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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Blowjob gewollt und nicht ihre verdammte Lebensgeschichte.
    Julia wollte ihn küssen, doch Jeffrey weigerte sich. Ihr Mund kam ihm plötzlich hässlich vor, und er konnte nur noch daran denken, wie viele Kerle schon vor ihm da gewesen waren. Schließlich schickte er sie weg. Als sie sich weigerte, war er gegangen. Und als er sie das nächste Mal wieder sah, waren nur noch die Knochen von ihr übrig. Sie lag auf der Felsbank, als wäre sie an jenem Tag eingeschlafen, während sie auf Jeffreys Rückkehr wartete.
    Die Frage war, hatte Robert Julia wirklich umgebracht? Gott, er hatte sie gehasst dafür, dass sie das Gerücht von der Vergewaltigung verbreitet hatte. Anders als Jeffrey, der die Sache damit abgetan hatte, dass Julia nur Aufmerksamkeit wollte, hatte in Robert ein tödlicher Hass gebrodelt.Vielleicht war es für Jeffrey einfacher gewesen, weil er wusste, dass er im Herbst nach Auburn ging – oder auch, weil er wusste, wie unbegründet die Anschuldigungen waren. Jedenfalls hatte er sich die Sache nicht so zu Herzen genommen wie Robert. Vielleicht war Robert so wütend gewesen, weil er schuldig war. Jemand musste das Baby gezeugt haben.
    Jeffrey holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Robert konnte sie nicht umgebracht haben. Er wusste nicht einmal, wie sie gestorben war. Doch irgendjemand war es gewesen. Jemand, der mit Julia in der Höhle gewesen war. Vielleicht war es zum Streit gekommen, oder vielleicht hatte der Typ einfach die Nase voll von ihr. So was hatte Jeffrey bei der Polizei in Birmingham andauernd erlebt. Es war deprimierend, aus erster Hand die erbärmlichen Ausreden zu hören, mit denen Leute begründeten, warum sie jemandem das Leben genommen hatten. Gab es einen Mann in Sylacauga, der sonntags zur Kirche ging, nach Feierabend mit den Kindern im Garten Baseball spielte und sich einredete, er sei trotz allem ein braver Mann, denn Julia Kendall hätte es nicht anders gewollt? Bei dem Gedanken wurde Jeffrey schlecht.
    Er stellte den Fuß auf den Couchtisch und sah sich in der feuchten Höhle um. Damals, als sie die Höhle entdeckt hatten, war es der beste Ort der Welt gewesen. Jetzt war es nur noch ein feuchtes Loch. Schlimmer. Es war ein Grab.
    Er richtete sich so weit wie möglich auf und ging hinaus in den Sonnenschein. Langsam machte er sich auf den Weg zurück zum Bestattungsinstitut und überlegte, was als Nächstes zu tun war. Er wollte Antworten, wollte die Sache ein für alle Mal klären. Robert würde ihm nicht helfen, doch als Cop war es Jeffrey gewohnt, dass vom Hauptverdächtigenkeine Hilfe zu erwarten war. Vielleicht war das die Lösung – vielleicht sollte Jeffrey den Fall endlich als Polizist betrachten und nicht als Roberts Freund. So gesehen, hatte er einen wichtigen Schritt übersprungen: Er hatte nicht mit der Familie des Opfers gesprochen.
    Ein paar Jahre bevor er nach Grant County zog, hatte sich Jeffrey zwei Wochen freigenommen und war mit dem Wagen durch den alten Süden gefahren, um all die historischen Stätten zu besichtigen, über die er als Heranwachsender gelesen hatte. Er hatte sich spontan zu der Reise entschieden, weil er für eine Weile aus Birmingham verschwinden musste, nachdem er einer gewissen Assistentin der Bezirksstaatsanwaltschaft, mit der er eine Zeit lang gegangen war, erklärt hatte, dass er sie auf keinen Fall heiraten würde. Aus heutiger Sicht waren diese zwei Wochen die schönsten seines Lebens gewesen.
    Unter anderem hatte er das Biltmore House, Belle Monte und Monticello, den Landsitz von Thomas Jefferson, besucht. Er hatte Kriegsschiffe und historische Schlachtfelder besichtigt und war den Weg abgeschritten, den General Grant nach Atlanta genommen hatte. In Atlanta hatte er die alte Villa besucht, wo Margaret Mitchell den größten Teil von
Vom Winde verweht
geschrieben hatte, von ihr liebevoll, aber durchaus treffend, «die Bruchbude» genannt.
    Und dann war Jeffrey per Zufall in einem klassizistischen Prachtbau gelandet, der «Swan House» hieß. Wie alle, die es in Georgia zu etwas gebracht hatten, waren die Inmans mit Baumwolle reich geworden, und ihr Haus sollte diesen Reichtum gebührend zum Ausdruck bringen. Sie heuerten den örtlichen Architekten Philip Trammell Shutze an, der einen meisterhaften Entwurf vorlegte:Swan House hatte die prächtigsten Zimmer, die Jeffrey je gesehen hatte, darunter ein Bad aus rosa Marmor, der kunstvoll gestrichen wurde, um wie weißer Marmor auszusehen, weil die Dame des Hauses es sich anders

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