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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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möglich.»
    «In Ordnung.»
    «Ich will nicht, dass Sie die Heldin markieren, und vor allem will ich auf gar keinen Fall, dass Sie sich für eine andere Geisel eintauschen lassen.»
    Lena wich Wagners Blick aus und sah zu Boden. Genau das hatte sie vorgehabt.
    «Es mag auf den ersten Blick eine gute Idee sein, aber Sie nutzen uns hier draußen viel mehr als drinnen. Sie haben Erfahrung darin, gefährliche Situationen einzuschätzen. Ich brauche Ihre Expertenmeinung.»
    Sie wirkte offen und ehrlich, also beschloss Lena, auch ehrlich zu ihr zu sein. «Klingt, als wollen Sie mich verarschen.»
    Wagner verzog die Lippen zu einem Lächeln und musterte Lena mit einem Blick, den sie schon oft bei Leuten gesehen hatte: Der Frau war soeben klar geworden, dass sie Lena unterschätzte. «Nicht ganz. Sie haben doch mit Brad Stephens gearbeitet. Vielleicht kann er Ihnen Informationen geben. Partner haben ihr eigenes Kommunikationssystem.»
    «Er war nicht mein Partner.»
    «Ich habe keine Zeit für Ihre Egoprobleme», sagte Wagner. «Ich will eine genaue Zeichnung von dem, was da drinnen los ist, wenn Sie wieder rauskommen. Wir müssen genau wissen, wo wer ist. Wir müssen wissen, wie viele Schreibtische und Aktenschränke vor der Tür stehen und wie schwer die Geiselnehmer bewaffnet sind. Was haben sie dabei, Sig, Smith & Wesson oder Glock? Detective Wallace glaubt, die Schrotflinte sei eine Wingmaster. Wie viel Munition haben sie? Welche Kaliber? Tragen sie die kugelsicheren Westen immer noch? Wie verstehen sie sich untereinander? Steigt einem die Sache vielleicht zu Kopf? Lässt sich der andere umkrempeln oder ablenken? Ich will von jeder Schwäche in der Abwehr wissen, und das geht nicht, wenn Sie drin bleiben.»
    Lena nickte. All diese Informationen wären wichtig, und Molly Stoddard konnte nicht mal den Unterschied zwischen einer .22er und einer Neun-Millimeter erkennen,geschweige denn eine brauchbare Einschätzung der verfügbaren Feuerkraft abgeben.
    Lena fragte: «Soll ich was reinschmuggeln?»
    «Nein», sagte Wagner. «Noch nicht. Wir müssen erst mal ihr Vertrauen gewinnen. Sie werden Sie von Kopf bis Fuß abtasten.» Sie warf einen Blick auf Lenas Schuh. «Wenn sie was finden, werden sie wütend, und an irgendjemand lassen sie ihre Wut dann aus. Und dieser Jemand ist vielleicht jemand anderes als Sie. Bevor Sie also irgendwelche Risiken eingehen, fragen Sie sich, ob es die Sache wert ist, das Leben anderer Menschen in Gefahr zu bringen.»
    «Okay», sagte Lena und trat von einem Fuß auf den anderen. «Ich bin bereit.»
    Wagner sah sie einen Herzschlag lang an, dann lächelte sie grimmig. «Schätzchen, Sie können mir ans Bein pinkeln, aber sagen Sie hinterher nicht, das war der Regen.»
    Lena fühlte sich ertappt, doch sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Noch einmal blickte Wagner auf Lenas Schuh. Aber sie sagte nur: «Seien Sie bloß vorsichtig.»

KAPITEL VIERZEHN
    Montag
     
    J effrey lief durch den Wald, dicke Klumpen nasser Erde klebten ihm an den Socken. An einem Baum blieb er stehen, stützte sich ab und zog sich die Socken aus. Es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne löste die Wolken auf, und am Boden verdampfte die Feuchtigkeit. Jeffrey wischte sich den Schweiß von der Stirn, als er auf den Friedhof kam. Auf dem offenen Gräberfeld brannte die Sonne noch heißer, und auf dem abfallenden Hügel blitzten die weißen Grabsteine wie Zähne in einem Maul, das Jeffrey zu verschlingen versuchte.
    Reggie saß bei geöffneter Tür in seinem Streifenwagen, in seinem Mundwinkel klebte eine Zigarette. Er rührte sich nicht, sondern wartete, bis Jeffrey bei ihm war. Der heiße Asphalt schlug Blasen unter Jeffreys nackten Füßen, doch er ließ sich nichts anmerken.
    Reggie musterte die nassen Sportsocken in Jeffreys Hand. Er verzog den Mund zu einem sarkastischen Grinsen, doch Jeffrey kam jeder Beleidigung zuvor.
    «Bring mich aufs Revier», verlangte er und stieg auf den Beifahrersitz.
    Reggie zog noch einmal an der Zigarette, bevor er dieTür schloss. Er ließ den Motor an und wartete ein paar Minuten. «Wo hast du dein Mädchen gelassen?»
    «Ihr geht’s gut», sagte Jeffrey. Trotz der Angst, die sie in der Höhle gehabt hatte, bevor sie das Skelett entdeckte, bestand Sara darauf, vor Ort zu bleiben, bis Jeffrey Hilfe holte.
    Reggie legte in aller Ruhe die Hand auf den Schaltknüppel, dann legte er den Gang ein. Er ließ sich Zeit beim Einfädeln auf die Interstate und tuckerte unter dem

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