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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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der Krieg gegen die Echsen tobte.
    »Wir hätten die Herrin heute nacht nicht allein lassen dürfen«, murmelte er. »Wer weiß schon, was Uliman Thayrin im stillen ausheckt? Wir haben gesehen, zu welchen Untaten er fähig ist.«
    »Die Königin wird Tag und Nacht von unseren Brüdern bewacht«, beruhigte ihn einer der Mönche. »Uns hingegen hat sie befohlen, im Schutz der Nacht Sai'Kanee aufzusuchen, so wie es dieses Schreiben vorsieht.« Vor über sechzig Tagen war Sai'Kanee, die oberste Geweihte des Gottes Kubeth, verschwunden; auf Weisung der Königin war sie in die Katakomben des Doms hinabgestiegen, zusammen mit dem Hohenpriester Bars Balicor. Sie war nicht zurückgekehrt, und lange Zeit waren die Arphater davon ausgegangen, daß Sai'Kanee umgekommen war, zerrissen von der Magie der Quelle, die in Varas Untergrund verborgen lag. Dann aber war vor Intharas Gemach eine Schriftrolle gefunden worden, verfaßt in Sai'Kanees Handschrift. Die Priesterin behauptete darin, am Leben zu sein, die Katakomben jedoch nicht verlassen zu können. Sie warnte von einer großen Gefahr, die sich in der Tiefe zusammenbraute, und eindringlich beschwor sie die Königin, sich im Palast einzuschließen und Varas Straßen zu meiden. Zudem enthielt der Brief die Bitte, einen Vertrauten in das Sterbende Vara zu entsenden; hier wollte Sai'Kanee ihm etwas übergeben.
    »Fast wäre Inthara selbst in diesen Sumpf hinabgestiegen«, zischte Ejo. »Hätte ich sie nicht im Namen aller Götter angefleht, im Palast zu bleiben, wäre sie losgezogen. In ihr brennt die Hitze des Sonnengottes, Mut und Leichtsinn mischen sich in ihrem Blut.« Vorsichtig kämpfte er sich auf dem feuchten Grund voran. »Auf, auf - laßt uns diese elende Tür finden, von der Sai'Kanee schrieb; und wenn sie dort auf uns wartet, schleife ich sie an den Haaren durch den Dreck dieser Gassen, um sie für ihre undurchsichtigen Zeilen zu strafen.«
    Der Weg vor ihnen brach jäh ab; der Grund war um zwei Schritt abgesackt. Feine Rinnsäle liefen an der Kante der Pflasterung herab. Zwei Mönche ließen sich hinab und verkündeten, daß der Boden unten zwar weich sei, aber trage. Ejo und die anderen folgten. Der Geruch war in diesem tieferen Straßenabschnitt noch fauliger, das Moospolster durchbrochen von Pfützen. Einer der Mönche zog seinen Krummsäbel; er hatte eine Wasser schlänge erspäht, die sich in den Pfützen wand. Sie kroch in den Spalt einer verfallenen Mauer. »Dort drüben«, wisperte der Mönch, der die Schriftrolle trug. »Wir sind ganz in der Nähe!« Ejo übernahm die Führung. Schlamm hatte den Moosbewuchs abgelöst; mit jedem Schritt sackten die Arphater bis zu den Knöcheln ein. Gelegentlich hinderten die Ranken eines Sumpfgewächses ihr Fortkommen; doch schließlich erreichten sie ein Gebäude, das dem Verfall einigermaßen widerstanden hatte. Im schrägen Winkel ragte es aus dem Schlamm, sein Dach von Schwämmen befallen, die Mauern von Wandrosen gezeichnet. Schachtelhalme schirmten den düsteren Eingang ab, zwei rostige Angeln verrieten, wo einst die Tür gehangen hatte.
    »Hier muß es sein.« Aufgeregt drängte sich der Mönch an Ejos Seite. »Aber die Tür … ich kann sie nicht sehen.« »Will Sai'Kanee ein Spiel mit uns treiben?« Der Schechim hob die Fackel und leuchtete den zugewachsenen Eingang aus. »Los, geht hinein … seht nach, ob sich diese Tochter einer Kröte dort versteckt hält.« Ehe die Mönche dem Befehl nachkommen konnten, wehte plötzlich ein Luftstrom aus dem Loch; der Schachtelhalm rauschte und wogte, und die Fackeln der Arphater erloschen. Erschrocken wich der Schechim zurück.
    »EjO … ICH HÖRE DICH … ICH HÖRE DEINEN ATEM Das Flüstern hallte aus dem Gebäude. Zugleich wanderte ein silbriger Glanz an den Steinbogen des Eingangs entlang, und für einen Lidschlag erkannte Ejo eine dürre Gestalt mit verformten Gliedern. Der Schechim riß seinen Säbel aus der Scheide.
    »Wer ist dort? Zeige dich, wer du auch bist!«
    »GLAM … NENNE MICH GLAM … SO HAT AUCH SIE MICH GENANNT, JENE, DIE DU SUCHST.« »Sprichst du von Sai'Kanee?« Ejo bemühte sich, Fassung zu bewahren. »Wenn du in ihrem Auftrag kommst, dann zeige dich.«
    »ICH DARF NICHT INS LICHT KOMMEN.« Das Flüstern mischte sich mit dem Rauschen der Halme. »MEIN HERR HAT ES VERBOTEN.«
    »So, und wer ist dieser Herr, du Ratte?« Ejo teilte mit dem Säbel das Halmdickicht. »Wer hat uns hierhergelockt?«
    »MEIN HERR IST DER HERR DEINER HERRIN«, flüsterte Glam,

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