Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenauge

Schattenauge

Titel: Schattenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
Vom Netzwerk:
mit einer dunklen, klaren Stimme ihrem Interviewpartner. »Die Finanzierung trägt zu neunundvierzig Prozent die Stadt. Etwa die Hälfte der Fläche aller Räumlichkeiten für ein Kulturprojekt genutzt. Der ehemalige Club Cinema soll das neue Jugendhaus werden. Im ersten Stock ist genug Raum für betreute Wohnprojekte. Auch Ladenzeilen sind angedacht. Wir suchen dafür gerade noch Investoren.«
    »Wie lange, schätzen Sie, wird die Sanierung dauern?«
    Juna Talbot zeigte ein kühles Lächeln. »Wir rechnen damit, dass die Arbeiten bis Ende 2012 abgeschlossen sind.«
    » Club Cinema «, sagte Zoë. »Den Alten Schlachthof haben sie also offenbar aufgekauft.«
    Gizmo nickte und suchte weiter. »Eine Homepage haben sie jedenfalls«, sagte er. Doch unter »www.immobilien-artemis.com« erschien nur ein blaues Haussymbol und die Aufschrift: »Hier entsteht eine neue Internetpräsenz«.
    Neu in der Stadt, dachte ich. Keine Adresse, keine Kontakttelefonnummer.
    Gizmo fluchte und rief eine Registrierungsseite auf.
    »Was machst du da?«, wollte Zoë wissen.
    »Die Adresse des Betreibers muss hinterlegt sein«, antwortete Gizmo. »Und auf dieser Seite kann man abrufen, welche Homepage welchen Betreiber hat. Hier, siehst du?«
    Triumphierend deutete er auf eine Adresse:
    Juna Talbot
Alte Marktstr. 14
    »Das ist die Straße, in der sich der Club Cinema befindet«, stellte Zoë fest.
    »Das wäre zu einfach«, sagte ich. »Ich denke, das ist nur eine Briefkastenadresse.«
    »Und wenn schon, es ist immerhin ein Ansatzpunkt«, sagte Gizmo düster. »Wir kennen Junas Gesicht und ihre Funktion. Ich finde sie, darauf kannst du Gift nehmen! Und wenn es sein muss, räuchere ich sie aus und jage ihren ganzen Laden in die Luft!«
    »Langsam, Giz«, sagte Irves. »Keiner geht hier irgendwohin, bevor wir einen Plan haben.«
    »Und keiner startet hier einen Alleingang!«, setzte ich hinzu. »Zuerst müssen wir die anderen warnen.«
    Gizmo und Irves sahen mich an, als hätte ich vorgeschlagen, dass wir uns die Handgelenke aufritzen und mit Julian Blutsbruderschaft schließen sollten.
    »Sie warnen?«, rief Gizmo. »Hast du sie noch alle? Die verdammten Bastarde haben meinen Keller niedergebrannt! Von mir aus soll Juna sie zur Strecke bringen und bis auf die Knochen abnagen.«
    »Toller Plan, Giz! Und jetzt denke mal logisch weiter: Je weniger von uns noch übrig sind, desto eher werden sie wirklich in der Überzahl sein. Wir brauchen jeden als Verstärkung, den wir bekommen können.«
    »Gil hat Recht«, sagte Zoë. »Und ihr könnt mir glauben, dass mir die Vorstellung, Julian und den anderen zu nahe zu kommen, auch nicht gefällt, aber es stimmt. Wir wissen nicht, wie viele es sind, also müssen wir uns Verbündete suchen.«
    »Verbündete!« Gizmo spuckte das Wort verächtlich aus. »Verrecken sollen sie!«
    Aggression schwang in der Luft, aber ich dachte nicht daran, auch nur einen Schritt zu weichen.
    »Hör endlich auf damit!«, sagte ich scharf. »Genau aus diesem Grund waren die Hyänen bisher so erfolgreich«, sagte ich. »Weil wir uns gegenseitig an die Kehlen gehen. Aber das können wir uns jetzt nicht mehr leisten. Und außerdem hat keiner von ihnen den Tod verdient, auch wenn Rubio anderer Meinung war.«
    »Gutmensch Gil«, sagte Irves spöttisch. »Also gut. Was willst du jetzt machen: Hingehen und die weiße Fahne schwenken?«
    Gizmo verdrehte genervt die Augen. Zoë spielte immer noch nervös mit dem Schlüsselmäppchen herum. Inzwischen machte mich das Gezappel wahnsinnig. Ich warf ihr einen Seitenblick zu. Sie fing meine Schwingung sofort auf und hielt inne, dann verstand sie und wollte das Mäppchen hastig einstecken. Plötzlich stutzte sie und hielt es hoch. Jetzt sah ich es auch: Aus dem kleinen Fach ragte ein winziges Eckchen Papier. Zoë zupfte daran und zog zwei grellbunt bedruckte Scheine hervor. Sie blickte mich halb erschrocken, halb überrascht an. »Das hatte ich ja völlig übersehen!«, rief sie und hielt die Scheine hoch. »Sie haben gar nicht alle Bilder von Rubio! Das sind Abholscheine für die letzten zwei Filme, die meine Mutter zum Entwickeln in der Drogerie abgegeben hat!«
    Der Anblick von Irves’ Sitzecke erinnerte im Augenblick sehr an Gizmos Raum, in dem wir vor wenigen Tagen schon einmal fieberhaft nach Informationen gesucht hatten: Ausdrucke überall, die Zoë, Irves und ich Blatt für Blatt durchforsteten. Hundertdreißig Seiten insgesamt. Rubio hatte eine ganze Menge wirrer Thesen

Weitere Kostenlose Bücher