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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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Schwarzen und der Weißen Klippen. Im Süden und Osten standen je hundert von ihnen bereit; die doppelte Anzahl aber bewachte Valdyr, das Nordtor, und ließ keinen aus der Stadt. An einen Ausfall gegen die Klippenritter war jedoch nicht zu denken, denn innerhalb der Mauern tobten noch immer Kämpfe. So beschränkte sich Varas Stadtgarde darauf, die Tore und Mauern zu halten. Bisher hatten die Klippenritter keinen Angriff versucht; so hatte die Belagerung bisher nur eine Handvoll Tote gefordert.
    Auf einem Hügel vor dem Nordtor hatte der Anführer der Klippenritter sein Zelt aufgeschlagen: Binhipar Nihirdi, der Fürst von Palidon. Er war während der letzten Wochen stark abgemagert, seine Wangen eingefallen, der Brustkorb schmaler als zuvor. Seine Augen wirkten müde. So stand er vor dem Zelt und blickte auf die Stadt, auf die gläsernen Türme, die im Sonnenlicht schimmerten.
    »Die sechste Nacht …« Er trommelte auf dem Griff seines umgegürteten Schwerts. »Wie lange will mich Uliman noch warten lassen? In der Nacht hallen Schreie aus Vara und jenes eigenartige Rasseln. Schatten bäumen sich auf und erstarren am Morgen zu Glas. Und hinter den Mauern erklingt Schwerterklirren … Der Knabe hat die Stadt nicht mehr im Griff, und doch weigert er sich, mit mir zu verhandeln.« Seine Gemahlin, Darna Nihirdi, trat an seine Seite. Sie trug Trauerkleidung; der Tod ihres gemeinsamen Sohnes Blidor, der während des Erdbebens in Nandar umgekommen war, hatte sie verbittert, letztlich aber noch enger mit ihrem Mann zusammengeschweißt. »Was erwartest du von ihm? Als wir mit unserem Heer vor den Mauern erschienen, herrschte bereits das Chaos in der Stadt. Laß uns ruhig noch etwas abwarten; denn solange Uliman mit anderen Gegnern streitet, schwächt dies seine Kräfte.«
    »Er führt uns doch nur an der Nase herum.« Binhipars Unterlippe zitterte, ein Zeichen seiner Anspannung. »Er wollte mich ermorden, mir mein Fürstentum abnehmen; er trägt Mitschuld an dem Untergang von Nandar und an Blidors Tod; er gefährdet das Reich und hat gegen die Goldei versagt. Für all dies wird er bezahlen. Wenn ich den Klippenrittern den Angriffsbefehl erteile, wird die Stadt zu mir überlaufen - denn ich bringe ihnen Akendor Thayrin, den totgeglaubten und doch rechtmäßigen Herrscher von Sithar. Das Volk wird jubeln, wenn ich es von Uliman befreie.« Er schritt auf und ab. »Wenn ich nur wüßte, was hinter den Mauern vor sich geht. Was bedeuten diese gläsernen Türme? Welcher Zauber hat sie hervorgebracht?« Er griff sich an den Hals, tastete die Narbe ab, die die Kette zurückgelassen hatte. »Die Ahnen schweigen, aber ich erinnere mich gut an ihre warnenden Worte. Der Luchs wird uns den Untergang bescheren … Baniter Geneder! Er steckt dahinter, ich weiß es! Er hat diese Macht entfesselt.«
    Mit düsterer Miene blickte er auf die Stadt. Doch dann hörte er Schritte; ein Klippenritter eilte den Hügel empor. »Unsere Späher sind aus der Stadt zurückgekehrt, mein Fürst.«
    Binhipar musterte den Ritter. »So? Dann sprich, was erzählen sie?«
    »Sie konnten nur Gerüchte in Erfahrung bringen. Es heißt, Uliman sei tot, gestürzt von der Kaiserin. Die Arphater haben den Palast angegriffen, und es wurde tagelang um ihn gekämpft. Offenbar waren Ulimans Truppen am Ende unterlegen.«
    »Dies also war die Schlacht, die wir hörten«, sagte Darna Nihirdi aufgeregt. »Wie es aussieht, kommen wir zu spät, um den Knaben zu bestrafen.«
    Binhipars Blick blieb finster. »Uliman ist nie und nimmer tot! Der Junge verfügt über dunkle Kräfte, und ehe ich nicht seine Leiche sehe, traue ich solchen Gerüchten nicht. Habe ich nicht selbst einen Kaiser für tot erklären lassen, einen falschen Leichnam in der Kaisergruft von Thax beigesetzt?«
    »Aber der Palast wurde erstürmt und in Brand gesetzt«, sagte der Klippenritter mit Nachdruck, »und Uliman hat sich dem Volk seit Tagen nicht gezeigt. Nutzt die Gunst dieser Stunde, mein Fürst, und zieht in die Stadt ein. Sie wird uns kampflos in die Hände fallen.« Binhipar blickte wieder auf die Stadt, die so still im Morgenlicht lag. Kein Lebenszeichen war zu erkennen; nur ein großer Vogel kreiste um die Türme, dunkel seine Schwingen. Binhipars Augen folgten ihm. »Ich habe lange auf diesen Tag gewartet«, stieß er hervor, »den Tag der Rache. Wir wurden aus Nandar vertrieben, mußten uns durch die Seenlande von Jocasta schlagen und das Hochland durchqueren. Viele hundert Männer haben wir auf dem

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