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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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rackert sich nicht ab, um deinen aufgeblasenen Kerl durchzufüttern.»
    Die Worte hingen im Raum wie eine dunkle Wolke. Sogar Tessa blieb das Lachen im Hals stecken. Sara griff nach einer Jeans.
    «Gib her.» Cathy nahm ihr die Hose aus der Hand. «So», sagte sie, klemmte sich die Aufschläge unters Kinn und verwandelte das Ganze in weniger als zwei Sekunden in ein perfektes Quadrat. Sie betrachtete den Wäscheberg auf Saras Bett. «Hast du erst heute gewaschen?»
    «Ich hatte keine   –»
    «Auch wenn man allein lebt, gibt es keine Entschuldigung, dass man die Wäsche nicht macht.»
    «Ich habe zwei Jobs.»
    «Na und? Ich hatte zwei Kinder und einen Klempner und habe trotzdem meine Pflichten erledigt.»
    Sara sah Tessa Hilfe suchend an, doch ihre Schwester arbeitete so konzentriert an einem Paar Socken, als würde sie Atome spalten.
    Cathy fuhr fort. «Wenn du die schmutzige Wäsche einfach direkt in die Waschmaschine steckst und sie alle zwei Tage anstellst, passiert dir das nicht mehr.» Sie schüttelte eins der Hemden auf, die Sara bereits zusammengelegt hatte. Unzufrieden verzog sie den Mund. «Warum hast du kein Bügelspray benutzt? Ich hab dir doch letzte Woche einen Coupon hingelegt.»
    Sara gab auf. Sie kniete sich auf dem Boden und suchte aus einem Stapel Bücher diejenigen heraus, die sie am Strand lesen wollte.
    «Nach allem, was ich so höre», frotzelte Tessa, «wirst du nicht viel Zeit zum Lesen haben.»
    Das hoffte Sara auch, aber vor ihrer Mutter wollte sie es trotzdem nicht besprechen.
    «Dieser Mann   …», begann Cathy. Sie ließ sich Zeit, dann sagte sie: «Sara, ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber diesmal hast du dich wirklich übernommen.»
    Sara drehte sich um. «Danke für dein Vertrauen, Mutter.»
    Cathys Gesicht verfinsterte sich. «Hast du vor, einen BH drunterzuziehen? Man sieht ja die   –»
    «Jaja», sagte Sara und begann an Ort und Stelle die Bluse auszuziehen.
    «Außerdem sind dir die Shorts zu groß. Bist du dünner geworden?»
    Sara sah sich im Spiegel an. Sie hatte eine Stunde gebraucht, bis sie ein Outfit gefunden hatte, das gut aussah und doch nicht so, als hätte sie eine Stunde darüber nachgedacht. «Die Shorts sollen so weit sein», sagte sie und zupfte am Po herum. «Das ist jetzt Mode.»
    «Liebe Zeit, Kind. Hast du in letzter Zeit mal deinen Hintern gesehen? Ich jedenfalls nicht.» Tessa gackerte und Cathy änderte ihren Ton, aber die Botschaft blieb dieselbe. «Liebes, du bist nur noch Haut und Knochen. ‹Weit› ist einfach nicht für Frauen wie dich gedacht.»
    Sara stützte sich auf der Kommode auf und holte tief Luft. «Entschuldigt bitte», sagte sie so beherrscht wie möglich und ging ins Bad. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht mit der Tür zu knallen. Dann klappte sie den Klodeckel herunter, setzte sich und ließ den Kopf in die Hände sinken. Draußen meckerte ihre Mutter weiter, dass die Wäsche statisch aufgeladen sei und dass sie Sara den Bügelspray-Coupon nicht hätte hinzulegen brauchen, wenn sie ihn ohnehin nicht einlöste.
    Sara hielt sich die Ohren zu, und das Nörgeln ihrer Mutter wurde zu einem erträglichen Summen, nicht schlimmer als eine heiße Nadel im Ohr. Seit dem Tag, als Sara etwas mit Jeffrey angefangen hatte, hackte Cathy auf ihr herum. Sara schien nichts mehr richtig zu machen, angefangen bei ihrer Haltung beim Abendessen bis zum Parken auf der Auffahrt. Einerseits hätte Sara Cathy gerne auf die ständige Krittelei angesprochen, andererseits wusste sie ja, dass es nur Cathys Art war, mit ihren Mutterängsten umzugehen.
    Sara sah auf die Uhr. Sie betete, dass Jeffrey pünktlich käme und sie endlich rettete. Er kam selten zu spät, noch eine der vielen Eigenschaften, die sie an ihm mochte. Egal, wie oft Cathy behauptete, was für ein Lump Jeffrey Tolliver sei, er hatte immer ein Taschentuch dabei und hielt Sara die Tür auf. Wenn sie im Restaurant vom Tisch aufstand, stand er auch auf. Er half ihr in den Mantel und trug ihren Aktenkoffer. Und als wäre das alles nicht genug, war er so gut im Bett, dass sie sich beim ersten Mal fast die Zunge abgebissen hätte, um nicht laut seinen Namen herauszuschreien.
    «Sara?» Cathy klopfte an die Badezimmertür, sie klang besorgt. «Alles in Ordnung, Liebes?»
    Sara betätigte die Toilettenspülung und ließ Wasser ins Waschbecken laufen. Als sie die Tür aufmachte, standen ihre Schwester und ihre Mutter mit besorgten Blicken davor.
    Cathy hielt eine rote Bluse hoch. «Ich

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