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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Nell Bescheid.»
    Aber er nahm sie bei der Hand und zog sie auf die Straße. «Sie wird schon von allein draufkommen.»
    «Okay», sagte Sara wieder und fragte sich, was los war. Er ließ ihre Hand nicht los, als sie die Straße hinuntergingen. Eine leichte Brise wehte und machte die Hitze etwas erträglicher, doch der schwarze Asphalt glühte noch immer. Sara musste daran denken, wie sie vorletzte Nacht auf dieser Straße vor Jeffrey davongerannt war. Vielleicht dachte er das Gleiche, denn jetzt drückte er ihre Hand.
    Sie fragte: «Geht es dir gut?»
    Er schüttelte den Kopf, ohne eine Erklärung abzugeben.
    «Was willst du nochmal bei Robert und Jessie?»
    «Irgendwas stimmt nicht», sagte er. «Irgendwas ist da faul.»
    «Was hat Robert gesagt?»
    «Nichts Neues», erklärte Jeffrey. «Er sagt immer noch, er sei es gewesen. Er will alles auf sich nehmen.» Er biss die Zähne zusammen und schwieg einen Moment. «Er lügt, was Julia betrifft. Und ich frage mich, was sonst noch alles gelogen war.»
    «Was zum Beispiel?» Sara fand, es lag auf der Hand, was in der Nacht im Schlafzimmer passiert war. «Alle Spuren stützen seine Aussage.»
    «Ich will einfach nochmal nachschauen», sagte er.
    «Was meinst du damit, es ist was faul?»
    Er antwortete nicht. Als sie Roberts Haus erreichten, ließ er ihre Hand los. Die gelben Schindeln waren frisch gestrichen, und mit dem strahlend weißen Lattenzaun sah das Haus irgendwie surreal aus, wie aus einem Hollywoodfilm.
    An der Tür klebte der knallgelbe Klebestreifen der Polizei. Jeffrey holte das Taschenmesser raus und klappte es auf. «Er wurde letzte Nacht verprügelt.»
    «Im Gefängnis?»
    Er nickte.
    «Von wem?»
    Jeffrey schnitt den Klebestreifen durch. «Er sagt es nicht.»
    «Wie hat Hoss das zulassen können?»
    «Es war nicht Hoss», knurrte Jeffrey und klappte das Messer wieder zu. «Robert wollte nicht sagen, wer ihn in die große Zelle gesteckt hat, aber ich habe den Verdacht, dass es Reggie war.»
    «Genauso gut hätte man Robert eine Zielscheibe auf den Rücken malen können.»
    «Wenn mir dieser miese Hinterwäldler noch einmal vor die Augen kommt, reiße ich ihm eigenhändig den Kopf ab.»
    Sara konnte sich einerseits kaum vorstellen, dass Reggie an so einer Sache beteiligt war. Andererseits hatte auch Nell sie gewarnt, dass man ihm nicht trauen konnte.
    Sie fragte: «Geht es Robert so weit gut?»
    Jeffrey öffnete die Tür und trat beiseite, um Sara den Vortritt zu lassen. «Ich habe versucht, aus ihm herauszubekommen, was passiert ist, aber er macht den Mund nicht auf.»
    «Wurde er schwer verprügelt?»
    «Das ist es nicht allein», erklärte er und sein Gesicht sprach Bände.
    «O nein», sagte sie und griff sich ans Herz. «Wie schlimm?»
    Er schloss die Tür hinter sich. «Er sagt, es geht ihm gut.»
    «Jeffrey», sagte sie und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er starrte in den Flur, ohne sie anzusehen, und sie spürte, wie viel Kraft es ihn kostete, die Fassung zu bewahren.
    «Possum war heute Morgen auf dem Revier, um die Kaution zu stellen», brachte er dann hervor. «Ich bin nicht einmal auf die Idee gekommen.»
    «Er ist auf Kaution draußen?»
    «Wahrscheinlich hat Hoss ein paar Strippen gezogen», erklärte Jeffrey. «Immerhin besteht keine Fluchtgefahr. Wo sollte er schon hin?»
    «Es tut mir so Leid.» Sara konnte seinen Kummer mitfühlen.
    Jeffrey nahm sie in die Arme, und sie hielt ihn fest, versuchteihm ein wenig Trost zu spenden, denn sie wusste, sonst konnte sie nichts tun.
    «Ach, Sara», seufzte er und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Sein Körper entspannte sich, und trotz all der Ereignisse spürte sie ein überwältigendes Glück, dass sie ihm mit ihrer Umarmung solchen Frieden schenken konnte.
    «Ich will einfach nur mit dir hier weg.»
    «Ich weiß», sagte sie und streichelte seinen Nacken.
    «Ich will mit dir tanzen gehen», sagte er, und sie lachte, denn sie wussten beide, dass sie in etwa das Rhythmusgefühl eines neugeborenen Fohlens hatte. «Ich will mit dir am Strand spazieren gehen und Piña Colada aus deinem Bauchnabel trinken.»
    Wieder lachte sie und zog die Arme zurück, doch er ließ sie noch nicht los. Sara küsste seinen Nacken und ließ die Lippen auf seiner Haut verweilen. Er schmeckte salzig, ein bisschen nach Meer, und sie roch den männlichen Duft seines Aftershaves. «Ich bin ja da.»
    «Ich weiß», sagte er und löste schließlich die Umarmung. Er seufzte tief, dann machte er eine müde Handbewegung.

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