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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Porzellan. Er beherrschte sich, nicht laut loszuschreien und zu fluchen.
    »Ihr seid außerdem, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, noch sehr jung für einen Statthalter, Exzellenz.« Wieder dieses Lächeln, für das mit Sicherheit einige Männer in den Tod gegangen wären. »Mein Onkel, der Kabcar von Tarpol, muss große Stücke auf Euch halten, wenn er Euch mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe betraut.«
    »Sein Vater ist am Hof des Kabcar ein gern gesehener Gast und fähiger Beamter«, meldete sich Stoiko und erschien damit für Lodrik wie für einen Schiffbrüchigen das hilfreiche Brett im tobenden Sturm.
    »Ach?!« Aljascha Radkas Neugier war mit einem Mal geweckt. »Wie heißt der Mann, der so einen begabten Jungen hat? Ich würde ihm nur zu gerne meine Aufwartung machen und von den guten Reden der Granburger berichten. Auch den Kabcar wird es mit Sicherheit sehr interessieren.«
    »Oh, Ihr werdet meinen Va…« Lodrik bemerkte die drohende Katastrophe, verschluckte sich geistesgegenwärtig am Tee, sprang auf und verschüttete etwas von dem heißen Getränk. Sofort eilten Diener herbei, um die Flecken aus der Uniform zu tupfen.
    Ebenso schnell war aber auch Aljascha zur Hand, drückte ihr parfümiertes Taschentuch auf einen Fleck an der Brust und sah dem Jungen in die Augen.
    »Habt Ihr Euch verbrannt, Exzellenz?« Betörend drang das Duftwasser in Lodriks Nase, die Stelle, wo ihre Hand lag, wurde angenehm warm. Auch andere, tiefere Bereiche seines Körpers erwärmten sich. Wieder spürte er, wie ihm die Röte ins Antlitz schoss.
    »Ich … danke … es geht schon«, wehrte er ab, machte einen Schritt rückwärts und warf um ein Haar mit dem Säbel die Teekanne vom Tisch.
    Schnell setzte er sich wieder, diesmal war das Wehrgehänge nicht im Weg. Wie ein Schwarm Fliegen umgaben ihn die Diener und tupften auf dem grauen Stoff herum, bis der Statthalter sie mit einer Handbewegung verscheuchte.
    »Ihr werdet also den Kabcar sehen«, half Stoiko aus dem Hintergrund den Faden des unterbrochenen Gesprächs wieder aufzunehmen.
    »Das hätte ich nach diesem Vorfall beinahe vergessen«, entschuldigte sich die Frau und nickte dem Vertrauten zu. »Ja, der Herrscher Tarpols will mich in einer dringenden Angelegenheit sehen. Es geht um eine Hochzeit.«
    »Ihr wollt Euch des Segens des Kabcars versichern«, schätzte Lodrik und ließ sich sein Gefäß neu füllen. »Das wird ihn freuen, dass seine Nichte so an ihn denkt.«
    »Wenn es so wäre«, seufzte sie und schenkte ihm einen Hilfe suchenden Augenaufschlag.
    »Das verstehe ich nicht.« Der Gouverneur häufte den Zucker auf seinen Löffel, ignorierte den mahnend vorwurfsvollen Blick seines Leibwächters und tauchte den kleinen Berg in die Tasse.
    »Ihr kennt die Geschichte meiner Baronie, Exzellenz?«, fragte sie, und Lodrik nickte gönnerhaft. »Unangenehmerweise hat Hustraban seit kurzem wieder Ansprüche auf Kostromo angemeldet oder verlangt zumindest eine angemessene Entschädigung für den Ausfall des Iurdums, das in unseren Bergwerken abgebaut wird.«
    »Alles dummes Theater. Wie hoch soll die sein?«
    Sie schaute über den Tassenrand und machte ein unglückliches Gesicht. »Die Hälfte des Abbaus.«
    »Das wird der Kabcar niemals akzeptieren«, kam es augenblicklich von Stoiko.
    »Ganz recht«, stimmte sie, etwas überrascht von der Schnelligkeit des Einwurfs, zu. »Und um das Band der Freundschaft und der Zusammengehörigkeit von Tarpol und Kostromo zu festigen, sozusagen als ein Signal an Hustraban, soll ich mich mit einem der Oberen am Hofe in Ulsar vermählen.« Sie beugte sich vor. »Ist Euer Vater ledig? Vielleicht bin ich ja bald Eure Stiefmutter, Exzellenz?«
    »Der Vater seiner Exzellenz ist nicht ledig und leider schon verstorben, Durchlaucht«, rettete Stoiko einmal mehr. »Ein tragischer Reitunfall, wie wir erst vor kurzem erfahren mussten.«
    »Das tut mir sehr Leid, Exzellenz. Ich werde mich in den paar Tagen ein wenig um Euch kümmern, damit Ihr Euren Schmerz vergessen könnt.« Mitleidsvoll kehrte die Hand auf die Stelle des Unterarms zurück, wo sie vor nicht allzu langer Zeit schon mal so angenehm gelegen hatte. Lodriks Geist und Körper empfanden die Berührung inzwischen als aufregend.
    »Ich werde den Gästetrakt herrichten lassen. Miklanowo, einer meiner besten Ratgeber, wird sicher nichts dagegen haben. Er wohnt dort ebenfalls.« Der Junge lächelte sie schüchtern an. »Wo Ihr doch der erste hohe Besuch seid, den ich hier empfangen

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