Schattenblume
einen Lutscher.»
«Ich würde
dir
lieber einen Lutscher geben.»
Sie zog die Brauen hoch, doch sie sagte nichts. Langsam bearbeitete sie den Splitter.
Jeffrey fragte: «Ist dir nichts Komisches an Swan aufgefallen?»
«Was meinst du mit komisch?» Sie seufzte, als der Splitter abbrach.
«Ich meine …» Er zischte durch die Zähne, als sie mit der Pinzette in sein Fleisch zwickte. «Er ist das genaue Gegenteil von Robert.»
Sie zuckte die Achseln. «Vielleicht war das genau der Punkt. Sie wollte was anderes. Eine Abwechslung.»
«Bin ich anders als die Männer, mit denen du normalerweise zusammen bist?»
Sara versuchte, sich auf den Splitter zu konzentrieren und gleichzeitig eine gute Antwort zu geben. «Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht.» Als sie den Splitter draußen hatte, lächelte sie. «So.»
Er saugte an seiner Hand, genau wie die Kinder in ihrer Praxis, als wären sie durch einen genetischen Zwang davon überzeugt, dass Spucke jeder Wunde gut tat.
«Lass uns im Schlafzimmer nachsehen», sagte er.
«Glaubst du, er hat gelogen, als er sagte, die Waffe wäre im Wohnzimmer gewesen?»
«Ich weiß es nicht.»
«Vielleicht hatte er sie in seinem Truck.»
«Vielleicht.»
«Was hast du noch auf dem Herzen?» Diesmal beschloss sie, hartnäckig zu bleiben. «Ich bin nicht dumm, Jeffrey. Irgendwas hast du doch. Entweder du sagst es mir oder nicht, aber tu nicht so, als wäre nichts.»
Er legte die Hand auf die Fensterbank. «Ja, ich habe etwas auf dem Herzen. Aber ich kann nicht darüber reden.»
«Also gut», sagte sie. Wenigstens gab er es zu. «Lass uns die Sache hier zu Ende bringen. Vielleicht können wir dann zurück zu Nell und noch einmal alles durchgehen.»
Die Schlafzimmertür stand einen Spalt offen, und die Tür quietschte in den Angeln, als sie sie aufdrückten. Durch die Fenster fiel Licht, und Sara war überrascht, wie anders das Zimmer am Tag aussah als in der Nacht, in der Luke Swan erschossen wurde. In ihrem Kopf war alles voller Blut gewesen. Tatsächlich war das Zimmer jedoch bis auf die Spritzer an der Tür und der Decke und die Blutlache, wo Swan gelegen hatte, sauber.
Jeffrey öffnete den Schrank und durchsuchte die Fächer, während Sara zum Nachttisch ging. Die Spurensicherung hatte das ganze Zimmer eingestäubt, und das schwarze Pulver machte auf den Oberflächen nicht nur die Fingerabdrücke sichtbar, sondern auch alle Flecken und Kratzer. Sara nahm an, dass Reggie die brauchbaren Abdrücke bereits abgenommen hatte, trotzdem versuchte sie, nicht mit dem Pulver in Berührung zu kommen. Sie wusste, wie schwer es wieder abging. Sie fasste die Tür des Schränkchens an der oberen Kante an und trat einen Schritt zurück, als ihr ein himmelblauer Vibrator vor die Füße fiel.
Jeffrey sah ihr über die Schulter. «Das erklärt einiges», sagte er, als wüsste er, wovon er sprach.
«Was soll es denn erklären?», fragte Sara. Sie fasste das Gerät mit einem Taschentuch an und legte es wieder zurück an seinen Platz. «Jede Frau, die ich kenne, hat so was.»
Er schien überrascht. «Du auch?»
«Ich doch nicht, Schätzchen», witzelte sie. «Du bist Manns genug für mich.»
«Das ist nicht lustig, Sara.»
«Was?», fragte sie und warf einen Blick in den Nachttisch. Es war auch eine kleine Tube Gleitcreme da, doch die erwähnte sie lieber gar nicht erst. Stattdessen sagte sie: «Das hat überhaupt nichts zu bedeuten. Oft werden sie auch von Paaren benutzt. Nach was für einem schlagenden Beweis suchen wir hier eigentlich?»
«Ich weiß es nicht», sagte er kleinlaut. «Er hat mir nicht die Wahrheit gesagt. Entweder müssen wir beweisen, dass er lügt oder dass er nicht lügt.» Er zuckte die Achseln. «So oder so, ich werde hinter ihm stehen.»
«Wenn Menschen lügen, streuen sie manchmal ein wenig Wahrheit mit ein, damit es glaubhafter klingt.»
«Wie meinst du das?»
«Vielleicht hat uns Robert Informationen gegeben, die wir einfach nicht gehört haben.» Sara schlug vor: «Fangen wir nochmal ganz von vorn an und gehen durch, was Robert und Jessie zuerst gesagt haben.»
«Du meinst, als Luke erschossen wurde?»
Sie nickte.
«Gut», sagte er und sah sich um. «Also von vorn. Wir waren draußen auf der Straße. Als ich die Schüsse hörte, bin ich durch den Garten gerannt, bis hierher.» Er stand in der Tür. «Ich habe gesehen, was los war, also, zumindest den Toten. Robert stöhnte, und ich habe mich zu ihm umgedreht. Er stand hier»,
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