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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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erwürgt.«
    »Das kann ich nicht glauben«, entrüstete sich Aelarian. »Uliman wäre zu solch einer Tat nicht fähig. Ich kenne den Knaben; er mag von seinem Lehrmeister Rumos auf einen dunklen Pfad geführt worden sein, doch einen so abscheulichen Mord hätte er niemals begangen!«
    »Die Schatten haben es gesehen«, behauptete der Nachfahre der Aldra. »Ich bin froh, die Kette in dieser Stunde nicht getragen zu haben, sonst wäre auch ich erdrosselt worden.«
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Aelarian blickte fasziniert auf die Kette in der Hand des Schattenspielers.
    »Wenn dies alles wahr ist, hat Mondschlund mir eine Menge verschwiegen. Von dem Verlies hat er mir nie erzählt, ebensowenig von dem Geheimnis der Gründer. Wie erklärt Ihr Euch das, Herr Schattenspieler?« »Wer kann schon die Beweggründe des Blenders ermessen? Ich glaube, daß er die Rettung der Menschheit plant, die Flüchtenden in sein Verlies aufnehmen will, wenn die Goldei Gharax erobert haben. Doch ob er ihnen diese Zuflucht aus Güte oder Berechnung gewährt, kann ich nicht sagen.« Die Stimme des Schattenspielers wurde leiser. »Das Verlies verändert sich … es wirken Kräfte im Untergrund, die mir Sorge bereiten. Deshalb ziehe ich Euch ins Vertrauen; denn wenn jemand die Wahrheit über Mondschlund erfahren kann, dann nur einer seiner Diener. Ihr müßt mit mir kommen! Laßt uns gemeinsam ergründen, welches Schicksal die Welt erwartet.« »Euch liegt wohl sehr viel an ihr«, erwiderte der Großmerkant.
    »Ja … sie mag mit Fehlern behaftet sein, doch sie war uns Jahrtausende eine Heimat. Als Erbe der Gründer fühle ich mich Gharax verpflichtet, und auch den Menschen, die nun vertrieben werden sollen.« Der Schattenspieler hob die Laterne vom Boden auf. »Es mag ein Zufall sein, der Euch zu mir geführt hat, doch ich will ihn als Zeichen verstehen. Ja, meine Freunde, ich werde Euch das Verlies zeigen.«
    Cornbrunn beugte sich nach vorne und flüsterte Aelarian ins Ohr: »Ihr werdet diesem Vogel doch nicht trauen! Gewiß will er uns in dem Keller in einen Schacht stoßen, damit wir dort verrotten.«
    »Deine Mutter hat dir zu viele Schauermärchen erzählt.« Aelarian trat auf den Schattenspieler zu. »Ich würde Euch gerne folgen, doch leider habe ich andere Pläne. Das Ziel meiner Reise war nicht Tula, sondern Tyran, eine Insel westlich von Gyr. So gern ich dem Verlies einen Besuch abstatten würde - mir bleibt keine Zeit.« Der Schattenspieler lächelte. »Ihr wollt nach Tyran? Auf die Insel, die den Goldei als Tor in unsere Welt diente? Interessant … Ihr seid wagemutig, mein Freund. Nun, ich kann Euch dorthin bringen - durch das Verlies.« »Es gibt einen Gang nach Tyran? Einen Tunnel?«
    »Wenn Ihr so wollt.« Der Schattenspieler rollte die Karten zusammen und klemmte sie unter seinen Arm. »Doch der Weg ist gefährlich; er ist älter und unbeständiger als die anderen Gänge. Wir müssen den Zugang durch die Tempelruine benutzen. Und meine Freunde … ich werde sie mitnehmen, als Schutz, als Begleitung.«
    Er eilte zur Tür. Der Großmerkant wollte ihm folgen, doch Cornbrunn hielt ihn am Arm fest. »Ich bitte Euch, Aelarian, denkt nach! Woher wißt Ihr, ob dieser Kerl Euch nichts Schlechtes will? Sagte er nicht selbst, daß er Mondschlund mißtraut? Warum will er dann einen Anhänger des Blenders durch dieses Verlies führen?«
    »Wenn es einen Weg gibt, um nach Tyran zu gelangen, muß ich ihn wählen«, sagte Aelarian entschlossen. »Und was soll mir der Herr Schattenspieler schon antun? Habe ich nicht einen Leibdiener, der mich beschützt?« Er gab Cornbrunn einen freundlichen Klaps auf die Schulter und lief dem Schattenspieler nach. Träge schaukelte die
Hotteposse
auf dem See Velubar. An der Reling stand eine gaffende Menge und leuchtete mit Laternen auf den nächtlichen See: Schaum und seine leichten Mädchen, die Silberschürfer, die Bardentruppe - und die Fischer aus Rhagis. Allesamt starrten auf einen dunklen Punkt, der sich durch das Wasser kämpfte. »Weiter nach rechts«, brüllte Parzer. »Beweg dich, du fauler Strick!« Er hieb zornig auf die Bordwand ein. »Es war dort drüben … da ist der Becher versunken!«
    Neben ihm schmunzelte Schalim der Prasser, höchst angetan von dem nächtlichen Spektakel. »Alles in allem schlägt er sich gar nicht übel. Ich dachte, euer Freund würde schon nach dem Sprung ins Wasser absaufen.« »Täusch dich mal nicht«, erwiderte Mäulchen. »Ungeld ist ein harter

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