Schattenblume
seinem Partner: «Sie hatte sich unter dem Waschbecken versteckt.»
Der zweite Mann zuckte die Achseln, als ginge ihn das nichts an, und Jeffreys Herz stockte bei der Erkenntnis, dass das Schwein gerade ein weiteres Mitglied seiner Truppe abgeknallt hatte. Wahrscheinlich hatte sich die Polizistin die ganze Zeit im Schrank unter den Waschbecken versteckt und zu Gott gebetet, dass sie sie nicht finden würden.
Smith warf den Gürtel in die Lobby, dann kam er zu Jeffrey zurück. «Hinsetzen», befahl er, und als Jeffrey sich nicht schnell genug bewegte, riss er ihn am Kragen hoch.
Jeffrey drehte sich der Magen um. Auch Sara setzte sich auf, legte ihm die Hand in den Nacken und sprach auf ihn ein: «Tief durchatmen. Nicht dass dir schlecht wird.»
Er versuchte zu gehorchen, doch die Maisgrütze, die erzum Frühstück gegessen hatte, hielt sich nicht daran. In einem heißen galligen Schwall übergab er sich.
«Gottverdammt!» Hastig trat Smith einen Schritt zurück um dem Erbrochenen auszuweichen. «Was hast du gefrühstückt, Mann?»
Jeffrey half ihm weiter, indem er auch den Rest der Maisgrütze erbrach. Er spürte Saras Hand im Nacken, das Metall seines College-Rings kühl auf seiner Haut. Warum hatte sie seinen Ring an sich genommen?
Smith sagte: «Brieftasche her.»
Jeffrey wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. «In meiner Jacke», stöhnte er und schickte ein Dankgebet zum Himmel, dass er das Jackett vorhin vor lauter Wut auf Sara im Verhörraum vergessen hatte.
«Wo?», verlangte Smith. «Wo ist deine Jacke?»
Jeffrey holte tief Luft, er versuchte den Schwall zu unterdrücken, der sich in seinem Bauch zusammenbraute.
Smith trat Jeffrey gegen die Füße. «Wo ist die Jacke?», wiederholte er.
«Im Wagen.»
Smith packte Jeffrey am Kragen und riss ihn auf die Füße. Jeffrey schrie vor Schmerz, unter seinen Augenlidern explodierte ein Feuerwerk. Er drückte das Gesicht an die Wand und versuchte, nicht auf den Boden zurückzusinken. Mit jedem Herzschlag pochten alle Fasern seines Körpers, und seine Knie waren weich wie Butter.
«Alles wird gut», sagte Sara und stützte ihn. Sie hatte überraschend viel Kraft. In diesem Moment liebte er sie mehr, als er sie je geliebt hatte. «Ruhig atmen», flüsterte sie und streichelte ihm mit sanften, kreisenden Bewegungen den Nacken. «Alles wird gut.»
«Beweg dich.» Smith schubste sie weg. Dann schober sich die Schrotflinte in den Gürtel und tastete Jeffrey ab wie ein Profi. Der Mann wusste genau, wie man einen Verdächtigen durchsucht, und er ging nicht gerade zart mit Jeffreys Schulter um.
«Alles klar.» Smith trat zurück. Jeffrey drehte sich mühsam um und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, damit er nicht zusammenbrach. Wieder klingelte das Telefon, das schrille Rasseln fuhr ihm durch Mark und Bein.
«Geht’s gut, Matt?» Smith betonte spöttisch das T, als wollte er ihn auf die Probe stellen. Jeffrey wusste nicht, ob es Paranoia oder Panik war, doch er hatte das Gefühl, Smith wusste genau, wen er vor sich hatte, und das war nicht Matt Hogan.
«Es geht ihm nicht gut», sagte Sara. «Wahrscheinlich blockiert die Kugel die Arterie. Wenn Sie ihn weiter herumschubsen, verändert sie vielleicht ihre Position. Dann verblutet er.»
«Mir bricht das Herz», sagte Smith, dann sah er nach, wie Brad seine Aufgabe erledigte.
Das Telefon klingelte im Hintergrund weiter, und Sara fragte: «Warum gehen Sie nicht ran und sagen ihnen, dass Sie die Kinder rausschicken?»
Smith legte den Kopf schräg, als würde er den Vorschlag ernsthaft überdenken. «Warum nimmst du nicht meinen Schwanz in den Mund und lutschst ihn?»
Sara ignorierte die Bemerkung. «Sie müssen Ihren guten Willen beweisen, indem Sie die Kinder laufen lassen.»
«Ich
muss
gar nichts.»
Brad warf ein: «Sie hat Recht. Sie sind doch kein Kindermörder.»
«Nein.» Smith nahm die Schrotflinte aus dem Gürtelund richtete sie auf Brads Brust. «Nur ein Polizistenmörder.»
Das Wort hing im Raum, und das hartnäckige Klingeln des Telefons erhöhte die Spannung noch.
Sara sagte: «Je schneller Sie Ihre Forderungen stellen, desto rascher kommen wir alle hier raus.»
«Vielleicht will ich ja gar nicht hier raus, Dr. Linton.»
Jeffrey biss die Zähne zusammen. Irgendetwas daran, wie der Mann Saras Namen aussprach, kam ihm bekannt vor.
Smith bemerkte seine Reaktion. «Das gefällt dir wohl nicht, was?», fragte er, nur wenige Zentimeter von Jeffreys Gesicht entfernt. «Dr. Linton
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