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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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«Also endlich mal was Positives.» Diesmal zeigte er beim Lächeln die Zähne.
    Sara biss sich auf die Zunge und betrachte die vorbeifliegende Landschaft.
    Er sagte: «Es ist schön, dass sich deine Mutter um dich sorgt.»
    «Manchmal.»
    «Ihr steht euch alle ziemlich nah, was?»
    «Schätze schon», antwortete sie. Es war viel komplizierter.
    Er fragte: «Hast du deinen Eltern erzählt, dass ich einen Test gemacht habe?»
    «Natürlich nicht», sagte sie. Die Frage überraschte sie. «Das ist persönlich.»
    Er nickte zustimmend, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
    Ihr zweites Date hatte mit einem Kuss vor der Haustür geendet und damit, dass Sara Jeffrey bat, einen Aidstest zu machen. Zugegeben, es kam etwas spät – bei ihrem ersten stürmischen Mal hatten sie nicht innegehalten, um über die Verhütung von sexuell übertragbaren Krankheiten zu diskutieren   –, doch Sara kannte Jeffreys Ruf schon lange, bevor die Neuigkeit die Drogerie erreicht hatte. Jeffrey war nur ein ganz klein wenig gekränkt gewesen, als sie ihn um eine Blutprobe bat.
    «Ich habe am Grady Hospital so viele Fälle gesehen», sagte sie nun. «So viele Frauen in meinem Alter, die nie gedacht hätten, dass es ihnen passieren könnte.»
    «Du musst mir nichts erklären.»
    «Letztes Jahr ist der Freund meines Cousins an Aids gestorben.»
    Sein Fuß rutschte vom Gaspedal. «Hare ist schwul?»
    «Natürlich.»
    «Im Ernst?» Er sah sie unbehaglich an.
    «Mit der Fistelstimme ist er schließlich nicht zur Welt gekommen.»
    «Ich dachte, er blödelt nur rum.»
    «Tut er auch», sagte Sara. «Ich meine, er will mir auf den Wecker gehen. Er nervt gern. Alle.»
    «Aber er hat doch an der Highschool Football gespielt.»
    «Ach, nur Heteros können Football spielen?»
    «Äh   … nein», sagte Jeffrey, doch er klang nicht sehr überzeugt.
    Wieder starrten beide auf die Straße. Sara fiel nichts ein, was sie hätte sagen können. Sie wusste fast nichts über den Mann, der neben ihr saß. In den drei Monaten, seit sie eine Affäre hatten, hatte Sara nichts über Jeffreys Familie oder seine Vergangenheit erfahren. Sie wusste zwar, dasser aus Alabama kam, doch mit Details hielt er sich zurück. Wenn sie nicht gerade zusammen im Bett waren, erzählte Jeffrey ihr etwas über die Fälle, an denen er in Birmingham gearbeitet hatte, oder über das, was in Grant County passierte. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass sie die meiste Zeit redete, wenn sie zusammen waren. Selten erzählte er freiwillig etwas Persönliches, und wenn sie zu sehr bohrte, sagte er entweder gar nichts mehr oder ließ die Hand über ihren Schenkel gleiten, bis sie vergaß, was sie hatte wissen wollen.
    Sie sah ihn von der Seite an. Sein dunkles Haar war im Nacken etwas länger, was recht verwegen war, wenn man bedachte, dass die Schulen in Grant County Jungen regelmäßig vom Unterricht verbannten, wenn ihr Haar den Kragen berührte. Dafür war er wie gewöhnlich frisch rasiert. Er trug ein Paar alte Jeans und ein schwarzes Harley-Davidson- T-Shirt . Seine Turnschuhe sahen nach Hightech aus mit extra gefederter Sohle und schwarz geriffeltem Sprintprofil. Unter der Jeans zeichneten sich seine Muskeln ab, und auch wenn das T-Shirt seinen Waschbrettbauch verbarg, hatte Sara ein genaues Bild davon im Kopf.
    Sie betrachtete ihre Beine und wünschte, sie hätte doch etwas anderes angezogen. Am Ende hatte sie sich für einen himmelblauen Wickelrock entschieden, doch ihre weißen Waden leuchteten auf der schwarzen Fußmatte wie der Fettrand von ungebratenem Speck. Trotz der Klimaanlage schwitzte sie unter dem T-Shirt , und wenn sie die Zeit hätte anhalten können, hätte sie sich den unbequemen BH vom Leib gerissen und ihn aus dem Fenster geworfen.
    «Also», sagte Jeffrey.
    «Also», wiederholte Sara und überlegte fieberhaft, wiesie das Gespräch wieder in Gang kriegen könnte. Alles, was ihr einfiel, war: «Du bist Universalspender.»
    «Was?»
    «Universalspender», wiederholte sie. «Dein Blut passt zu jeder Blutgruppe.» Sie klammerte sich an den Strohhalm. «Aber umgekehrt verträgst du natürlich nicht jede Blutgruppe. Bei dir geht nur null negativ.»
    Er sah sie seltsam an. «Ich werde es mir merken.»
    «Du hast Antigene im Blut, die   –»
    «Sobald wir zurück sind, gehe ich zum Blutspenden.»
    Wieder geriet das Gespräch ins Stocken, und sie fragte: «Möchtest du eine Hähnchenkeule?»
    «Ist das der Duft, den ich in der Nase habe?»
    Sara lehnte

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