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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Niemand sollte seine Zukunft anderen im Voraus verraten.« Fatja schaute abwartend in die Runde. Als Erster bewegte sich zu aller Erstaunen Waljakov, danach der Rest.
    »Wenn die Hexe etwas vorhaben sollte, ruft mich, Herr«, rief der Leibwächter von der Tür und zog schnell den Kopf ein, als das Mädchen zu ihm hinüber sah.
    »Seit wann kannst du das Schicksal anderer vorhersehen?«, wollte Lodrik wissen.
    »Seit ich sprechen kann, Exzellenz. Ich weiß nicht, warum es so ist, vielleicht eine Gabe Ulldraels.«
    »Ist es Magie?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Magie mehr auf Ulldart, außer den Fähigkeiten der Cereler, das wisst Ihr doch.« Fatja sah ihm in die blauen Augen. »Und nun seid bitte still. Denkt an nichts. Ich will sehen, was Euch die Zukunft bringt.«
    Er schaute ihr in die unergründlichen Pupillen und fühlte einen mächtigen Sog, der all seine Gedanken aus dem Kopf ziehen wollte. Irgendwann sah er nur noch das Schwarze ihrer Augen. Er dachte an nichts mehr. Eine innere Leere breitete sich aus, gegen die er sich nicht wehren wollte. Es war ein Zustand ungewöhnlicher Leichtigkeit. Er schwebte und schwebte, bis … »Exzellenz? Exzellenz, könnt Ihr mich hören?« Das Mädchen rüttelte ihn sanft an der Schulter.
    Lodrik benötigte einige Sekunden, bis er mit seinen Sinnen in die Welt zurückkehrte. Unsicher schaute er sich um.
    »Ist das so üblich, wenn du ein Schicksal erkundest, dass sich derjenige so seltsam vorkommt? Als hätte ich Alkohol getrunken.« Er schloss die Augen und legte den Kopf ins Genick. »Ein wirklich erstaunliches Gefühl. Und wie sieht es mit meiner Zukunft aus?«
    Fatja räusperte sich. »Ihr werdet der Nachfolger eines sehr großen, gefürchteten Herrschers werden und über viele Untertanen regieren. Ihr werdet viele Kinder haben. Eines von der Frau, die Euch liebt, drei von der Frau, die Euch verachtet und eines, vom dem Ihr nicht wissen werdet, dass es nicht von Euch ist.«
    »Das ist ja interessant.« Lodrik schaute ihr ins Gesicht, seine Neugier war unübersehbar. »Was noch? Werde ich ein guter Herrscher sein, wie mein … Kabcar? Wie alt werde ich?«
    »Das weiß ich nicht, Exzellenz«, gestand die erschöpfte Wahrsagerin. »Ich habe nicht viel erkennen können, etwas an Euch stört meine seherischen Fertigkeiten. Aber das soll Euch nicht betrüben, es gab auch Leute, bei denen habe ich nichts erkennen können.«
    »Ist das wirklich alles, was du weißt? Ich muss sagen, ich bin schon ein bisschen enttäuscht.«
    »Ihr werdet ein großer Herrscher sein, der sich gegen seine Nachbarn erfolgreich zur Wehr setzt und sie zurückschlägt.«, sagte Fatja nach einer Weile. Sie zögerte. »Ihr werdet unverhofften Beistand bekommen, der Euch bei Euren Plänen unterstützen wird. Ich sehe aber auch eine ständige Bedrohung, die Euch umgibt und die Euch an Euer Leben will, Exzellenz. Wenn sie es schaffen sollte, Euch zu töten, so ist all das, was ich Euch über Eure Kinder und die übrige Zukunft gesagt habe, hinfällig.« Sie griff nach seinem Arm. »Eines noch. Ein Mann in Eurer nächsten Umgebung ist nicht das, was er zu sein vorgibt, das sei Euch noch auf den Weg gegeben.«
    »Ich danke dir, Fatja.« Der Gouverneur stand auf. »Wo erreiche ich dich, wenn ich nochmals deine Weissagung benötige?«
    »Exzellenz, lasst es gut sein. Wenn die Zukunft nicht mehr verraten möchte, wird sie es auch nicht bei einem zweiten Versuch tun, vertraut mir.« Sie erhob sich ebenfalls und machte einen Knicks. »Es tut mir Leid, dass ich Euch nicht mehr sagen konnte.«
    Lodrik ging hinaus zu seinen Freunden.
    »Und? Seid Ihr zufrieden mit Eurer Zukunft?« Stoiko machte ein neugieriges Gesicht.
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte der Statthalter grübelnd und schritt an ihnen vorbei.
    Waljakov und Miklanowo versuchten zwar, sich nichts anmerken zu lassen, aber insgeheim hoffte jeder, dass der Statthalter wenigstens ein paar Andeutungen über sein Schicksal machte – oder zumindest über das, was die kleine Fatja ihm gesagt hatte.
    Doch der junge Mann schwieg hartnäckig und stürzte sich stattdessen in den Trubel der Festlichkeit, um sich den neugierigen Fragen zu entziehen.
    Fatja behielt die Fassung, bis der Gouverneur von Granburg das Zimmer verlassen hatte, dann brach sie zusammen. Mit letzter Kraft ließ sie sich auf die Fensterbank fallen, lehnte sich an die kühle Mauer und hielt sich den Kopf.
    Sie hatte Bilder gesehen, wie sie grausamer nicht hätten sein können und die

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