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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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beigebracht, wie man Pfannkuchen brät. Weil sie so schnell und einfach zu machen sind. Und vielleicht auch, weil sie immer noch ein bisschen nach Herbstgetobe riechen. Und an einem Tag wie heute brauche ich das, einen winzigen Zipfel heile Welt. Das vertraute Zischeln des Teigs in der Pfanne. Wie der Teig stockt und sich golden färbt und zum Pfannkuchen wird. Den klebrig süßen Duft des Zimtzuckergemisches.
    Doch als ich gerade den Teig in die Pfanne gieße, klingelt es an der Tür. Ich erwarte niemanden. Rasch wische ich mir die Hände an einem Tuch ab und drücke im Flur den Summer. Warte, dass jemand im Türspion auftaucht.
    Es ist ein blonder junger Mann, von der kleinen Linse verzerrt. Ich öffne. Der Blonde trägt Jeans und eine Winterjacke, hat eine sportliche Figur und lächelt mich an. Ein warmes, freundliches Lächeln. Ich versuche ihn einzuordnen. Seine intensiv blauen Augen unter den geschwungenen Brauen habe ich bestimmt schon mal gesehen. «Hallo, Luisa», sagt er. Und als ich seine Stimme höre, weiß ich, wer er ist. Sein Gesicht ist nicht mehr blutverschmiert, sein lächelnder Mund nicht mehr hinter einem Taschentuch verborgen. Und auch die klare, dunkle Stimme hört sich besser an ohne zugeschwollene Nase. «Du bist der Typ aus der Bahn, nicht?»
    «Ja. Tut mir leid, du kennst ja nicht mal meinen Namen. Ich bin Elias. Ich wollte mich unbedingt noch mal bei dir für deine Hilfe bedanken. Und da du mir ja deine Adresse gegeben hast …»
    Es ist schwierig, in diesem großen, gutgekleideten jungen Mann das hilflose Opfer von gestern Nacht wiederzufinden.
    «Willst du reinkommen? Ich backe gerade Eierkuchen.»
    Er kommt in den Flur, ich schließe die Wohnungstür hinter ihm. Dann bleibt er stehen und schnuppert. Ich rieche es auch. Beißender Geruch kommt aus der Küche. Der Pfannkuchen ist angebrannt. «Verdammt!», fluche ich und rase in die Küche.
    «Ich wollte nicht stören», ruft er mir nach.
    «Moment!», schreie ich aus der Küche zurück, reiße die Pfanne vom Herd und halte sie mitsamt dem schwarzen, zusammengeschmurgelten Etwas unter den Wasserhahn. Es zischt, und eine Dampfwolke steigt auf. Dann löst sich der Pfannkuchen und fällt wie ein vermoderter Baumpilz ins Spülbecken.
    «Tut mir leid, daran bin ich wohl schuld», sagt Elias, der mir in die Küche gefolgt ist. «Darf ich?», fragt er und öffnet das Fenster.
    «Dann also keine Pfannkuchen», stelle ich fest und greife nach dem Spülschwamm.
    Elias dreht die immer noch heizende Herdplatte aus, die ich total vergessen habe. «Lass es mich wiedergutmachen. Kann ich dich wohin einladen?»
    «Wieso?» Ich versuche, irgendwie die verkrusteten Ränder aus der Pfanne zu kriegen. Schabe mit der Kante der Spülbürste und kippe mehr Spülmittel nach.
    «Kennst du den dicken Engel?»
    «Nein. Ich kenne keine Engel. Tut mir leid», sage ich und stochere noch kräftiger in der Pfanne herum.
    «Der dicke Engel. Das ist eine Altberliner Kneipe in Moabit.» Er lächelt. «Die haben übrigens auch ziemlich leckere Eierpfannkuchen.»
    «Ich weiß nicht.» Mir ist wirklich nicht nach Weggehen heute. Und schon gar nicht mit Elias, den ich gar nicht kenne.
    «Bitte. Wie fühle ich mich denn sonst?» Er muss lauter sprechen, weil das Wasser voll aufgedreht in die Pfanne rauscht. Vielleicht bekomme ich die Kruste so ab. «Ich komme vorbei, um mich zu bedanken», redet er weiter und pflückt nebenbei ein Tuch zum Abtrocknen vom Haken, «und dann verderbe ich dir deine Eierkuchen. Außerdem hatte ich sowieso vor, dich auf einen Kaffee einzuladen.»
    Aber vielleicht ist Eierkuchen essen mit Elias ja gerade die Ablenkung, die ich heute brauche. Elias, der mich schon dadurch, dass er beinahe gesund vor mir steht, daran erinnert, dass man Wut und Gewalt auch stoppen kann. Manchmal jedenfalls. «Na gut, wenn du meinst. Ich muss mich aber erst umziehen.»
    «Für den dicken Engel brauchst du nichts extra Schickes.»
    «Nein, aber was Trockenes!», sage ich und zeige ihm meine Ärmel, über die gerade eben das Abwaschwasser geschwappt ist.
    Die Thursenkette liegt auf meiner Brust, als ich mich vor dem Spiegel in meinem Zimmer umziehe. In einen trockenen, flauschigen Pullover schlüpfe und meine Haare bürste und ausschüttle. Einen kurzen Moment überlege ich, was ich mit der Kette machen soll. Soll ich sie tragen wie immer? Oder abnehmen, bis ich mir darüber klar bin, wie ich zu Thursen stehe? Dann lasse ich sie verborgen unter meinem Pullover um meinen

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