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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Großbauers. »Er wollte sich noch mit dem ein oder anderen Landpächter unterhalten. In einer Woche wäre er wieder in Granburg.«
    »Schon recht.« Lodrik schaute aus dem Fenster, in der Hoffnung, vielleicht einen letzten Blick auf Norina werfen zu können. Das Gefährt rollte aus dem Hof, ohne dass er sie noch einmal sah.
    »Ihr seht ein bisschen enttäuscht aus«, bemerkte Stoiko. »Hat Euch etwas missfallen?«
    »Oh, das ist nicht so wichtig«, wich der junge Mann aus. »Lass uns eine Partie Schach spielen.«
    Spätestens jetzt wusste der Vertraute, dass etwas nicht stimmte. Normalerweise drückte sich der Statthalter vor dem Spiel, wo es nur ging. Er nahm sich vor, bei Gelegenheit Waljakov zu fragen, ob er eventuell etwas wusste.
    »Gewiss, Herr, immer. Ich setzte einen Waslec, dass ich gewinne.«
    »Ich auch«, sagte Lodrik und begann, die Figuren aufzustellen. »Mir kommt da gerade eine Idee. Wie wäre es, wenn wir auf der Rückfahrt durch das Gebiet von Harac Kolskoi reisen?«
    Stoiko überlegte kurz. »War das nicht dieser dürre Adlige mit den stechend grünen Auge und der Narbe auf der Wange, dem diese furchtbaren Kampfhunde gehören?«
    »Genau. Ein kleiner Überraschungsbesuch kann nicht schaden, oder? Vielleicht treffen wir die anderen Verschwörer bei ihm und können eine Teestunde abhalten.«
    »Der Gedanke ist sehr belustigend«, grinste der Vertraute, lehnte sich aus dem Fenster und gab die geänderten Reisepläne dem Kutscher und Waljakov bekannt.
    »Der Fahrer meinte, es würde unsere Ankunft in Granburg um mindestens eine Woche verzögern«, berichtete er dem Statthalter.
    »Das ist noch vertretbar, würde ich sagen. Das Kornfest beginnt in zwei Wochen, also bleibt genügend Zeit für die Vorbereitungen, wenn wir nach Hause kommen.« Er zog eine Figur. »Du bist dran.« Der junge Mann betrachtete nachdenklich das gemusterte Brett mit den stilisierten Armeen. »Manchmal komme ich mir vor wie eine von denen. Mein Vater bestimmt, wie die Geschäfte laufen, und ich muss, wie alle anderen auf dem Feld, gehorchen.«
    »Seht es doch andersherum, Herr. Das ist jetzt Granburg, und Ihr seid der Mann, der hier die Fäden zieht und die Figuren hin und her rückt.« Stoiko machte seinen Zug und deutete auf seinen schwarzen König. »Das ist Jukolenko. Den müsst Ihr schlagen, ohne zu viel von Euren Bauern, sagen wir, es wären die einfachen Granburger, zu verlieren. Dafür habt Ihr ein paar Verbündete, um ihn so in die Enge zu treiben, bis er aufgeben muss. Ich bin Euer Läufer, Waljakov würde sich als Turm gut machen, Miklanowo wäre der andere Läufer.«
    »Und Norina wäre meine Dame.« Lodrik war an der Reihe und schob den Läufer nach vorne.
    Stoiko tat so, als habe er die Bemerkung des Gouverneurs nicht gehört und startete einen ersten Angriff, indem er den Läufer bedrohte.
    Das Spiel lief eine Zeit, ohne dass einer der beiden etwas sagte.
    »Jukolenko hat aber einen entscheidenden Vorteil Euch gegenüber. Er opfert seine Figuren, ohne dass er große Rücksicht nehmen muss, weil sein Ruf ohnehin schon ruiniert ist. Je mehr Bauern bei Euch sterben, desto mehr glauben die anderen Bauern, Ihr währt genauso wie der schwarze König«, bemerkte Stoiko irgendwann, dessen Armee sich bedrohlich gelichtet hatte.
    Lodrik schlug einen vorgerückten schwarzen Bauern mit dem Läufer, übersah dabei, dass Stoiko inzwischen eine Deckung vorbereitet hatte.
    Genüsslich nahm der Vertraute den weißen Läufer vom Feld und platzierte an dessen Stelle die schwarze Dame, die nun den weißen König bedrohte. »Außerdem ist Jukolenko vermutlich besser im Legen von Hinterhalten. Ihr habt gerade Miklanowo verloren, Herr.«
    »Dafür habe ich ja meine Vertrauten«, konterte der Gouverneur und schlug mit dem Springer die gegnerische Figur, froh darüber, dass Stoiko einen Fehler begangen hatte.
    »Darauf solltet Ihr Euch nicht immer verlassen, zumal Vertraute für Euch nicht so einfach zu finden sind.« Ein weiterer schwarzer Bauer räumte den Springer vom Feld, während durch den Vormarsch die Diagonale für den schwarzen Läufer, den Lodrik bisher sträflich vernachlässigt hatte, frei wurde und erneut den König bedrohte.
    »Ich hasse dieses Spiel.«
    »Aber es bereitet ganz gut auf das Leben als Herrscher vor. Es lehrt Euch, dass man stets auf der Hut sein muss und Absicherungen bereithalten sollte.«
    Lodrik rochierte und ging mit seinem Turm in den Angriff. »Ungefähr so?«
    Gelassen schlug Stoiko mit dem

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