesten Drohungen ausstieß, von denen sich die Eingangswachen allerdings keinesfalls beeindrucken ließen.
    »Willst du sie mir vielleicht lieber drinnen sagen?«, versuchte es Lodrik noch einmal.
    »Schaff mir den Gouverneur herbei, Page«, fauchte der Mann.
    »Wie redest du mit dem Königlichen Gouverneur des Kabcar?«, wies ihn daraufhin die Wache scharf zurecht.
    »Ist das ein Spiel? Sind hier vielleicht alle eingeweiht außer dem Gouverneur, oder wie darf ich das alles hier verstehen?«, tobte der Bote, sichtlich unbeeindruckt.
    »Entweder du sagst es mir jetzt oder gar nicht mehr. Überlege es dir gut, wenn die Nachricht wirklich so wichtig ist. Es könnte unter Umständen deinen Kopf kosten, wenn mich die Botschaft nicht erreicht«, gab der Junge zu bedenken.
    »Verschwinde und geh Kartoffeln schälen, Bäuchlein.«
    Die Wachen schauten zuerst Waljakov, dann Lodrik fragend an. Da aber kein Befehl kam, gingen sie nicht gegen den unverschämten Mann vor, sondern begnügten sich damit, ihn mit einer gewissen Schadenfreude vom Betreten des Palastes abzuhalten.
    »Ich hoffe nur, meine Boten sind

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