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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Ende. Nun wurde vom Gouverneur eine kleine Rede erwartet, wie ihm sein Gastgeber bedeutete.
    Das kam für Lodrik nicht ganz unvorbereitet, seine Worte hatte er sich schon lange zurechtgelegt. Er erhob sich.
    »Herrschaften, Ihr seht vor Euch einen jungen Mann, der sich in der recht ungewöhnlichen Lage befindet, in der Blüte seiner Jugend eine Provinz regieren zu müssen, die ihm nicht nur Wohlwollen entgegenbringt. Die meisten glauben vermutlich immer noch, dass ich den Posten nur bekommen habe, weil mein seliger Vater ein wichtiger Beamter am Hof des Kabcar war. Doch ich denke, ich habe einiges getan, um die Menschen in der Provinz Stück für Stück vom Gegenteil zu überzeugen. Mein Vorgänger hat Jahre damit zugebracht, sein ihm vom Kabcar verliehenes Amt zu missbrauchen, die einfachen Leute auszubeuten und den Pächtern unnötige Sonderabgaben abzuringen.« Er machte eine Pause und ließ den Blick über die Gäste wandern. Sie alle hingen mit großer Neugier an seinen Lippen und warteten voller Spannung auf die weiteren Worte. »Ich versuche seit meinem für alle überraschenden Amtsantritt, dieses Unrecht rückgängig zu machen, kämpfe aber gegen ein Dickicht von Intrigen, das ein Großteil der mit Jukolenko befreundeten Adligen spinnt. Aber ich werde nicht aufgeben, denn ich habe gute Freunde bei mir«, er schaute zu Stoiko und Waljakov, »aber auch neue gute Freunde in Granburg gefunden, ohne die ich verloren gewesen wäre.« Er deutete auf Miklanowo. »Dieser Mann hat sich um alle rechtschaffenen Menschen in Granburg verdient gemacht, und ich hoffe, dass er mir noch manchen guten Hinweis geben kann. Ich werde mit seiner Hilfe nicht eher ruhen, bis in der Provinz Gerechtigkeit herrscht, wie es das tarpolische Gesetz für alle Untertanen vorsieht.« Er hob seinen Becher. »Auf den Kabcar und das Königreich. Mögen beide noch lange bestehen.«
    Die Gäste stimmten in den Trinkspruch mit ein, leerten ihre Gefäße und schlugen als Beifall damit auf das Holz.
    »Und jetzt endlich her mit dem Essen«, rief einer. Die anderen lachten, die Musik setzte wieder ein, und die Speisen wurden aufgetragen.
    Lodrik setzte sich und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Becher, die Hand zitterte vor Aufregung.
    »Ihr werdet immer besser, Herr«, gab Stoiko seine Meinung kund und griff nach der Schüssel mit Gemüse, das er sich auf den Teller häufte und an den Statthalter weiterreichte. »Ihr werdet bald vor einer richtig großen Menge reden können.«
    »Ich würde vor Aufregung keinen Ton hervorbringen«, meinte der junge Mann und hielt sich mit beiden Händen an der Tischkante fest. »Und das Schlimmste ist, mein Hunger ist weg.«
    »Na, na, Herr. Ihr wisst doch, der Appetit kommt beim Essen.« Der Vertraute legte ihm ein Stück Braten auf den Teller und stapelte andere Köstlichkeiten dazu. Es dauerte wirklich nicht lange, dann führte der Geruch den Statthalter in Versuchung.
    Kurz darauf war kein Krümel mehr zu finden, satt lehnte sich Lodrik in den Stuhl zurück und rülpste.
    »Hättet Ihr das im Wald von Euch gegeben, wärt Ihr aus Versehen als Wildschwein erschossen worden«, kommentierte Waljakov, der unbeweglich wie eine steinerne Kämpferstatue dastand.
    »Ich würde bestimmt auch gut schmecken«, sagte der junge Mann und spülte die letzten Reste im Mund mit dem einfachen, aber doch guten Landwein hinunter.
    Er beobachtete die Musikanten in der ihm unbekannten Tracht, wie sie die Finger mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und noch größerem Geschick über Saiten, Trommeln, Tasten und Tonlöcher huschen ließen.
    »Miklanowo, woher stammen eigentlich diese Leute? Ich habe weder die Musik noch die Tracht erkannt.«
    »Oh, das sind gute Freunde aus Borasgotan, die immer zur Erntezeit herüber kommen und beim Einfahren der Ähren helfen. Tagelöhner, die glücklicherweise hervorragend ihre Instrumente spielen. Ich hoffe, es gefällt Euch?«
    »Ja, sehr sogar.« Unter dem Tisch wippte der Statthalter seit geraumer Zeit mit den Füßen zum Takt. »Was tanzt man eigentlich dazu?«
    »Norina, würdest du bitte Exzellenz die Schritte zeigen?«
    Lodrik wurde knallrot. »Ich wollte doch nicht selbst tanzen. Ich kann das gar nicht.«
    Mit einem leichten Schrecken stellte er fest, dass sich die hübsche junge Frau mit einem Lächeln erhoben hatte und sich vor ihm verbeugte. »Darf ich bitten, Exzellenz?«
    Die Gäste lachten und suchten sich ebenfalls Tanzpartner.
    »Du wirst es bereuen«, prophezeite der

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