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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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glaube, dieser Mensch ist ermordet worden.»

KAPITEL DREIZEHN
    13.58   Uhr
     
    L ena biss die Zähne so fest zusammen, dass es wehtat. Wagner sagte nicht viel am Telefon, doch Lena und wahrscheinlich jeder andere in der Reinigung hörten, wie der Amokschütze am anderen Ende herumschrie.
    Auf die Frage: «Wollen Sie mir nicht sagen, wie Sie heißen?», bekam Wagner nur ein bellendes Lachen zur Antwort. Als sie nach den Kindern fragte, quälte er ein kleines Mädchen, bis es ins Telefon weinte. Das Geheul hallte durch den Raum, und Lena hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten.
    Wagner blieb ganz ruhig. «Verstehe ich richtig, dass Sie die Kinder behalten wollen?»
    Er nuschelte eine Antwort, doch die letzte Forderung war laut und klar, umso mehr, da Wagner das Telefon von ihrem Ohr weghielt. «Eine Stunde, du Schlampe. Wenn ihr länger braucht, gibt es hier noch viel mehr Tote.»
    Trotz der Drohung lächelte Wagner, als sie das Telefon zuklappte. «Also gut», sagte sie. «Sie wollen Bier.»
    Lena machte den Mund auf, um sich freiwillig zu melden, doch Wagner bedeutete ihr zu warten und wandtesich an Frank und Nick: «Gentlemen, dürfte ich um einen Moment Ihrer Zeit bitten?»
    Die Männer folgten ihr in Bill Burgess’ Büro. Wagner lächelte Lena an, bevor sie die Tür schloss. Ihr Lächeln war undurchschaubar, und Lena wusste nicht, ob es eine Warnung war oder bloße Höflichkeit. So oder so, Lena würde mit Händen und Füßen darum kämpfen, dass sie ins Gebäude geschickt wurde. Sie musste ihren Beitrag leisten. Jeffrey hatte gegen den Willen der ganzen Stadt dafür gesorgt, dass Lena zur Truppe zurückkehren durfte. Das schlimmste Verbrechen war, dass er jetzt tot dort drin lag und Lena am Leben war.
    Molly Stoddard hatte die ganze Zeit an den Klapptisch gelehnt dagestanden, doch jetzt löste sie sich von dem Tisch und klopfte an die Tür des Büros. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie hinein und schloss die Tür hinter sich.
    Lena erwartete eine Reaktion von Wagners Mitarbeitern, doch sie blieben gleichgültig. Einer von ihnen sprach so leise in ein Handy, dass Lena sich fragte, ob er nur die Lippen bewegte. Die anderen beugten sich über den Grundriss des Reviers und zeigten auf bestimmte Bereiche, als feilten sie an einer Strategie. Der Plan, eine Kamera durch das Belüftungssystem hineinzuschleusen, war gescheitert, weil die Schützen den Schacht mit Kleidungsstücken verstopft hatten.
    Lena ging hinüber, um zu sehen, was die beiden planten. Der Mann mit dem Handy beendete sein Gespräch. Er erklärte: «Jennings ist letztes Jahr bei einer Massenkarambolage in Friendswood, Texas, ums Leben gekommen.»
    «Das ist nicht Ihr Ernst», stöhnte Lena. Die Nachricht traf sie wie eine Ohrfeige.
    Der Mann entgegnete: «Er hatte zwei Kinder auf der Rückbank. Eins davon ist wohlbehalten aus dem Wrack geklettert. Das ist Glück, was?»
    «Ja», sagte Lena, doch sie bezweifelte, dass der Junge sich wie ein Glückspilz fühlte. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, was Jennings seinen Opfern antat. Dass diese Bestie auf so banale Weise gestorben war, kam ihr irgendwie falsch vor.
    Jetzt ging die Tür des Büros auf, und Amanda Wagner kam mit Frank heraus. Nick und Molly waren noch drin, und Lena sah, dass Molly am Schreibtisch des alten Burgess saß und sein Telefon benutzte. Sie hatte den Kopf nach vorn gebeugt, eine Hand im Nacken. Offensichtlich führte sie ein privates Gespräch.
    Wagners Kollege wiederholte die Information über Jennings. Sie bemerkte nur: «Na ja, es war sowieso eine etwas wilde Theorie.» Dann winkte sie Lena ins Büro. «Kommen Sie bitte mit.»
    Nick wartete, bis sich alle versammelt hatten, dann schloss er die Tür. Molly sah Lena beunruhigt an. Ins Telefon sagte sie: «Liebling, Mama muss jetzt Schluss machen.» Sie wartete einen Moment, dann sagte sie: «Ich hab dich auch lieb.»
    Lena kannte Saras Mitarbeiterin aus der Klinik, doch sie hatte sie nie weiter beachtet und auch nie darüber nachgedacht, ob die Frau vielleicht Familie hatte. Dabei war sie sicher eine gute Mutter – immer die Ruhe in Person, immer für die Kinder da. Egoismus schien ihr völlig fremd zu sein. Manche Menschen waren für das Familienleben einfach wie geschaffen.
    «Detective Adams», fing Wagner an. «Wir haben Sie ausgewählt, in das Gebäude zu gehen.»
    Nick warf ein: «Ich möchte nochmal sagen, dass ich dagegen bin.»
    Lena ging in die Defensive. «Ich weiß, was ich   –»
    «Ich meine nicht

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