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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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gehabt, er wäre rüber ins Gefängnis gegangen und hätte jedes gottverdammte Schwein dort abgeknallt. Mit Reggiehätte er angefangen und sich dann bis nach oben gearbeitet, bis – was? – bis er sich die Knarre an den eigenen Kopf gehalten und abgedrückt hätte? Er selbst trug genauso viel Schuld an der Sache wie alle anderen.
    Trotzdem, er musste es wissen. «Warum lügst du mich wegen Julia an?»
    «Ich lüge nicht», sagte Robert, wieder flackerte Wut in seinen Augen auf. «Ich hab sie vergewaltigt.» Er sah Jeffrey in die Augen. «Ich hab sie vergewaltigt, und dann hab ich sie umgebracht.»
    «Du hast Julia nicht umgebracht», gab Jeffrey zurück. «Hör auf, das zu sagen. Du hast ja nicht mal gewusst, wie sie gestorben ist.»
    «Was spielt das für eine Rolle?», fragte Robert. «Ich bekomme sowieso die Todesspritze.»
    «Nein», widersprach Jeffrey. «Nicht, wenn du auf Totschlag plädierst. Dann bist du in sieben Jahren draußen. Dann kannst du immer noch dein Leben führen.»
    «Was für ein Leben?»
    «Ich helfe dir, ein neues Leben anzufangen», sagte Jeffrey, und in diesem Moment glaubte er fest daran. «Du kannst zu mir nach Grant County kommen. In die Truppe eintreten.»
    «Nicht mit dem Strafregister.»
    «Dann finden wir eben was anderes», sagte Jeffrey. «Wir holen dich raus aus diesem Drecknest. Du kannst nochmal ganz von vorne anfangen, ein neues Leben.»
    «Was für ein Leben?», wiederholte Robert. Er hob die Hände. «Was für ein Leben kann ich danach noch führen?»
    «Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist», sagte Jeffrey. «Ab jetzt sagst du kein Wort mehr, okay? Nichtmal mit Hoss. Du redest nur noch mit deinem Anwalt. Wir besorgen den besten, den wir kriegen können. Wenn’s sein muss, gehen wir nach Atlanta.»
    «Ich will keinen Anwalt», sagte Robert. «Ich will nur meinen Frieden haben.»
    «In Gefängnistracht wirst du nie Frieden haben, Robert. Das solltest du jetzt wissen.»
    «Es ist mir egal», sagte er. «Wirklich.»
    «Das sagst du jetzt nur», widersprach Jeffrey. «Denk an letzte Nacht.»
    «Letzte Nacht ist nichts passiert», wehrte Robert ab. «Es gab ein kleines Handgemenge, mehr nicht. Sie haben sich nicht mehr getraut, nachdem ich mit ihnen fertig war.»
    Jeffrey lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    «Ich habe die Scheiße aus ihnen rausgeprügelt.» Robert versuchte zu lächeln, doch es wirkte eher wie ein Zähnefletschen. «Drei gegen einen, und ich habe ihnen die gottverdammte Scheiße aus dem Leib geprügelt.»
    «Sehr gut», sagte Jeffrey. Er wusste, er konnte nicht widersprechen. Drei zu eins. Robert hatte überhaupt keine Chance gehabt.
    Doch Robert hörte nicht auf. «Dem einen habe ich die Visage poliert, dass er nach seiner Mama gewinselt hat.»
    «Hut ab, mein Freund», sagte Jeffrey. Es brach ihm fast das Herz. «Denen hast du’s gezeigt, Bobby. Denen hast du’s richtig gezeigt.»
    Robert atmete tief ein, richtete sich auf und drückte die Schultern durch. «Genau», sagte er. «Genau. Ich schaffe das.»
    «Du bist nicht allein», sagte Jeffrey. «Ich bin bei dir. Possum ist bei dir.»
    «Nein», sagte Robert, als hätte er einen Entschluss gefasst.«Ich werde das hier allein durchziehen, Jeffrey. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.»
    «Das Mindeste wofür?»
    «Für dich», sagte er und sah Jeffrey wissend an. «Ich weiß, was wirklich passiert ist.»
    Jeffrey fühlte sich plötzlich in die Ecke getrieben, doch er wusste nicht warum. «Was meinst du damit?», fragte er.
    «Ich hab dich an dem Tag mit Julia im Wald gesehen. Ich hab gesehen, wie ihr beide in die Höhle gegangen seid.»
    Jeffrey schüttelte den Kopf. Sie waren damals absolut allein gewesen. Er hatte sich vergewissert.
    «Ich nehme alles auf mich», sagte Robert. Tränen standen ihm in den Augen. Als er sprach, zitterte seine Stimme: «Ich sage, dass ich es war. Ich nehme alles auf mich, damit du gehen kannst. Aber sag mir nur eins, Slick. Sag mir die Wahrheit. Hast du sie umgebracht?»

KAPITEL NEUNZEHN
    S ara saß bei Nell auf der Veranda, als Jeffrey auf die Auffahrt fuhr. Er hatte Roberts Truck stehen lassen und ihren BMW genommen, und sie war erleichtert, dass ihr Wagen noch heil und ganz war. Sie kam Jeffrey entgegen, als er ausstieg, doch etwas in seinem Ausdruck ließ sie innehalten.
    «Ist etwas nicht in Ordnung?», fragte sie.
    «Alles klar», sagte er nicht sehr überzeugend. «Lass uns noch einmal zu Roberts Haus gehen.»
    «Okay», sagte sie. «Ich sag nur schnell

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