Schattenblume
du?»
«Du hast die Tür offen gelassen.»
«Die Hintertür? Wie hätte ich sonst reinkommen sollen?»
Sara presste das Kinn auf die Brust, wie immer, wenn sie sich beherrschen musste. «Der Schrank. Du hast die Schranktür aufgemacht. Du hast das Hemd zurückgelegt.»
Jetzt erinnerte er sich, und zum ersten Mal in seinem Leben verstand er seine eigene Handlungsweise nicht. «Ich habe nur –» Er hatte keine Antwort. «Ich weiß nicht, was ich da getan habe. Ich war außer mir. Das hat nichts zu bedeuten.»
Saras Tonfall war ganz sachlich. «Jemand hält seiner Frau eine Pistole an den Kopf, schießt auf ihn, und Robert rennt zum Schrank, packt seine Waffe und schließt die Schranktür wieder?»
Jeffrey versuchte eine logische Erklärung zu finden. «Wahrscheinlich hat er die Tür ganz automatisch wieder zugemacht.» Doch er merkte, dass er sich an einen Strohhalm klammerte. Das Timing stimmte einfach nicht.
Sara stand auf und klopfte sich den Staub von der Pyjamahose. «Ich lasse mich nicht zum Komplizen machen», sagte sie.
«Komplize?» Jeffrey dachte, er hätte sich verhört.
«Der Tatort wurde manipuliert.»
«Das ist doch lächerlich», sagte er und lief ins Haus.
Sie kam hinter ihm her, als wollte sie ihn nicht aus den Augen lassen. «Wo gehst du hin?»
«Ich mache die Schranktür wieder zu», sagte er und ging ins Schlafzimmer. Vor dem Schrank hielt er inne. Die Tür war bereits wieder geschlossen.
Als er Sara ansah, um ihre Erklärung zu hören, sagte sie: «Ich habe sie nicht zugemacht.»
Jeffrey öffnete die Tür wieder und trat einen Schritt zurück.Dann trat er noch einen Schritt zurück. Vor ihren Augen fiel die Schranktür von allein zu. Erleichtert lachte er auf. «Siehst du?» Er wiederholte den Vorgang noch einmal mit dem gleichen Ergebnis. «Wahrscheinlich ist der Boden uneben», erklärte er und zeigte auf die Dielen. «Wenn man loslässt, schließt sich die Tür.»
Ein Anflug von Zweifel blieb in Saras Blick. «Gut», sagte sie, doch ganz überzeugt war sie nicht.
«Was noch?»
«War der Waffensafe abgeschlossen?»
Er öffnete die Schranktür wieder und sah den schwarzen Kasten im oberen Fach. «Zahlenschloss», sagte er. «Vielleicht war er offen. Sie haben keine Kinder.»
Sara sah den Toten auf dem Fußboden an. «Ich möchte bei der Obduktion dabei sein.»
Jeffrey hatte den Toten fast vergessen. Jetzt drehte er sich um und betrachtete die Leiche. Das blonde Haar des Mannes war mit Blut verklebt und verdeckte sein Gesicht. Auf dem nackten Rücken klebten Blut und Gehirnmasse. Die Schnürsenkel seiner Turnschuhe lagen quer über dem Teppich. Jeffrey hatte nie verstanden, wie man darauf kam, ein Toter schlafe nur. Der Tod veränderte etwas in der Luft, er lud sie auf mit Spannung, Grauen. Selbst mit halb geschlossenen Augen und lockerem Kiefer gab es keinen Zweifel daran, dass der Mann tot war.
Jeffrey sagte: «Lass uns rausgehen» und verließ das Zimmer.
Auf dem Flur hielt Sara ihn auf. «Hast du mich gehört?», sagte sie. «Ich will bei der Obduktion –»
«Warum führst du sie nicht gleich selbst durch?», unterbrach er sie. Sein Gefühl sagte ihm, nur so konnte er sie zum Schweigen bringen. «Es gibt hier keinen Gerichtsmediziner.Hier übernimmt der Typ vom Beerdigungsinstitut den Job für hundert Dollar pro Nase.»
«Schön», sagte sie, doch ihr wachsamer Blick verriet, dass sie immer noch misstrauisch war. Jeffrey wusste, wenn sie irgendetwas Ungewöhnliches entdeckte, von einem Ausschlag bis zu einem eingewachsenen Zehennagel, würde sie versuchen, ihm damit zu beweisen, dass sie Recht hatte.
«Wonach suchst du überhaupt?», wollte er wissen. Dann fiel ihm ein, dass Jessie nebenan war. Leiser fuhr er fort: «Glaubst du, mein bester Freund ist ein Mörder?»
«Er hat zugegeben, dass er den Mann erschossen hat.»
Jeffrey ging zur Tür, er wollte raus, weg von Sara. Doch wieder lief sie hinter ihm her. Sie wusste einfach nicht, wann sie ihn gehen lassen musste.
Sara stemmte die Hände in die Hüften und sprach so, wie sie wahrscheinlich mit ihren kleinen Patienten redete. «Denk darüber nach, was sie gesagt haben, Jeffrey.»
«Ich muss nicht darüber nachdenken», gab er zurück, doch je mehr Sara sagte, desto mehr kam er ins Grübeln, und die Schlüsse, die er zog, gefielen ihm nicht besonders. Schließlich fragte er: «Warum tust du das?»
«Die zeitliche Abfolge stimmt einfach nicht mit dem überein, was wir auf der Straße gehört
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