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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch
Autoren: Markolf Hoffmann
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Unschuldige. Müssen sie deshalb in eisernen Kisten gefangenhalten. Auch deshalb muß der Weltengang beginnen, Laghanos. Denn wenn die letzte Quelle fällt, wird keines der magischen Metalle die Gehäuteten mehr in Zaum halten. Dann werden sie jeden zerreißen, der noch auf Gharax weilt.« »Werden die Menschen mir denn folgen? Oder werden sie nur Furcht empfinden, wenn ich ihnen erscheine?« »Sind verängstigt durch unseren Feldzug. Warten auf einen Retter - dies wirst du sein, der Erbe Drafurs. Wirst Frieden schaffen zwischen Menschen und Nebelkindern, dem letzten Volk der Sphäre.« Aquazzans Zischen klang eindringlich. »Muß dich aber warnen. Es gibt einige, die uneinsichtig sind. Wollen sich uns widersetzen und Gharax nicht verlassen. Wollen uns narren mit ihrer Magie …«
    »Die Mondjünger«, stieß Laghanos hervor. »Fast wäre es ihnen gelungen, mich im Heiligen Spektakel umzubringen.«
    »Die Anhänger des Blenders. Drafur warnte uns vor seiner Bosheit. Er will die Macht einer Quelle gegen uns richten: das Reich der Schatten. Mußt uns helfen, ihn zu besiegen. Nur so können wir den Frieden erzielen.« Laghanos' Augen verdüsterten sich. »Zweimal sandte er seinen Anhänger aus; er stellte sich mir in den Weg, bedrohte mich mit seinen Flammen und wollte mich mit Worten umgarnen. Bald wird er wiederkehren, um mich zu töten.«
    »Wirst ihn schlagen. Bist zu stark für ihn, und dein Heer kämpft tapfer.« Der Goldei betrachtete die Silberklauen, die rund um Laghanos am Boden lagen. »Solange er fern ist, dürfen wir keine Zeit vergeuden. Die Welt der Menschen ist im Entstehen. Werde sie dir zeigen. Kannst das Eiserne Tor durschreiten, um sie zu erreichen.«
    Laghanos machte eine Handbewegung, als wollte er Kreidespuren von einer Tafel wischen, und die Klauen zogen sich in die Sphäre zurück. »Bevor ich dir folge, muß ich wissen, was auf dieser Insel geschehen ist. Warum wurde das Reich der Kahida zerstört, und wie seid ihr in unsere Welt übergetreten?«
    Aquazzan fauchte auf. »Willst die Geschichte von Tyran erfahren? Das Grab der Verräterin sehen, der Feuerschänderin, die uns den Frieden aufkündigte und uns diese Hülle aufzwang? Kann es dir zeigen … es ist nicht fern. Unten am Wasser wurde Kahida bestattet.«
    Seine Krallen knirschten auf den Felsen. Er machte einen Satz und sprang auf den Abhang zu, um den Jungen zum Strand zu führen. Noch während des Sprungs verwandelte sich Aquazzan in jenen Nebel zurück, den Laghanos in den Lichtstrahlen des Tores gesehen hatte, und er landete nicht auf Geröll, sondern in üppigem Gras. Das alte Tyran … es drängte sich zurück in Laghanos' Sinne.
    Trau deinen Augen nicht,
befahl er sich, während er dem Goldei hinterher kletterte. Was
immer du auf dieser Insel siehst, es könnte eine Täuschung sein.
    Die Sonne sank tiefer. Dennoch trieb sie Ashnada den Schweiß auf die Stirn. So mußte sie zum wiederholten Mal innehalten und verschnaufen.
    Stunden um Stunden war sie gewandert, stets in den Fußstapfen der Flammenspur. Diese hatte sie auf einen Höhenzug an Tyrans Westküste geführt. Von hier aus war die Insel gut zu überblicken, doch das Bild blieb stets das gleiche: eine Ödnis aus zerschlagenem Gestein. Welche Macht hatte Tyran in ein solches Trümmerfeld verwandelt?
    Im Westen glitzerte das Meer im Abendlicht. Als Ashnada der Flammenspur jedoch weiter folgte, verdeckte eine Felsenkette die Sicht auf die Wellen. So beschloß sie, auch diesen Grat zu erklimmen, um Tyran besser überblicken zu können.
    Sie zog sich an schrundigen Felsen empor und spähte auf die andere Seite. Fast stockte ihr der Atem. Steil fiel das Land zum Wasser ab, und dieses glomm wie ein zerronnener Spiegel. Doch es war nicht die Sonne, die dem Meer diesen Glanz verlieh. Aus der Ferne drangen helle Strahlen, trafen als ein Fächer aus Licht auf die Wellen und verwandelten sie in flüssiges Gold. Das Licht drang von dem Gipfel eines Bergs, der aus Tyrans Geröllfeldern hervorbrach, und Ashnada mußte die Augen von ihm abwenden.
    Auf dem Wasser trieben die Schiffe der Goldei. Es waren Dutzende, eine gewaltige Flotte. Zwischen ihnen bildeten sich Strudel; aus den Fluten stiegen weitere Schiffe empor, ebenso gleißend wie die anderen. Das Meer hatte sie geboren, formte sie aus den Strömen der Sphäre.
    Ashnada ließ sich auf einer Steinkante nieder. Benommen starrte sie auf das Wasser, auf die goldenen Schiffe. Der Knochen in ihrer Hand glühte stärker als zuvor, und von
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