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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und stand auf. »Und nun zur nächsten Runde. Ich will sehen, ob Ihr die Wut richtig einsetzen könnt. Und nehmt Euch die letzte Nacht nicht so zu Herzen. Ihr seid jung, da kann so etwas passieren.«
    »Aber es ist doch gar nichts passiert!« Lodrik stützte sich auf den Säbel. »Sie hat sich ausgezogen und mich dann rausgeworfen.«
    »Da habe ich, wie vermutlich ganz Granburg, inzwischen etwas ganz anderes gehört.«
    »Alles Lügen. Aber ich denke, irgendwann bekomme ich meine Gelegenheit, ihr alles heimzuzahlen. Spätestens, wenn ich wieder im Palast bin.« Der Statthalter hob die Waffe. »Ich werde mir etwas Gemeines ausdenken, damit der ganze Kontinent über sie lacht.«

»Indes war die Schlacht geschlagen, die Mehrzahl der barkidischen Truppen tot. Die Leichen türmten sich so hoch wie ein Haus, die Verwundeten erstickten entweder im Blutmorast oder unter den toten Leibern, wenn man sie nicht rechtzeitig zwischen den Gefallenen herauszog.
    Ulldrael ging über das Schlachtfeld und weinte über die Toten, die für ihn gestorben waren, und sprach: ›Nie mehr darf so etwas geschehen. Keiner soll je wieder solches Unheil über meinen Kontinent bringen dürfen. Erschlagt alle, die Sinured und seinen falschen Lehren gefolgt sind. Verfolgt seine Kinder, die ihr an ihren weißen Haaren und der roten Blutsträhne erkennen sollt, und legt sie in Ketten oder vernichtet sie, wie es euch gefällt. Der Same des Kriegsherrn muss bis in das letzte Glied ausgerottet werden. Befriedet das barkidische Reich, denn die Menschen dort sind anfällig für falsche Lehren. Nennt es nach dem Mann, der die Bestie auf den Grund des Meeres geschickt hat.
    Und mit einem Mal erstanden die alten Tempel wieder. Ulldraels Macht errichtete sie dort, wo sie am nötigsten gebraucht wurden, um den Menschen Trost und Zuversicht zu spenden.
    Die Menschen im Königreich Barkis mussten all ihre Waffen abgeben, die Statuen von Tzulan und Sinured wurden zerstört, die Hauptstadt der Bestie wurde komplett niedergerissen, seine Festung bis auf den letzten Stein geschleift.
    Aus dem Königreich Barkis wurde das Königreich Tûris, benannt nach dem tapferen rogogardischen Admiral, der Sinured für alle Zeiten vernichtet hatte. Und die Lehren Ulldraels kamen zu neuen Ehren. «
    ULLDARTISCHER GESCHICHTSALMANACH, XXI. Band, Seite 1055 
    Provinzhauptstadt Granburg, Königreich Tarpol, Sommer 442 n.S.
    Die wenigen warmen Monate in der Provinz Granburg standen ganz im Zeichen der Landwirtschaft. Die Kleinbauern und Tagelöhner schufteten auf den Feldern, um das spärliche Korn zu ernten und ausreichend Heureserven anzulegen. In den Scheunen wurde den ganzen Tag über gearbeitet, bis spät in den Abend schlugen die Knechte mit Dreschflegeln die Körner von den Halmen.
    Der Gouverneur ritt zusammen mit Waljakov viel durch die Gegend, schaute den Menschen bei der Arbeit zu und legte, sehr zur Überraschung der Leibwache und der Bauern, auch selbst mit Hand an, um ein Gefühl für die Härte der Tätigkeit zu erhalten. Miklanowo hatte ihm diesen Rat gegeben.
    »Ein Herrscher sollte am eigenen Leib erfahren, was seine Untertanen leisten, bevor er sich das Brot und den Braten schmecken lässt«, meinte der Brojak. »Diese Weisheit vergessen die anderen Großbauern und Adligen leider nur zu gerne. Deshalb fehlt ihnen auch der nötige Weitblick.«
    Auch wenn der Gouverneur Blasen an den Fingern und Handflächen bekam und die Schufterei nicht besonders schätzte, fühlte er doch, dass ihn die Menschen dadurch mit anderen Augen betrachteten als Jukolenko, der sich in seiner Amtszeit darauf beschränkt hatte, Kornsäcke im günstigsten Fall zu zählen.
    Die Zeit verging jetzt, wo Lodrik sich ernsthaft um sein Äußeres und um die Belange der Provinz kümmerte, wie im Flug. Sowohl Waljakov als auch der freundliche Großbauer Miklanowo waren hervorragende Lehrer, unter deren Anleitung der Junge schnelle Erfolge verzeichnete.
    Stoiko staunte nicht schlecht über die täglichen Fortschritte seines Schützlings, der vor seinen Augen allmählich zu einem jungen Mann heranreifte und inzwischen einen blonden Bart trug. Der Stimmbruch ließ seine einst hohe Stimme dunkler werden, die Augen verloren die wässrige Trübung. Was auch immer Granburg mit ihm machte, es tat ihm gut.
    Rund zwanzig Kilogramm nahm Lodrik ab, an Stelle von Fett sah man erste, kräftige Muskelansätze. Der Leibwächter hatte den Jungen rennen, springen und viel schwitzen lassen, unterzog ihn den

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