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Schattenauge

Schattenauge

Titel: Schattenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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hat.«
    Ich nickte. »Rubio fürchtete sich. Als ich ihn fragte, wovor, sagte er: Vor solchen wie dir. Vielleicht meinte er damit nur: Neulinge wie mich. Er hat sie sofort erkannt, schließlich konnte er ihre Schatten sehen – genauso wie Barb! Vermutlich hat er deshalb aus dem Fenster fotografiert. Die Fotos waren nichts anderes als Steckbriefe.«
    Jetzt hatte auch Gizmos Miene den Ausdruck von Unglauben und Spott verloren. Nachdenklich kaute er auf seiner Lippe herum und nickte nach einer Pause. »Eindringlinge also«, sagte er. »Das würde tatsächlich einen Sinn ergeben. Und wenn sie im Rudel jagen, wie Hunde, dann könnten sie Maurice ohne Weiteres zur Strecke gebracht haben. Selbst ein Tiger kann kleineren Raubtieren unterliegen, wenn ihn eine ganze Gruppe angreift.«
    Ich fröstelte. Zoë hatte die Augen geschlossen, als würde sie immer noch nach Erinnerungsbildern suchen.
    »Offenbar nehmen sie sich fein säuberlich einen nach dem anderen vor«, sagte ich leise. »Als Erstes haben sie Barb beseitigt, bevor sie alle anderen warnen konnte. Und Rubio musste deswegen auch daran glauben.«
    Gizmo sprang auf. »Welcher Rechner ist am Netz?«
    Irves folgte ihm zu den Geräten. Gleich darauf erklang der Startsound des Macs.
    »Sie tauchen auf, morden und verschwinden«, sagte ich mehr zu mir selbst. »Mit den ersten Morden haben sie uns alle aufgescheucht. Vielleicht hatte das sogar System: Während wir fieberhaft in den eigenen Reihen nach dem Schuldigen suchen und uns gegenseitig bekämpfen, können sie unbemerkt einem nach dem anderen von uns auflauern und ihn einzeln ausschalten, bevor wir uns ihrer Anwesenheit in der Stadt überhaupt bewusst werden.«
    »Weltherrschaft«, murmelte Irves. »Zumindest scheinen sie niemand anders in der Stadt zu dulden. Und sie beseitigen immer hübsch ihre Spuren. Deshalb haben sie die Fotos mitgenommen, nachdem sie Rubio brutal aus dem Fenster gestoßen hatten. Vielleicht sollte es diesmal wie Selbstmord aussehen.«
    »Vielleicht auch nicht. Vielleicht wollten sie noch wiederkommen, um den Leichnam zu beseitigen. Sie haben nicht einmal gründlich genug nach Rubios Computer gesucht.« Ich presste meine Handballen gegen die Augen. Wirbelnde Bilder vermischten sich und drifteten wieder auseinander. »Nur eines passt nicht dazu«, sagte ich. »Rubio hat sie in die Wohnung gelassen. Warum? Hat er gemeinsame Sache mit ihnen gemacht?«
    »Vielleicht hat er nur jemand anders erwartet«, sagte Zoë.
    »Aber Rubio hätte niemanden einfach so ins Haus gelassen. Bis au f …«
    Deine Mutter , hatte ich sagen wollen. Aber das ergab wieder keinen Sinn.
    »Er wollte doch das Haus verkaufen«, gab Zoë zu bedenken. »Meine Mutter sagte, er habe einen Makler beauftragt. Und ein Makler muss sich ja schließlich das Gebäude ansehen.«
    Endlich zeichnete sich in all dem Chaos der Hauch einer Struktur ab. Natürlich: In seinem Postfach war die Mail eines Immobilienbüros gewesen. Ich stand auf und ging zu Irves und Gizmo. Gizmo gab gerade die beiden Begriffe »Hund« und »Schlitzpupillen« in eine Suchmaschine ein. Seine Finger flogen über die Tasten. 55 6 Treffer. Es sah nicht gut aus. Schon die ersten dreißig verwiesen nur auf irgendeinen Rollenspielkram mit erfundenen Kreaturen oder verwendeten die Begriffe ohne Zusammenhang. Ich spürte, wie Zoë neben mich trat, hörte ihr Atmen hinter meiner Schulter. Ihre Hand fand zu meiner: kalte Finger, die sich verstohlen um meine flochten. Ich erwiderte den Händedruck, doch ich konnte meine Augen nicht vom Bildschirm lösen. Begriffe rasten über den Bildschirm, während Gizmo ungeduldig scrollte und weiterklickte.
    »Da!«, rief ich. »Stopp! Zurück!«
    Als er nicht reagierte, ließ ich Zoës Hand los, schnappte mir die Maus und suchte die Seite einfach selbst. Ich konnte fast fühlen, wie sich Gizmos Nackenfell sträubte, als ich so in seine Zone eindrang, aber er machte mir dennoch Platz und ich setzte mich vor den Monitor. Ich fand den Link zu einem Online-Naturlexikon wieder und klickte auf »Im Cache«. Dann starrten wir gefühlte fünfzig Ewigkeiten sprachlos auf den Bildschirm.
    Hyänen ähneln äußerlich den Hunden, dennoch gehören sie nicht zur Familie der Hunde. Sie haben nur aufgrund ähnlicher Bedingungen eine konvergente Entwicklung durchgemacht. Tatsächlich gehören sie zu den Katzenartigen. Ihre Augen haben senkrechte Schlitzpupillen.
Sie haben eine Gesamtlänge von bis zu zwei Metern und wiegen um die achtzig

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