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Schattenauge

Schattenauge

Titel: Schattenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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sagte sie mit Nachdruck.
    Dann muss er sich sehr gut vor mir versteckt haben , dachte ich. Für einen Augenblick flatterte tatsächlich wieder der Zweifel in mir hoch.
    »Hört auf damit, das bringt uns nicht weiter«, mischte sich Irves ein. »Druck lieber Rubios Dokumente aus.«
    Zoë beugte sich wieder ein Stück über meine Schulter. In ihren Augen spiegelte sich das Licht des Monitors. Ihr Haar fiel nach vorne und streifte meine Wange. Die Berührung ließ mich erschauern.
    »Vergrößere es!«, flüsterte sie mir zu.
    Ich klickte auf die Lupe. »Noch mehr!«
    Irves schnaubte genervt, aber er unterbrach uns nicht.
    »Da!«, sagte sie und deutete auf eine Ecke des Bildes. »Da ist etwas!«
    Je mehr ich zoomte, desto pixeliger wurden die Verstrebungen der Brücke. Aber dann erkannte ich, was sie meinte.
    »Da … sitzt jemand!«, stellte Gizmo fest.
    »Kauern« wäre das bessere Wort gewesen. Es stimmte! Jemand klammerte sich etwa in der Mitte an die Streben der Brücke. Sprungbereit, als würde er nur darauf warten, dass die Beute unter ihm vorbeirennt. Ich erahnte nackte Beine, schlank und grazil. Kopf und Oberkörper waren verdeckt, aber ich war trotzdem ziemlich sicher, dass es eine Frau war.
    »Da! Seht ihr?«, sagte Zoë triumphierend. »Jemand hat Marcus aufgelauert. Und ich war es nicht!« Ich konnte die Erleichterung in ihren Worten spüren. Warme Wellen, die mich überspülten.
    »Wahnsinn«, murmelte Gizmo. »Das war ein Überraschungsangriff. Der Angreifer muss Marcus in den Nacken gesprungen sein. Dann ein schneller Schnitt mit dem Messer durch die Kehl e …«
    »… und ein paar Sekunden später wurde er sterbend über das Geländer gestoßen«, ergänzte ich. »Wahrscheinlich kletterte der Mörder dann ebenfalls auf die Außenseite und versteckte sich, als ich vorbeirannte. Wirklich professionell.«
    »Haben wir weitere Bilder?«, wollte Irves wissen. »Von Rubio?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er hat keine Digi-Fotos gemacht. Hier sind nur seine letzten Mails.«
    Während ich noch sprach, klickte ich eine nach der anderen durch. Bei der Mail des Immobilienbüros verharrte ich und überflog die Zeilen.
    »Sehr geehrter Herr Dr. Rubio, vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Angebot. Gerne schicken wir Ihnen Informationen zu weiteren Leistungen unserer Firm a …«
    Geschäftskorrespondenz mit einem leuchtenden blauen Logo, das wie in einem Briefkopf eingefügt war. Artemis Immobilien . Der Name kam mir bekannt vor. Aber ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich den Zusammenhang fand. Die Geschäftsführerin hatte einmal im Fernsehen ein Interview gegeben. Ich hatte sie wiedererkannt, weil ich sie vorher bereits einmal gesehen hatte. Es war die Frau, die mir am Tag nach meinem Zusammenstoß mit Maurice begegnet war: braunes Haar, Kostüm und eine Sonnenbrille. Sonnenbrille. Ich hörte kaum, was Irves sagte, irgendeine Ahnung, ein Gedanke, den ich noch nicht fassen konnte, drehte und wendete sich und entwischte mir wieder. Unmöglich, dachte ich. Sie kann nicht zu ihnen gehören. Ich habe sie im Fernsehen ohne Brille gesehen. Sie hatte ganz normale Augen.
    »Das Logo der Firma kenne ich«, sagte Zoë. »Ich habe gestern Nachmittag bei Rubio etwas eingeworfen – und in der Straße habe ich eine Frau angerempelt. Ihre Unterlagen sind ihr aus der Hand auf den Boden gefallen. Und dieses Logo war auf den Papieren.«
    »Dann war eben eine Maklerin bei ihm«, meinte Irves. »Na und?«
    Ich griff in meine Hosentasche und zog das Visitenkärtchen hervor, das unter Rubios Tisch gefallen war. Dasselbe blaue Logo leuchtete mir entgegen. Es stand nur der Name darauf, keine Telefonnummer, keine Adresse. Rubio hatte lediglich eine Notiz darauf gemacht: »Fr, 22.3 0 Uhr . «
    »Juna Talbot«, murmelte ich. »So heißt die Geschäftsführerin der Firma.«
    »Gil?«, fragte Zoë. »Alles in Ordnung?«
    Nein, nichts ist in Ordnung , dachte ich niedergeschlagen. Plötzlich konnte ich Irves und Gizmo nicht mehr in meiner Nähe ertragen. Und sogar von Zoë brauchte ich Abstand. Ich sprang auf und ging zum Fenster. Mit einem Ruck riss ich die Jalousien hoch. Die Sonne schien mir ins Gesicht. Hinter dem Fenster erstreckte sich ein Stück Flachdach, vielleicht vier Meter, bevor der Abgrund kam. Dahinter leuchtete die Stadt verheißungsvoll in der Märzsonne. Wolkenbilder fingen sich in den verspiegelten Fassaden einiger Hochhäuser. Es sollte mir nichts ausmachen , dachte ich. Ich bin ein Nomade. Ich

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