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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sein Gesichtsfeld, bei der nächsten ein wie immer grimmig dreinblickender Waljakov oder ein schwitzender Musiker. Ein neuerliches, sich verstärkendes Übelkeitsgefühl machte sich in seinem Kopf breit, seine Schritte wurden noch unregelmäßiger.
    Schließlich schaffte er es, dass das Paar so außer Takt geriet, dass selbst die Musiker durch eine geschickte Veränderung des Tempos nichts mehr machen konnten. In dem Moment hielt die Vasruca inne und strahlte, als ob es der beste Tanz ihres Lebens gewesen wäre.
    »Ich bin kein sehr guter Tänzer«, stotterte Lodrik als Entschuldigung und wäre am liebsten im Boden versunken. Aber der Marmor tat ihm den Gefallen nicht, sondern spiegelte seinen hochroten Kopf wider.
    »Exzellenz sind nur ein bisschen in der Öde Granburgs eingerostet, weiter nichts«, schwächte sie ab, schenkte ihm einen neckischen Augenaufschlag und einen glühenden Blick. »Ich werde mich jetzt zurückziehen. Es ist schon spät, Exzellenz.« Sie verbeugte sich zuerst vor dem Statthalter, dann vor der Runde und rauschte in ihrem dunkelgrünen Kleid davon.
    »Ich bin auch müde. Muss wohl vom Tanzen kommen, das strengt doch mehr an als man glaubt«, sagte Lodrik nach einer Weile, gähnte übertrieben herzhaft und verließ die Bibliothek. Als Waljakov sich ebenfalls in Bewegung setzte, griff Stoiko nach seinem Ärmel.
    »Warte noch ein bisschen, oder folge ihm so, dass er es nicht merkt.«
    »Du meinst, er will wirklich …«
    Stoiko neigte den Kopf. »Er will schon. Es bleibt natürlich nur die Frage, was ihn bei seiner Cousine alles erwartet.«
    »Sie ist ein falsches Luder«, brachte es der Leibwächter in seiner unnachahmlich undiplomatischen Weise auf den Punkt.
    »Natürlich ist sie das.« Der Vertraute schien darüber nicht sonderlich beunruhigt zu sein. »Aber er wird heute Nacht auf die ein oder andere Weise seine Erfahrung machen. Und auf eigene Erfahrungen ist er besonders angewiesen.«
    »Ich werde leise sein«, versprach Waljakov und folgte seinem Schützling.
    Der Großbauer strich sich über den stattlichen Bart und kam an Stoikos Seite. »Wisst Ihr etwas über die Hochzeit, von der sie immer wieder während des Essens gesprochen hat, wenn sie den Gouverneur nicht gerade mit ihren Augen verschlungen hat?«
    Stoiko lachte. »Es ist lange her, dass ich am Hof des Kabcar war oder ausführliche Nachricht von dort erhalten hätte, was im Palast vorgeht. Ich kann es Euch nicht sagen.«
    »Wie würdet Ihr denn eine enge Beziehung schaffen?«
    »Ich würde sie dem höchsten Beamten zur Frau geben«, sagte der Vertraute und befahl der Musik mit einem Wink das Schweigen. Gehorsam setzten die Männer ihre Instrumente ab und packten sie weg.
    »Ich würde sie, wenn ich der Kabcar wäre, meinen Sohn heiraten lassen«, meinte dagegen Miklanowo bedächtig. »Ein stärkeres Signal an Hustraban könnte es nicht geben, als die Baronie direkt mit der Krone zu verbinden und nicht nur über Familienbande zu sichern. Der arme Tadc. Er müsste dann einiges aushalten, wenn ich Durchlaucht nur nach diesem einen Abend beurteilen müsste. Ist er nicht so alt wie der Gouverneur?« Der Großbauer sah Stoiko fragend an.
    Der Vertraute bedachte den kleinen Mann vor sich mit einem lauernden Blick. Sollte er vielleicht mehr ahnen? Aber die Augen des Granburgers waren frei von versteckten Hinweisen auf Unehrlichkeit.
    »Ja, in der Tat. Das kommt ungefähr hin«, antwortete er nach einer Weile.
    »Aber was kümmert uns der Hof.« Miklanowo prostete ihm mit der Teetasse zu. »Wir haben einen jungen Gouverneur zu unterstützen. Und nun, gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, verabschiedete sich auch der braunhaarige Vertraute und setzte sich wieder. Mit einer schnellen Bewegung ordnete er den Schnauzer, der sich seiner Meinung nach bei den Worten des Brojaken fast gesträubt hatte. Über das, was er eben gehört hatte, müsste er, so abwegig es zuerst aus dem Munde des Großbauern geklungen hatte, noch nachdenken.
    Zögernd und mit pochendem Herzen klopfte Lodrik an die Tür seiner Großcousine.
    »Herein, Exzellenz«, rief sie von drinnen.
    Tief atmete der Gouverneur durch und trat ein.
    Lediglich eine Kerze brannte, unmittelbar auf dem Ankleidetisch der Vasruca.
    Sie selbst saß vor dem Spiegel und entfernte mit geübten Griffen die Haarspangen aus ihrer Frisur. Wie roter Samt fielen ihre langen Haare auf die Schulter und glänzten im flackernden Licht der Leuchte.
    »Ich habe Euch erwartet.« Sie schaute kurz zu ihm und drehte

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