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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Ritual, um alle Orte zu verbinden, die er besucht hatte. Ja, mehr noch, meine Freunde - er konnte sie zu einem neuen Ort vereinen, der nur ihm bekannt war … einem Winkel unter unserer Welt.«
    »Wozu hätte er einen solchen Ort erschaffen sollen?« fragte Aelarian.
    Der Schattenspieler hielt eine der Figuren vor die Laterne. Das Abbild eines dürren Mannes zeichnete sich auf der Wand ab; er hielt einen Wanderstab in der Hand. »Um ein Versteck vor seinem Verfolger zu schaffen, der ihm den Schlüssel der Macht entwinden wollte; jener Mann, vor dem ihn sein Lehrmeister stets gewarnt hatte.« Cornbrunns Miene hellte sich auf. »Und der Lehrmeister Varyns war kein Geringerer als Mondschlund! Der Kreis schließt sich tatsächlich!«
    »Laßt den Herrn Schattenspieler ausreden«, wies ihn Aelarian rasch zurecht. »Jenes Versteck, von dem Ihr sprecht, wurde also errichtet, um verschiedene Orte miteinander zu verbinden. Bedeutet dies, daß Varyn ohne ein Schiff zwischen den Inseln des Silbermeers umherwandeln konnte?«
    Der Schattenspieler ließ den Scherenschnitt sinken. »So ist es. Er schuf ein Verlies, das alle Inseln miteinander verband. Es existiert noch immer, unter unseren Füßen - ein Ort, an dem die Schatten regieren.« Er wies auf die Karten. »Mein Urgroßvater entdeckte den Zugang in der Tempelruine. Er begann mit der Erforschung des Verlieses, und so kann ich heute auf seine Pläne zurückgreifen. Sie zeigen freilich nur einen Teil des Labyrinths.«
    Aelarian starrte auf die komplizierten Karten. »Es gibt demnach verschiedene Zugänge in dieses Verlies?« »Aber sicher doch! Der Tempel in Schattenbruch ist einer davon, und dieser Gang dort«, der Schattenspieler deutete auf den Keller, »wurde von meinem Großvater angelegt, dem der Weg durch den Park zu beschwerlich war. Er führt nach Fareghi, in die Keller des Leuchtturms, und eine Abzweigung in die Katakomben von Vara, das Herz des Verstecks. Selbst einen Weg nach Arphat habe ich entdeckt; dort steht eine Burg namens Talanur, hoch über der Stadt Praa. Ich war erst vor kurzem dort …«
    »Aber warum erzählt Ihr uns das alles? Ein solches Geheimnis ist gewiß nicht für alle Ohren bestimmt.« »Nun, weil Ihr ein Mondjünger seid, mein Freund - ein Anhänger Mondschlunds.« Trotz des fahlen Lichtes konnte der Schattenspieler sehen, wie Aelarian erbleichte. »Die Schatten haben es mir zugewispert … sie erkennen die Diener des Blenders sofort.«
    »Dann war alle Geheimniskrämerei umsonst«, sagte der Großmerkant zerknirscht. »Ihr wußtet vom ersten Augenblick an, wer ich bin.«
    »Sicherlich. Und deshalb erhoffe ich mir von Euch einige Antworten. Denn obwohl ich schon so lange das Verlies erkunde, sind mir die Absichten Eures Herrn fremd geblieben. Ich weiß nicht, was Mondschlund plant, und traue ihm nicht. Allerdings hat er sich nie gegen mich gewandt, als ich im Verlies umherwanderte - und dies, obwohl ich ein Nachfahre der Gründer bin.«
    »Was in aller Welt hat das mit der Sache zu tun?« stieß Aelarian hervor.
    »Nun, der Silberne Kreis wurde nicht ohne Grund ins Leben gerufen. Er entstand, um das Verlies zu bewachen.« Der Schattenspieler hob die Kette empor. »Die zehn Gründer des Südbundes folgten dem Befehl einer Stimme, die sie dazu drängte, den Süden von Gharax zu befreien, ein neues Reich aufzubauen und von Vara aus zu regieren. Es war die Stimme des Weltenwanderers, Mondschlunds Gegenspieler; denn dieser fürchtete die Macht des Verlieses. Die silbernen Ketten, meine Freunde, dienten ihm als Mittel, die Gründer zu kontrollieren. Ein Priester namens Lysron schmiedete sie, um die Gründer zum Silbernen Kreis zu vereinen; und sie erlagen den Einflüsterungen des Weltenwanderers.«
    »Durta Slargin …« Aelarian schien noch immer kaum zu glauben, was der Schattenspieler ihm da erzählte. »Aber woher wißt Ihr all diese Dinge? Wer hat sie Euch erzählt?«
    »Der Weltenwanderer selbst«, schmunzelte der Schattenspieler. »Ich habe die Kette oft angelegt, da sie den Weg durch die Verliese erleichtert. Dann sprach er zu mir, versuchte mich auf seine Seite zu ziehen. Doch die Schriften, die ich auf den Mauern des Verlieses fand, warnten mich davor, ihm zu trauen, und ich legte die Kette für immer ab. Zum Glück … ihre Magie ist leicht zu mißbrauchen. In Vara starben die letzten Angehörigen des Silbernen Kreises, ermordet von dem jungen Kaiser Uliman. Ich habe gespürt, wie sie starben … die Ketten haben ihre Träger

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